Nun hat Barbara Levi Mager, Rechtschefin der UBS, bereits den zweiten grosse Fall abgeschlossen. Im August einigte sie sich mit der US-Justiz über einen Streit in der Wohnbaufinanzierung in den USA, Kostenpunkt: 1,4 Milliarden Dollar. Dieses Wochenende hat Levi auch den Mosambik-Streitfall erledigt, den die UBS von der CS geerbt hatte. Er geht auf einen Milliardenkredit an Mosambik zurück, den der hochverschuldete Staat gar nie stemmen konnte. Deswegen wurde die Credit Suisse schon früher zu einer Busse von 475 Millionen und einem Kreditnachlass von 200 Millionen verdonnert.
Nun hat sich also Levi mit der Klägerin Mosambik aussergerichtlich geeinigt. Die Rede ist von einem weiteren Kreditabschlag von 100 Millionen Dollar zugunsten des ostafrikanischen Staates. Ob das zutrifft, ist nicht bekannt. Heute Montag gibt die Regierung in der Hauptstadt Maputo an einer Pressekonferenz mehr Details zum Deal mit der Schweizer Grossbank preis. Unter dem Strich hat der 1,5-Milliarden-Kredit, den die CS dem Land gewährte, bislang mindestens 800 Millionen an Bussen und Wiedergutmachung verschlungen, Rechtskosten und Reputationsschaden nicht eingerechnet.
Mal 1,5 Milliarden, mal 800 Millionen. Es sind Schadensummen, an die Chefjuristin Levi gewöhnt ist. Bereits als Chefin der Rechtsabteilung beim Rohstoffkonzern Rio Tinto waren dreistellige Millionenbeträge nicht ungewöhnlich. Und hochkomplexe Rechtsfälle, so wie im Fall von Guinea gegen Rio Tinto, ist sie ebenfalls gewohnt. Und Levi weiss, was sie will. Bestehen Aussichten auf einen vernünftigen Rechtsdeal, packt sie zu, denn jedes Zögern bringt nur Mehrkosten. Das ist auch bei der UBS das Verständnis.
Geld dafür ist da: Laut Schätzungen von Morgan Stanley hat die UBS rund 10 Milliarden Dollar für die Begleichung offener Rechtsfälle zur Seite gelegt.
Fünf-Millionen-Salär
Juristische Altlasten müssen vom Tisch: Diese Haltung geht auf die frühere UBS-Führung unter Präsident Axel Weber und Sergio Ermotti zurück. Schon vor zehn Jahren gab der einstige Notenbankchef Deutschlands die Devise durch, die Leichen zügig aus dem Keller zu räumen. Ermotti und sein damaliger Rechtschef Markus Diethelm setzten die Strategie der schnellen Lösungen um – im Gegensatz zur Credit Suisse, die unter Präsident Urs Rohner und General Legal Claudio Cerruti auf Zeit spielte und durch alle Gerichtsinstanzen kämpfte. Mit mässigem Ergebnis.
Das ist nicht der Stil von Levi. Als junge Juristin mit Jus-Abschluss in Mailand zog sie – ohne Englischkenntnisse – nach New York, schloss an der Fulham University in Law und Finance ab und heuerte bei US-Anwaltskanzlei als Junior an. Als man sie in einem der ersten Meetings fragte, ob sie Kaffee organisieren würde, wusste sie: Das war das letzte Mal; so erzählte sie es im Firmenmagazin bei dem auf Anwälte spezialisierten Headhunter Major, Lindsey & Afrika. Aus dieser Erfahrung rührt auch ihr Engagement für Frauen in den Legal Departments. Stets sei sie engagiert, Frauen voranzubringen. Sie setzt sich ein für flexible Arbeitszeiten, für Elternurlaub, für die Vereinbarkeit von Familie und Job. Sie ist selber Mutter von vier Kindern.
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Nach ihrer Rückkehr aus New York arbeitete Levi zuerst in Basel als General Council bei Sandoz und Novartis, später bei Rio Tinto. Heute, mit ihrem Spitzenjob in der Geschäftsleitung der UBS, dürfte Levi die höchstbezahlte Rechtschefin in einer Schweizer Firma sein. Ihr Salär liegt locker bei 5 Millionen, bei ihrem Stellenantritt 2021 erhielt sie eine Ersatzzahlung für aufgelaufene Aktien in der Höhe von 7 Millionen. Sie ist Chefin einer Rechtsabteilung mit siebenhundert Juristinnen und Juristen.
Noch hat Levi eine lange To-do-Liste. Der Fall Madoff beschäftigt immer noch Gerichte in Luxemburg, dazu ist der Crossborder-Fall mit Frankreich nicht ausgestanden. Und dann stehen noch ein paar Fälle aus der alten Credit Suisse an, zuvorderst der epische Streit um Lex Greensill, der noch Jahre Gerichte in London, Sidney und New York beschäftigen wird. Und schliesslich ist da noch der Zoff mit den Alt-Obligationären der Credit Suisse, der Heeren von Anwälten juristisches Futter liefert.