Hast du dich auch schon gefragt, weshalb der Briefkasten dieser Tage immer voll ist? Der gelbe Riese verteilt momentan tonnenweise Wahlpropaganda in die Briefkästen der Schweizer Haushalte – trotz Stopp-Werbung-Kleber. Eigentlich kann man viel deutlicher seinem Willen nicht Ausdruck verleihen, dass man keine Werbung will – welcher Art auch immer.
Die Post rechtfertigt die Missachtung des Klebers bei Wahlpropaganda mit demokratischen Argumenten. Sie weist ihre Pöstler an, Wahlwerbung auch dann zuzustellen, wenn auf dem Briefkasten ein Stopp-Werbung-Sticker klebt. Die Post sagt im Bericht der «Sonntagszeitung», sie behandle Wahlwerbung gleich wie das reguläre Wahlmaterial und wie amtliche Briefe: also als «offizielle Sendung». Bei dieser gelte der Kleber nicht. Vor 20 Jahren hat dieser Auslegung auch der Konsumentenschutz zugestimmt.
Keine gesetzliche Grundlage
Auf den ersten Blick ein edler Zug der Post. Der wahre Grund dürfte allerdings ein anderer sein: Der Staatsbetrieb verdient fast dreimal so viel Geld, wenn er die Sendungen auch an Haushalte mit Stopp-Werbung-Klebern verteilt, wie Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen. Wegen der viel grösseren Zahl von Zustelladressen verdient die Post mit der Politpropaganda mehr, indem sie die Kleber ignoriert. Die Post widerspricht dem.
Konsumentenschützerin Sara Stalder bestätigt das Buebetrickli der Post aber. Denn: Auch wer einen Stopp-Werbung-Kleber auf seinem Briefkasten hat, bekommt so all die Flyer, Prospekte und Wahlzeitungen zugestellt. Ohne gesetzliche Grundlage. «Konsumenten klagen immer wieder, dass sie mit Wahlwerbung eingedeckt werden, obwohl sie einen Stopp-Werbung-Kleber am Briefkasten haben», sagt sie.
Und erklärt heute in der «SonntagsZeitung» zum 20-jährigen Vertrag mit der Post: «Wir sind nicht mehr restlos zufrieden mit der Tatsache, dass der Wunsch vieler Kunden bei politischer Werbung einfach ignoriert werden darf.»
«Post will mehr Geld verdienen»
Für Stalder ist zudem klar: «Die Post will mehr Geld verdienen, indem sie Werbesendungen an mehr Haushalte verteilen kann.» Der gelbe Riese wolle so das Briefgeschäft retten. «Doch das ist der falsche Weg.» Die Post habe schon mehrmals versucht, Kunden mit Aktionen dazu zu bewegen, die Kleber zu entfernen. (pbe)