Bradley Birkenfeld (56) hat den Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA ins Rollen gebracht. Der damalige UBS-Banker in Genf war im Disput zwischen der US-Justiz und der Grossbank eine zwiespältige Schlüsselfigur: Zwar brauchte das US-Justizministerium seine Informationen, um aufzuzeigen, wie die UBS amerikanischen Kunden half, Gelder vor dem Fiskus zu verstecken.
Gleichzeitig wiesen die US-Ermittler Birkenfeld aber auch nach, dass er vor seinem Gang zu den US-Behörden versucht hatte, sich und seine Schäfchen in Liechtenstein ins Trockene zu bringen. Zuerst setzte es eine 30-monatige Haftstrafe für Birkenfeld ab, dann gabs 104 Millionen Dollar Belohnung.
Birkenfeld ist zurück
Noch heute posiert der Whistleblower gerne mit dem Millionen-Scheck. Das Geld erhielt Birkenfeld im Rahmen eines Programms der USA, das Whistleblower an den Einkünften aus Steuern beteiligte. Er wird nicht müde zu betonen, dass diese 104 Millionen Dollar die höchste je ausbezahle Summe in diesem Programm sei.
Birkenfeld hat also gleich doppelt abkassiert. Zuerst als UBS-Banker in Genf, dann durch den Verrat seines Arbeitgebers vom amerikanischen Staat.
In letzter Zeit ist es ruhig geworden um ihn. Doch jetzt ist der Schweizer Banken-Schreck wieder aufgetaucht. In Paris war er Mitte März beim UBS-Berufungsprozess aus privaten Gründen zugegen. Die Grossbank war vor zwei Jahren in erster Instanz zu einer Zahlung von 4,5 Milliarden Euro verurteilt worden. Jetzt fordert der Staat noch drei Milliarden.
«Korrupte Politiker, Richter und Banker»
Birkenfeld war aber nicht nur in Paris präsent. Am heutigen Mittwoch veröffentlichte der Whistleblower ohne Vorwarnung einen Brief im «Tages-Anzeiger». Dort wendet sich der Amerikaner direkt an die UBS-Aktionäre, Kunden und Mitarbeitenden sowie an den Schweizer Steuerzahler. Dies unmittelbar vor der am Donnerstag stattfindenden Generalversammlung.
Im Brief erzählt Birkenfeld von seiner Stippvisite in Paris. «Die gemäss erster Instanz rechtswidrigen Praktiken von UBS, ihre Vertuschungsstrategien und die aggressive Taktik von UBS-Bankern in Frankreich sind mir bestens bekannt.»
Dann geht der Banken-Schreck in die Offensive. Birkenfeld führt aus, dass er «alleine» einen überfälligen Wandel im Schweizer Bankensektor herbeigeführt habe. Dieser sei von «korrupten» Politikern, Richtern, Wirtschaftsprüfern und Bankern durchzogen. «Damit muss Schluss sein», fordert Birkenfeld.
Birkenfeld appelliert ans Schweizer Volk
Die UBS-Aktionäre müssten weiter für die massive finanzielle Belastung durch gigantische Bussgelder und Strafen geradestehen, stellt Birkenfeld fest. «Ausserdem stellt sich die Frage, warum die Schweizer Steuerzahler weiterhin für die Machenschaften von UBS aufkommen müssen, zumal diese Bussgelder und Strafen in Millionenhöhe in der Schweiz steuerlich geltend gemacht werden», schreibt er.
Am Schluss zeigt Birkenfeld seinen Beweggrund für den Brief auf. Er fürchtet sich vor «falschen Gerüchten» und «tendenziösen Berichten», die von UBS-Anwälten verbreitet würden. Birkenfeld appelliert: «Es ist Zeit, dass die UBS-Aktionäre und die Schweizer Steuerzahler zum Ausdruck bringen, dass sie von diesen verwerflichen Handlungen und – damit verbunden – den erhöhten wirtschaftlichen Kosten und dem potenziellen Rufschaden für das Schweizer Volk und die Schweiz genug haben.»
Die UBS hat auf Birkenfelds Brief noch nicht reagiert. Auf Anfrage von Blick teilt die Bank mit, dass man sich zum Thema nicht äussern möchte. (nim)