UBS-Chef Sergio Ermotti (63) hat es zur Chefsache erklärt: Abgeflossene Kundenvermögen der Credit Suisse zurückholen – möglichst viele davon! «Es wird nicht einfach sein, die mehr als 200 Milliarden Dollar an Kundengeldern, die die Credit Suisse im vergangenen Jahr verlassen haben, zurückzugewinnen», erklärte Ermotti Ende August. «Aber es ist eine unserer obersten Prioritäten, so viel wie möglich zurückzugewinnen.»
Dazu kommt, dass die UBS auch versuchen muss, Kundinnen und Kunden bei der Stange zu halten, die zwecks Risikodiversifizierung ihr Geld bei beiden Grossbanken angelegt haben – und nun auf der Suche nach Alternativen sind.
Das Mittel dazu: Vorzugszinsen für vermögende Kunden. Die Agentur Reuters schreibt unter Berufung auf Insider, dass bei der UBS-Tochter Credit Suisse zum Teil Zinsen weit über dem Marktniveau angeboten werden. So gebe es für dreimonatiges Festgeld im Volumen von mindestens 50'000 Franken für Kunden bei der Credit Suisse einen jährlichen Zins von rund 1,8 Prozent.
Angst vor weiteren Abflüssen
Zum Vergleich: Bei der Zürcher Kantonalbank würden vergleichbare Einlagen ab 100'000 Franken mit 1,34 Prozent verzinst, bei Raiffeisen sind es gemäss Firmenangaben 1,2 Prozent, wie Reuters schreibt.
«Wie im Markt üblich, kann es spezifisch zugeschnittene Angebote geben, die auch von der Gesamtkundenbeziehung abhängen können», erklärte ein Sprecher der Credit Suisse zu den Recherchen der Nachrichtenagentur. Die UBS wollte sich dazu nicht äussern.
Weitere Abflüsse aus der Vermögensverwaltung der Credit Suisse werden von Analysten als eines der Hauptrisiken für die UBS angesehen. Da erstaunt es nicht, dass die UBS versucht, Kunden mit Vorzugszinsen zum Verweilen zu bewegen.