Auf einen Blick
- Elektroauto-Verkäufe in der Schweiz gehen zurück, Verbrenner bleiben beliebt
- Junge Generation bevorzugt überraschenderweise klassische Benziner-Autos
- Porsche plant 800-Millionen-Euro-Sparprogramm aufgrund sinkender Elektroauto-Nachfrage
Elektroautos kommen in der Schweiz einfach nicht auf Touren. Die Zahlen für 2024 sind ernüchternd: Statt wie erhofft weiter nach oben gingen die Verkäufe reiner Elektroautos in der Schweiz 2024 zurück – und zwar gleich um elf Prozent! Auch der Start ins 2025 sieht nicht besser aus. Tesla zum Beispiel hat 27 Prozent weniger Autos verkauft als im Vorjahr. Ein Blick in die Verkaufsstatistik zeigt: Schweizerinnen und Schweizer greifen beim Autokauf weiterhin lieber zum klassischen Verbrenner als zum Elektroauto.
Das dürfte sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern, wie eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts YouGov im Auftrag von Autoscout 24 zeigt. Das Fazit: Obwohl Elektrofahrzeuge im Jahr 2024 erschwinglicher wurden, haben viele Schweizerinnen und Schweizer gegenüber der E-Mobilität grosse Vorbehalte, die den Autokauf beeinflussen.
Junge wollen einen Benziner
Die Bereitschaft, innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Auto mit Elektroantrieb zu kaufen, ist vor allem bei den Jungen klein. Personen zwischen 18 und 29 Jahren – also die Generation, die über Jahrzehnte auf unseren Strassen unterwegs sein wird – bevorzugt den Benziner (88 Prozent). Heisst: Neun von zehn jungen Erwachsenen wollen den Benziner – und nicht das E-Auto! Das überrascht. Das gängige Klischee «jung = ökologisch = elektrisch unterwegs» greift nicht.
Bedenken wegen der geringen Reichweite von Stromern, hohen Anschaffungskosten und der fehlenden Ladeinfrastruktur – vor allem bei Mietwohnungen – schrecken viele ab. Schweizerinnen und Schweizer stellen sich deshalb lieber ein Auto mit Diesel- oder Benzinmotor in die Garage oder in die blaue Zone. Weil dieses Phänomen längst nicht nur in der Schweiz auftritt, müssen selbst grosse Autobauer nun über die Bücher. Und für viel Geld ihre Strategien anpassen.
Elektro-Macan kommt nicht an
Zum Beispiel Porsche. Der deutsche Sportwagenbauer hat heute Freitag Massnahmen präsentiert, mit denen er das Steuer herumreissen will. Alarmiert von einem Gewinneinbruch muss ein Sparprogramm her. Es ist 800 Millionen Euro schwer und soll Porsche wieder aus der Krise führen. Das Management will wieder mehr Verbrennermodelle entwickeln. Die Lage ist ernst, für die Pläne nimmt CEO Oliver Blume (56) auch eine sinkende Gewinnmarge in Kauf.
Exemplarisch zeigen sich die Probleme von Porsche am Bestseller Macan. Der SUV hat sich seit seiner Einführung 2014 weltweit 500'000 Mal verkauft. 2024 wurde das Erfolgsmodell, das es als Benziner oder Diesel gab, eingestellt. Der Nachfolger fährt rein elektrisch vor. Und das schmeckt vielen Kundinnen und Kunden nicht. Die Verkäufe brechen ein, der E-Macan steht sich in den Ausstellungsräumen der Porsche-Händler die Reifen platt.
Vor allem in China. Auf dem wichtigen Markt schrumpfen die Verkäufe um 30 Prozent. Ein Comeback der Benzin-Variante des Macan steht deshalb kurz bevor. «Wir prüfen die Möglichkeit, einige der ursprünglich geplanten Elektromodelle künftig mit Hybridantrieb oder Verbrennungsmotor auszustatten», sagt Porsche-Finanzchef Lutz Meschke (58).
Alfa Romeo mit Marschhalt
Eine Kehrtwende vollzieht auch Alfa Romeo, das mit dem neuen Junior eben den ersten reinen Stromer lanciert hat. Eigentlich wollten die Italiener in den wichtigsten Märkten Europa, USA und China schon 2027 eine vollständig elektrische Palette anbieten. Jetzt ändern sie ihre Einstellung – und bleiben vorerst doch beim Verbrennungsmotor. «Multi-Energie-Strategie» nennen die Italiener den Marschhalt in Richtung totale Elektrifizierung.
Sie wollen damit flexibler auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren können, also auch Stromer-Skeptikern weiter Autos verkaufen können. Das einst so klare Bekenntnis zum Elektroantrieb verschiebt Alfa Romeo nach hinten. Die Italiener haben gelernt. Auf ein konkretes Datum für das Verbrenner-Aus legen sie sich nicht mehr fest.