Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) – Christine Lagarde (68) – hält weiterhin an der Zinspause fest. Sie belässt den Leitzins in der Eurozone bei 4,5 Prozent. Bereits zum zweiten Mal infolge gibt es keine Veränderungen des Leitzinses. Der Zeitpunkt für Zinssenkungen ist also noch nicht gekommen. Das entschied der EZB-Rat bei seiner ersten Sitzung im neuen Jahr am Donnerstag in Frankfurt.
Niedrigere Zinsen könnten der schwächelnden Konjunktur zwar auf die Sprünge helfen. Die Inflation ist in der Eurozone im Dezember 2023 erstmals seit Monaten wieder leicht gestiegen – auf 2,9 Prozent. Im November 2023 hatte die Inflationsrate im Währungsraum mit 2,4 Prozent den tiefsten Stand seit Sommer 2021 markiert.
Zehn Zinserhöhungen infolge
Im Juli 2022 hatte die EZB die Jahre der Null- und Negativzinsen beendet, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank die Zinsen nach oben. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Teurere Kredite sind allerdings zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern.
Mehr zur Geldpolitik
Dass die Inflation zuletzt tendenziell rückläufig war, verschafft den Währungshütern Spielraum, die Geldpolitik wieder zu lockern. Von Zinssenkungen könnte die schwächelnde Konjunktur im Euroraum und in Europas grösster Volkswirtschaft Deutschland profitieren.
Oberstes Ziel der EZB ist es, für einen stabilen Euro zu sorgen. Dies sehen die Währungshüter erreicht, wenn die Preise nicht zu stark steigen: Mittelfristig strebt die Notenbank Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Höhere Inflationsraten mindern die Kaufkraft von Konsumentinnen und Konsumenten, weil diese sich für einen Euro dann weniger leisten können.
Zinssenkung womöglich im Sommer
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos Mitte Januar hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde gesagt, eine Zinssenkung in diesem Sommer sei durchaus wahrscheinlich. Zugleich dämpfte die Französin die Erwartungen mit Verweis auf die Konjunkturabhängigkeit der Geldpolitik.
Kommende Woche wird die US-Notenbank FED am Mittwoch über den nächsten Zinsschritt entscheiden. Experten rechnen damit, dass auch hier die Zinsen unverändert bleiben. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird dagegen erst im März über den nächsten Zinsschritt entscheiden. In der Schweiz ist die Teuerung mit 1,7 Prozent im Dezember nach wie vor deutlich tiefer als in der Eurozone.