UBS-Angestellte fühlen sich benachteiligt
Die Grossbank wird von einer Kündigungswelle heimgesucht

Erst machte die CS mit Abgängen Schlagzeilen. Nun häufen sie sich bei der UBS. Personalentscheide werden hinterfragt, die Stimmung ist mies.
Publiziert: 18.10.2023 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 08:44 Uhr
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Die ersten ehemaligen CS-Angestellten verlassen die neue UBS bereits wieder.
Foto: AFP
Holger Alich
Handelszeitung

Sie hätte die Vorzeigefrau für die Integration der Credit Suisse werden können: Sabine Heller, langjährige Leiterin der Region Zürich bei der CS Schweiz. Sie sollte den Prestigeposten der Regionaldirektorin bei der UBS bekommen. Doch daraus wird nichts: Kaum ernannt, ist sie schon weg. Heller wechselt zu Lombard Odier.

Der Wechsel wirft ein Schlaglicht auf die laufende Integration. Die Zusammenführung der beiden Schweiz-Einheiten der Credit Suisse und der UBS ist ohne Zweifel der schwierigste Teil der Übung, den UBS-Chef Sergio Ermotti bis Ende 2025 über die Bühne gebracht haben will.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Doch nun rumort es in den in der Schweiz angesiedelten Bereichen der Grossbank. Dabei sind Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse und ihr Kollege Iqbal Khan, Leiter Wealth Management, gleichermassen gefordert.

Miese Stimmung bei der UBS

Bisher machten vor allem Abgänge von Toptalenten bei der Credit Suisse Schlagzeilen. Nun häufen sich die Wechsel von altgedienten UBSlern. Thomas Frauenlob zum Beispiel, Leiter des globalen Geschäfts mit unabhängigen Vermögensverwaltern (Financial Intermediaries), hat bei Julius Bär angeheuert. Dort zieht es auch Sonia Gössi hin, die, nach 19 Jahren bei der UBS, bei den Bären die Leitung des Schweiz-Geschäfts übernehmen soll. René Zwicky, langjähriger Marktgebietsleiter Wealth Management in Zürich heuerte bei der LLB an, um dort das Schweiz-Geschäft zu führen. Die Liste liesse sich fortsetzen.

«Die Stimmung ist mies», sagen mehrere UBS-interne Vertrauenspersonen gegenüber der «Handelszeitung». Viele der jüngsten Personalentscheide würden intern auf Unverständnis stossen. Und: Bei einigen UBSlern macht sich das Gefühl breit, sie würden gegenüber den CSlern benachteiligt – und das, obwohl die meisten der Führungsposition an UBS-Mitarbeitende gingen. Hinzu kommt: Vom Anspruch, mehr Frauen in Führungsjobs zu bringen, scheine nicht mehr viel übrig zu sein, wird moniert.

Zu reden gab in diesem Zusammenhang auch die Nominierung der zehn Regionaldirektoren bei der UBS Schweiz. Laut Quellen zählten bei der UBS die Regionen Zentralschweiz, Ostschweiz und Zürich im Wealth Management konstant zu den erfolgreichsten Regionen im internen Ranking. «Dennoch wurden in allen drei Regionen der Regionaldirektor oder die Regionaldirektorin ausgewechselt», sagt eine Auskunftsperson, «das versteht niemand.»

Hier kannst du übrigens den Podcast zu diesem Artikel hören.

Was bleibt vom Diversity-Versprechen?

In der Zentralschweiz zum Beispiel wurde Claudia Gasser der Titel der Regionaldirektorin weggenommen, diesen bekam nun der UBSler Daniel Cottini, der laut Quellen mit dem Firmenkundengeschäft aber den kleinsten Bereich in der Region verantwortet. In der Ostschweiz wurde mit Christoph Zeller ein CSler neu auf den Schild gehoben.

In Zürich sollte die CS-Frau Sabine Heller den Posten der Regionaldirektorin übernehmen. Sie wird nun durch Patrick O. Müller von der UBS ersetzt. Damit hat von den zehn Regionen der UBS Schweiz nur noch Bern eine Frau an ihrer Spitze: Christa Emminger de Grenus.

Die UBS will die einzelnen Benennungen der Regionaldirektoren nicht kommentieren. Allerdings wird die Bedeutung der Posten relativiert. So gibt es in den zehn Regionen je einen Segmentleiter für die Bereiche Retailbanking, Firmenkunden und das Wealth Management. Und einer dieser Spartenleiter ist gleichzeitig Regionaldirektor, der dann quasi als Primus inter Pares die Bank gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit in der Region repräsentiert – Weisungsbefugnisse habe ein Regionaldirektor oder eine Regionaldirektorin aber keine, heisst es.

Dennoch sorgen die Benennungen für Unruhe. Und bei einigen UBSlern macht sich die Sorge breit, bei der Integration zu kurz zu kommen. So sind die Halteprämien für CSler sehr genau zur Kenntnis genommen worden. «Wir haben aber nichts bekommen», sagt ein UBS-Kader.

9 Männer, 1 Frau: Die UBS-Regionaldirektoren

  • Aargau/Solothurn: André Spycher (UBS)
  • Basel: Patrice Kleewein (neu, bisher CS)
  • Bern: Christa Emmeninger de Grenus (neu, bisher Leiterin Privatkunden Zürich, UBS)
  • Genf: Jean-François Beausoleil (UBS)
  • Ostschweiz: Christoph Zeller, (neu, bisher CS)
  • Romandie: Patrick Bourloud (UBS)
  • Tessin: Luca Pedrotti (UBS)
  • Wallis: Iwan Willisch (UBS)
  • Zentralschweiz: Daniel Cottini (neu, bisher Leiter Firmenkunden Zentralschweiz bei der UBS)
  • Region Zürich: Patrick O. Müller (neu, bisher UBS)

Komplexe Gemengelage

«Die UBS hat die Situation total unterschätzt», heisst es von einem Bankenkenner. Doch werde auch gesehen, dass die Aufgabe fast schon unlösbar ist, beide Seiten beim Integrationsprozess zufriedenzustellen.

Auf der einen Seite muss die UBS-Führung den guten CS-Mitarbeitenden eine Perspektive geben. Bei der Besetzung der Schweiz-Geschäftsleitung kamen diese kaum zum Zuge: Nur CS-Schweiz-Chef André Helfenstein und Jean Haas, der Co-Chef der gemeinsamen Investmentbank in der Schweiz wird, sowie der neue Risiko-Chef Reto Müller haben es von der CS in das neue UBS-Führungsteam der Schweiz geschafft.
Auf der anderen Seite bedeuten übergangene UBSler potenzieller Unmut, denn diese werden meist von einer Schar langjähriger Kolleginnen und Kollegen gestützt. «Diese Seilschaften darf man nicht unterschätzen», so eine Auskunftsperson.

Als weiterer Grund für die Absetzbewegungen bei UBSlern wird auch der langwierige Integrationsprozess selbst genannt. «Die wenigsten haben Lust, sich in den kommenden Jahren nur mit Integrationsfragen zu beschäftigen, und wollen lieber mit den Kundinnen und Kunden arbeiten», ist von einer Konkurrenzbank zu hören, die sich gerade bei der UBS bedient hat.

Wie viel Geld fliesst ab?

Bleibt die Frage, ob die Bankerinnen und Banker, welche die UBS verlassen haben, die von ihnen betreuten Kundengelder zu ihren neuen Arbeitgebern herüberlocken können. Die Erfahrung lehrt, dass im Schnitt nur 30 Prozent der Kundengelder den Arbeitgeberwechsel ihres Beraters oder ihrer Beraterin mitvollziehen. Angesichts der Unruhe bei der UBS hofft der Topmanager eines Konkurrenten, dass dank dieser Sonderkonjunktur die Wechselquote der Gelder auf bis zu 50 Prozent gesteigert werden könne.

Sollte das Sabine Heller bei ihrem neuen Arbeitgeber Lombard Odier tatsächlich gelingen, wird sich ihre Anstellung und die am Markt kolportierte Gehaltssteigerung für die Genfer Privatbank am Ende bezahlt machen. UBS-Chef Sergio Ermotti dagegen hat bereits angekündigt, Kundenabwerbeversuche mit aller Macht unterbinden zu wollen. Die Übernahme der CS wird den Finanzplatz also noch lange in Atem halten.

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