Die UBS kann es kaum erwarten, bis sie endlich mit der Integration der Credit Suisse beginnen kann. Ende Mai, spätestens in den ersten Junitagen sollte das letzte Okay einer Behörde für den Bankendeal des Jahrzehnts erteilt werden. Dem Vernehmen nach steht vor allem noch die Zustimmung der europäischen Wettbewerbsbehörde aus.
Um auf den Tag eins im Leben der neuen Super-UBS vorbereitet zu sein, hat die Bank am Dienstag Details zu Führungscrew und zur künftigen Struktur kommuniziert. Unter dem Holding-Dach der UBS Group AG werden zunächst zwei separate Muttergesellschaften parallel operieren, die UBS AG und die Credit Suisse AG. Beide Gesellschaften würden weiterhin ihre Tochtergesellschaften und Geschäftsstellen betreiben, ihre Kundinnen und Kunden betreuen und mit Gegenparteien Geschäfte machen. Die Integration werde stufenweise erfolgen. Für die Kunden der CS ändert sich vorläufig nichts.
Risikofaktor Komplexität
Das heisst, der CS wird nicht sogleich der Stecker gezogen, sondern die marode Bank wird nach und nach abgewickelt. Das ist durchaus sinnvoll. Denn wieso sollte die UBS solche Teile der CS erst integrieren, die sie möglichst bald verkaufen oder liquidieren will? Das ist nicht mehr als eine Gnadenfrist für die CS AG, die Schritt für Schritt in den kommenden Monaten verschwinden wird.
Diese Struktur ist auch Zeichen dafür, wo genau die grössten Risiken bei der Übernahme der CS liegen. Nämlich nicht zwingend in den sprichwörtlichen Leichen in den Tresorkellern der CS, sondern in der schieren Komplexität der ganzen Integration. Solange die beiden Banken parallel nebeneinander funktionieren, lassen sich mögliche Knackpunkte einfacher identifizieren.
Zumal die UBS schon jetzt einen vertieften Einblick in die Bücher der CS erhalten hat, ohne allerdings Details zu Kundenbeziehungen oder anderen Geschäftsgeheimnissen erfahren zu haben. Bislang ist man dabei offenbar auf keine unerfreulichen Überraschungen gestossen. Deshalb geht die UBS Stand jetzt davon aus, dass man die zugesicherten 9 Milliarden Franken vom Bund gar nicht benötigen werde.
Ein Anliegen, das UBS-CEO Sergio Ermotti (62) besonders wichtig ist. Die sogenannte Non-Core-Unit, also die eigentliche «Bad Bank» der CS, ist gleich beim Chef angesiedelt. Wie schon nach der Finanzkrise soll der Verkauf toxischer Anlagen auch bei der Rettung der CS zu einem Geschäft werden.
CS verbrennt Geld
Die UBS tut gut daran, sich zu sputen. Viel Zeit bei der Integration und Liquidation der CS-Teile hat die UBS nicht, verbrennt doch die Bank Monat für Monat Geld, gibt also wesentlich mehr aus, als sie einnimmt. Wie schlecht es um die CS wirklich steht, dürfte spätestens mit den erstmals gemeinsam vorgelegten Zahlen für das zweite Quartal bekannt werden. Diese sollen Mitte August präsentiert werden. Bis dahin könnte auch mehr Klarheit über das Schicksal des Schweizer Geschäfts der CS herrschen – also ob es integriert oder eigenständig weitergeführt wird.
«Dies ist ein entscheidender Moment für UBS, Credit Suisse und die gesamte Bankenbranche», lässt sich Ermotti in der Medienmitteilung zitieren. «Gemeinsam werden wir das Schweizer Modell des Finanzwesens – kapitaleffizient, risikobewusst und geprägt durch Stabilität und erstklassigen Service – weiter festigen und weltweit verkörpern.»
Dabei setzt der Tessiner auf eine bewährte Führungscrew – auf Leute, die teilweise schon lange bei der UBS arbeiten. Zum Beispiel auf den neuen Finanzchef Todd Tuckner (58) – und auf den aktuellen CS-CEO Ulrich Körner. Wichtig dabei ist, dass aus den alten Seilschaften kein neuer Club willfähriger Ja-Sager wird.