Die SRG-Direktion spart überall – nur nicht beim Kaderlohn. Im Pandemiejahr 2020 stieg das Salär der Teppichetage deutlich. Das Niveau der Lohnerhöhung übersteigt sogar den gesamtschweizerischen Durchschnitt, wie die Zeitungen von «CH Media» mit Verweis auf den SRG-Geschäftsbericht aufzeigen.
An der Spitze fliesst das Geld. SRG-Direktor Gilles Marchand verdiente insgesamt 533'000 Franken. Das ist fast identisch mit dem Vorjahr. Die sieben anderen Mitglieder der Geschäftsleitung erhielten im Schnitt 390'000 Franken. Der Lohn von Nathalie Wappler ist auf Bundesratsniveau.
Dabei steckt das Unternehmen in der Krise. Für 600 der rund 6000 Mitarbeiter bezog die SRG im letzten Jahr Gelder aus dem Kurzarbeitstopf. Der öffentliche Rundfunk schrieb rote Zahlen. Der Marktanteil des Fernsehens sank. Werbeeinnahmen fehlten. Eine Belästigungsaffäre in Genf sorgte für Unmut. Und die Studios in Zürich entwickelten sich zum Geldvernichter.
Unten knausrig, oben grosszügig
Am schlimmsten aber wiegt die Personalpolitik. Es regiert der Rotstift. 250 Jobs werden gestrichen, während oben mit der ganz grossen Kelle angerichtet wird. Die Boni fliessen. Der Lohn steigt. Das Portemonnaie füllt sich.
Das sorgt für ein Kopfschütteln bei zahlreichen Politikern in Bern. SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher nennt in den «CH Media»-Zeitungen die SBB als Vorbild. Dort verzichtet das oberste Kader – inklusive Konzernleitung – auf zehn Prozent der variablen Vergütung.
Das sei das Mindeste, sagt Gewerkschaftsvertreter Jérôme Hayoz. «Der Status quo ist das Zeugnis einer Führungsriege, welche die Tragweite der aktuellen Herausforderungen und Krisen immer noch nicht verstanden hat. Dass die Boni weiterhin so üppig fliessen, ist auch ein Schlag ins Gesicht all derer, die in den letzten Jahren entlassen wurden oder die am Arbeitsplatz wegen des Stellenabbaus höherem Druck ausgesetzt sind», so Hayoz zu «CH Media».
SRG verteidigen Saläre
«Völlig überrissen» findet die Lohnzahlungen schliesslich auch SVP-Nationalrat Gregor Rutz. Er stellt die Bonus-Politik als Ganzes infrage.
SRG-Sprecher Edi Estermann aber verteidigt die SRG-Saläre. Variable Lohnanteile seien an individuelle Ziele geknüpft, nicht an Unternehmenskennzahlen wie Gewinn, Quote oder anderem, so Estermann.
«Da die SRG kein gewinnorientiertes Unternehmen ist und bei ihren Abschlüssen eine schwarze Null anstrebt, macht eine Koppelung des variablen Lohnes an das Unternehmensergebnis wenig Sinn», sagt Estermann. (ise)