Wer sich den Traum eines eigenen Hotels erfüllen möchte – das Angebot ist gegenwärtig gross wie selten. Corona hat zwar eine nie dagewesene Reisewelle von Einheimischen im Land ausgelöst. Dennoch haben viele Hoteliers mit Existenzproblemen zu kämpfen. Derzeit sind in der Schweiz mehr als 200 Hotels zum Verkauf ausgeschrieben. Das entspricht etwa jedem 20. Hotelbetrieb.
Die tatsächliche Zahl der zum Verkauf stehenden Häuser dürfte jedoch höher liegen. Denn nicht alle willigen Verkäufer wählen gleich öffentliche Kanäle, um Investoren zu finden. Spitzenreiter ist das Wallis mit knapp 100 Hotels, die nach neuen Inhabern suchen. Im Kanton Graubünden sind es 26. Auch in den Kantonen Bern und Tessin ist das Angebot reichhaltig.
Dabei stehen alle Preisklassen zum Verkauf. Für die meisten Häuser gehören saftige Beträge hingeblättert, die bis in den zweistelligen Millionenbereich reichen. Eine kleine Herberge ist jedoch bereits ab 350'000 Franken zu haben, wie die «SonntagsZeitung» meldet.
120 Hotels droht der Konkurs
Die Branche erwartet in den nächsten Monaten eine Marktverschärfung mit mehr Verkaufsangeboten. Gemäss Immobilientreuhänder Jürg Zumkehr, Betreiber der Plattform hotelforsale.ch, haben es vor allem Ein-Saison-Betriebe im Tessin und im Wallis schwer, da sie nur im Sommer oder Winter geöffnet sind. Auch Seminar- und Stadthotels, die vor dem Ausbruch der Viruskrise noch boomten, hätten jetzt zu kämpfen.
Besonders im Ausland herrsche Kaufinteresse für Hotels in der Schweiz – darunter bei Investoren aus Asien, Russland, der Türkei und Israel. Reisebeschränkungen würden derzeit Verkäufe jedoch (noch) erschweren, zumal Interessenten aus gewissen Gebieten gar nicht anreisen können.
Laut Branchenverband Hotelleriesuisse sei der Konkurs das wahrscheinlichste Szenario für rund 120 Hotels. Vielen würden die nötigen Geldmittel fehlen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Gemäss einer Branchenumfrage mussten mehr als die Hälfte aller Hotelbetriebe geplante Investitionen wegen der Corona-Krise aufschieben oder ganz streichen. Damit dürfte sich die Strukturbereinigung in der Branche noch verschärfen. Seit 2009 haben bereits rund 15 Prozent der Hotels in der Schweiz den Betrieb eingestellt. (kes)