Corona hat uns mehr denn je zu Stubenhockern gemacht. Häuser und Wohnungen wurden renoviert, anders gestrichen neu möbliert, Gärten und Balkone zu Oasen umfunktioniert. Wer Glück hatte, konnte gar in seine eigenen vier Wände einziehen.
Doch dieses Glück ist nur sehr wenigen beschieden. Die Preise für Wohneigentum haben seit Ausbruch von Corona im Jahr 2020 kräftig angezogen, wie Donato Scognamiglio, Chef des Immobiliendienstleisters Iazi, diese Woche an einer Medienkonferenz erläuterte. Die Löhne könnten nicht mehr mit den Immobilienpreisen mithalten.
Immobilien kosten seit 2000 170 Prozent mehr
Seit dem Jahr 2000 haben die Löhne um 10 bis 15 Prozent, die Immobilienpreise dagegen um 170 Prozent angezogen. Daher schaffe man es mit Arbeiten nicht mehr, eine Immobilie zu kaufen. Es brauche eben auch hier eine 3G-Lösung, sagt Scognamiglio: «Gewonnen, geerbt oder gestohlen.» Anders könne ein Heim fast nicht mehr finanziert werden.
In Städten und der Agglomeration braucht es heute deutlich über eine Million Franken, um sich ein Haus zu kaufen. In Zürich zahlt man für ein frei stehendes Haus in gutem Zustand, mit rund 140 Quadratmetern Wohnfläche im Schnitt 2,5 Millionen Franken. In Basel kostet eine vergleichbare Immobilie 1,7 Millionen Franken, in Bern 1,5 Millionen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Iazi, die diese Woche vorgestellt wurde.
Hier gibt es Häuser für unter 1 Mio. Franken
Doch es gibt sie, die Einfamilienhäuser für unter einer Million Franken. In der Mehrheit der Schweizer Gemeinden wird man fündig, wie die aktuelle Grafik von Iazi zeigt. Nur in den rot markierten Orten sind die Häuser teurer.
Allerdings: Vor zehn Jahren sah dieselbe Karte für Häuser unter einer Million Franken noch ganz anders aus. Der Anteil rot markierter Orte war deutlich geringer.
Dennoch: Der Traum vom Eigenheim ist und bleibt für die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer ein Wunschtraum. Ältere Hausbesitzer trennen sich nur schwer vom trauten Heim.
Einerseits, weil sie so lange als möglich im eigenen Haus wohnen bleiben möchten. Andererseits, weil bei einem Verkauf die Belastung durch die Grundstückgewinnsteuer sehr hoch ist. Nur bei einer Ersatzbeschaffung könnten die Steuern aufgeschoben werden. Zudem würden ältere Einfamilienhäuser vermehrt abgerissen und die Grundstücke durch rentablere Mehrfamilienhäuser ersetzt, erklärt Donato Scognamiglio
Eine grosse Hürde sind nebst den steigenden Immobilienpreisen auch die strengen Eigenkapital- und die Tragbarkeitsvorschriften der Banken. Trotz tiefer Zinsen wird nämlich bei der Kreditvergabe ein kalkulatorischer Zins von 4 bis 5 Prozent verwendet. Damit wird berechnet, ob sich die Hypothekarnehmer auch bei steigenden Zinsen die Immobilie leisten können.
So bleiben die Schweizer weiterhin ein Volk von Mieterinnen und Mietern, obwohl sich als Eigentümer – sind die Hürden erst einmal überwunden – viel Geld sparen liesse. (cny)