Die US-Notenbank Fed erhöht den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Er liegt damit auf einer Spanne zwischen 5 und 5,25 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 16 Jahren!
Die Fed vollzieht damit die zehnte Leitzinserhöhung in Folge. Sie hatte die Tiefzinspolitik vor gut einem Jahr beendet, um gegen die galoppierende Inflation vorzugehen. Die Inflationsrate in den USA beträgt aktuell 5 Prozent. Die Fed will die Inflation dank Zinserhöhungen wieder auf die Zielgrösse von 2 Prozent senken. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die Fed nun eine Zinspause einlegt.
Fed vollzieht Drahtseilakt
Höhere Zinsen sollen die Inflation drosseln, weil dadurch weniger Geld im Markt kursiert. Kredite aufzunehmen wird teurer. Das Geld auf dem Sparkonto anzulegen hingegen lukrativer. Das bremst die Wirtschaft, die vielerorts nach der Corona-Pandemie übermässig anzog und damit die Inflation anheizte.
Das Dilemma: Erhöhen die Währungshüter die Zinsen zu stark, dämpfen sie das Überschiessen der Wirtschaft nicht nur – sondern würgen das Wachstum gleich ganz ab, verursachen im schlimmsten Fall eine Rezession.
Das erklärt auch, warum Fed-Präsident Jerome Powell (70) die Zinsen schon zum zweiten Mal in Folge «nur» um 0,25 Prozentpunkte erhöht, während er letztes Jahr noch grössere Schritte von 0,75 Prozentpunkten gewagt hatte. Doch das Bankenbeben macht solche Zinsschritte nun unmöglich: In den USA sind seit Anfang Jahr vier Regionalbanken untergegangen, zuletzt Anfang dieser Woche die First Republic Bank.
Zinswende bringt Banken ins Straucheln
Langfristig profitieren die Banken zwar von höheren Zinsen – schliesslich muss die Kundschaft für Kredite dann tiefer ins Portemonnaie greifen. Kurzfristig allerdings hat die Zinswende die Banken auf dem falschen Fuss erwischt.
Die Kundschaft verlangt nach höheren Zinsen auf den Einlagen. Gleichzeitig sitzen Banken auf Bergen von Staatsanleihen, die fest verzinst sind. Und dieser Zins liegt bei Null, wenn Banken die Wertpapiere noch vor der Zinswende erstanden haben. Die Anleihen werfen nichts mehr ab, die Folge sind Milliardenabschreiber.
Tieferes Zinsniveau in der Schweiz
Am Donnerstagnachmittag entscheidet auch die Europäische Zentralbank (EZB) unter Christine Lagarde (67) über die weitere Zinsentwicklung. In der Schweiz hingegen steht der nächste Zinsentscheid erst im Juni an.
Auf Werte wie in den USA wird der Leitzins hier aber nicht steigen: Er liegt aktuell bei 1,5 Prozent. Die Inflation in der Schweiz ist mit 2,9 Prozent deutlich tiefer als anderswo. SNB-Chef Thomas Jordan (60) steht daher weniger unter Zugzwang als seine Pendants im Ausland.