«Hier geht es klar um Schadens-Minimierung»
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Hotelchefin zu ihren Rabatten:«Hier geht es klar um Schadens-Minimierung»

Obwohl der Verband davor warnt
Jetzt geht die Rabatt-Schlacht der Hotels um Schweizer Gäste los

Rabatte auf breiter Front? Auf gar keinen Fall mit dem Preis runtergehen, rät der Verband Hotelleriesuisse seinen Mitgliedern. Doch sie tun es trotzdem, um einheimische Gäste im Corona-Sommer zu gewinnen. BLICK spricht mit den ersten, die die Rabattschlacht lostreten.
Publiziert: 18.05.2020 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2020 um 11:48 Uhr
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Brigitte Heller, Chefin des Hotels Monopol in Luzern, bietet ihren Gästen ein Gratis-Upgrade für Juniorsuiten an.
Foto: Selina Berner
Jenny Wagner

Leerstehende Zimmer, geschlossene Restaurants, freie Parkplätze. Der Albtraum für Hoteliers ist durch die Corona-Pandemie vielerorts Realität geworden. Jetzt kommen die Lockerungen und mit ihnen die Gäste zurück. Hoffentlich. Tausende Zimmer, die sonst lange im Voraus ausbucht sind, gilt es zu füllen. Viele Hotels zählen dabei auf die einheimischen Gäste.

Doch wie auf sich aufmerksam machen? Der Dachverband Hotelleriesuisse warnt die Betreiber, jetzt die Rabattkeule auszupacken. Preissenkungen würden die Lage gerade bei bereits angeschlagenen Hotels nur verschlimmern. «Hoteldienstleistungen verursachen Kosten. Und diese Kosten müssen ganz einfach durch die Preise gedeckt werden», sagt Patrik Bérod (62), Direktor Hotelleriesuisse Wallis.

Die Hälfte der Gäste wird in diesem Jahr fehlen. Das ist der Anteil der ausländischen Touristen in der Schweiz. Auch wenn Reisen innerhalb Europas wieder möglich sein sollten, schmerzen zum Beispiel die ausbleibenden Gäste aus dem asiatischen Raum. «Es wäre selbstmörderisch, die Preise noch weiter zu senken», warnt Bérod. Das hält aber nicht jeden Hotelbetrieb von Preissenkungen ab.

Stadthotels schlimmer dran als Berghotels

Laut Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (61) leben die Stadthotels zu 90 Prozent von ausländischen Gästen. «Die Berghotels haben in diesem Sommer wenigstens die Chance, Schweizer Gäste abzuholen», weiss Züllig. Er betreibt mit seiner Frau den Schweizerhof in der Lenzerheide GR.

Wenn Festivals ausfallen, Konzerte abgesagt sind und der Platz in Restaurants beschränkt ist, was zieht dann noch in die Stadt? Der Wunsch nach etwas Luxus vielleicht, noch mehr aber ein schöner Rabatt auf die Übernachtung.

Beides verspricht das Luzerner Vier-Sterne-Hotel Monopol. Gäste, die ein normales Zimmer in dem Hotel in der Stadtmitte buchen, erhalten ein Gratis-Upgrade. Sie dürfen in einer der Suiten übernachten. «Die Gäste freuen sich, wenn sie in den Genuss einer Juniorsuite kommen, ohne einen Aufpreis zu zahlen. Die Zimmer würden sonst leer stehen», sagt Brigitte Heller (56), Direktorin des Hotels Monopol, zu BLICK.

Das bedeutet: Wer ein Zimmer im Mai für zwei Personen bucht, zahlt 189 Franken und bekommt mit etwas Glück sogar die beste Suite mit 58 Quadratmetern. Deren Normalpreis: 750 Franken!

«Im Alltag herrschen nun aber Tagespreise, die von Angebot und Nachfrage bestimmt sind», erklärt Heller. Vom offiziellen Preis zahlt der Gast aktuell im Schnitt nur 50 Prozent. «Heute können wir nicht mehr von Kostendeckung ausgehen. Hier geht es klar um eine Schadensminimierung», so die Hoteldirektorin.

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Hotels für Geschäftskunden triffts ganz hart

Auch stadtnahe Hotels trifft die Krise stark, zum Beispiel das Kameha Grand in Opfikon ZH. Es liegt zwischen Stadt und Flughafen und hat sich auf Geschäftskunden und Events spezialisiert. Derzeit ist das kein valables Geschäftsmodell. Zwar blieb das Hotel geöffnet, doch die vielen Stornierungen hinterliessen auch hier Spuren.

«Das Preisniveau haben wir während der Krise der Marktsituation angepasst und werden dies auch künftig tun», sagt Stefan Wurm (38), Geschäftsführer des Hotels. Konkret: Wer jetzt ein Zimmer für den August bucht, zahlt fast 30 Prozent weniger als sonst, sprich 104 statt 149 Franken. Zudem wirbt Wurm nun um Familien. Zwei Zimmer der Premium-Kategorie mit Frühstück für alle Familienmitglieder gibts für 269 Franken pro Nacht.

«Wir bieten unseren Gästen alle Dienstleistungen an, die im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben möglich sind.» Das Restaurant, Frühstücksbuffet, Roomservice und Wellnessangebote werden seit dem 11. Mai wieder geführt. «Mit unserem Angebot wollen wir auch Schweizer Touristen abholen», erklärt der Geschäftsführer. Die Frage, ob trotz der niedrigen Preise die Kosten gedeckt seien, bejaht er.

Schweizer Berghotels locken mit Mittelmeer-Preisen

Aber nicht nur Stadthotels drehen an der Preisschraube. Auch in den Ferienorten in den Bergen kämpft man um die einheimischen Gäste. Auch hier senken erste Betreiber die Preise.

Das Bestzeit Hotel in Parpan GR richtet sich mit einem Spezialangebot an Familien. Kostet ein Familienarrangement, sprich zwei Zimmer mit mehreren Betten, im Sommer üblicherweise bis zu 420 Franken pro Nacht, zahlen Gäste in diesem Jahr ein Drittel weniger.

So kommt eine Familie mit zwei Kindern im Bestzeit-Hotel schon für 280 Franken pro Nacht zum Zug, heisst es auf Anfrage von BLICK. «Wir arbeiten an einem Konzept, das mit Mittelmeer-Angeboten vergleichbar oder sogar besser ist», kündigt Hoteldirektor Tieni Theus (56) an. Warum? Damit Schweizer nicht auf günstige Ferien verzichten müssen. Aber sicher auch, damit sich Gäste für das Bestzeit-Hotel entscheiden, erklärt er.

Kosten für Schutzmassnahmen belasten zusätzlich

Kosten, Kosten und nochmals Kosten. Karl Heinz Ammon (42), Direktor des Hotels Cresta in Flims GR, kann die Preise nicht senken, selbst wenn er wollte. Neben den Kosten für Hygieneschutz und Social Distancing kommen weitere Ausgaben auf Hotelbesitzer zu. «Dazu zählen ein erhöhter Mitarbeiterbedarf, da es keine Selbstbedienung mehr gibt, ein höherer Reinigungseinsatz, Hygieneartikel wie Masken und Handschuhe sowie teils bauliche Schutzmassnahmen», sagt Ammon. «Viele Hotelbesitzer können es sich in der ohnehin schon schwierigen Situation nicht leisten, die Preise weiter zu senken», sagt Andreas Züllig.

Noch greifen erst wenige Hotels in die Rabattkiste. «Doch der Preiskampf unter den Hotels wird kommen», steht für die Luzerner Hotelière Brigitte Heller fest. Je wieder mehr Hotels wieder öffneten, umso schärfer werde die Konkurrenz und damit der Preiskampf.

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