Die Preise in der Schweiz haben im Juli gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent zugelegt. Ein erneuter Rückgang der Inflation, dieses Mal um 0,1 Prozentpunkte. Damit fällt die Teuerung immer tiefer unter die magische Grenze von 2 Prozent, wie von der Schweizerischen Nationalbank angestrebt. Doch was heisst das für die Schweiz? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Ist die Inflation jetzt im Griff?
Mehr zur Teuerung, Wirtschaftslage und Zinserhöhungen
Nein! Für eine Entwarnung ist es noch zu früh. «In den nächsten Monaten stehen noch ein paar Rückschläge an», sagt Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile (56). Das liegt in erster Linie an administrierten Preisen, die zumindest teilweise durch den Staat bestimmt oder reguliert werden. Deshalb schlägt hier die Teuerung erst mit Verzögerung durch. Tendenziell zeige der Kampf der Schweizerischen Nationalbank gegen die Inflation jedoch Wirkung.
Wie stark dürfte die Teuerung wieder anziehen?
«Wir erwarten, dass die Inflation wieder deutlich über die 2-Prozent-Schwelle steigt», sagt Hasenmaile. Der grösste Treiber werden dabei die Mietpreiserhöhungen sein, die im November in den Konsumentenpreisindex einfliessen. Im Januar folgt dann eine Reihe von weiteren Preiserhöhungen: beim Strom und den ÖV-Billetten sowie der Mehrwertsteuer, die von 7,7 auf 8,1 Prozent steigt.
Warum ist die Inflation zuletzt überhaupt so stark gesunken?
Das liegt in erster Linie an den deutlich gesunkenen Energiepreisen. So schossen der Öl- und Gaspreis im letzten Frühjahr nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs steil in die Höhe. Mittlerweile liegen sie wieder deutlich unter dem damaligen Niveau. Aber auch der starke Franken holt die Teuerung herunter, da er den Einkauf im Ausland vergünstigt. Importgüter kosteten im Juli 0,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Bei den Inlandgütern beträgt die Teuerung hingegen nach wie vor 2,3 Prozent.
Machen sich die sinkenden Importgüterpreise bald in den Geschäften bemerkbar?
Der Konsum der Schweizer Bevölkerung liegt nach wie vor auf einem hohen Niveau. «Solange die Nachfrage da ist und Preiserhöhungen akzeptiert werden, besteht für die Firmen wenig Grund, die Preise herabzusetzen. Dann nutzen sie ihre Preissetzungsmacht weiterhin aus», sagt Chefökonom Hasenmaile. Dabei hilft auch der weiterhin sehr stabile Arbeitsmarkt in der Schweiz. Erst wenn Kaufkraft und Konsum sinken, dürften auch die Preise merklich nachgeben.
Wird die Nationalbank die Zinsen im September erneut erhöhen?
Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 2 Prozent erhöhen wird. «Wir gehen von einer letzten Erhöhung aus», sagt Hasenmaile.
Dies, obwohl die Wirtschaft bereits jetzt deutlich abkühlt. Und damit Nachfrage und Preise weiter nachlassen und die Leute mehr sparen dürften. «Aufgrund der Fundamentaldaten der Wirtschaft wäre die Erhöhung nicht mehr nötig. Doch die SNB hat von Anfang an klargemacht, dass sie die Inflationsbekämpfung sehr ernst nimmt und dürfte hier nochmals ein Zeichen setzen», sagt Hasenmaile. Damit sollte dann auch möglichen Zweit- und Drittrunden der Wind aus Segeln genommen werden.