Anstatt sich am Strand in der Sonne zu fläzen, stürmen seit Beginn der Sommerferien Zehntausende Schweizer die heimischen Berggipfel. Das sorgt bereits für einen ersten Dichtestress. Freuen tut es die Berghotels. Bei ihnen sind die Betten belegt, die Corona-Sorgen verflogen. Gleichzeitig machen sie klar: Schweizer Gäste sind mehr als nur Lückenbüsser für die ausbleibenden Auslandstouristen.
Denn geht es nach Ernst Wyrsch (58), könnten Schweizer ihre Vorliebe für Ferien im eigenen Land über die Corona-Krise hinweg bewahren. «Es ist eine einzigartige Chance, die sich unserer Branche diesen Sommer bietet», sagt der Präsident des Bündner Hotelier-Verbands.
Fokus auf Schweizer zahlt sich aus
«Regionen, die bereits länger auf Schweizer Touristen setzen, werden jetzt dank Mundpropaganda mit Buchungen überschwemmt.» Beispiel Bergell: Der Grossteil der Besucher in den Sommermonaten ist einheimisch – auch ohne Corona.
Jetzt sind viele Hotels in der Region bereits ausgebucht. «Uns kommen die Reisebeschränkungen zugute und bescheren uns nebst den Stammgästen weitere Erstbesucher», sagt die Bergeller Tourismus-Direktorin Eli Müller (34).
Einzigartige Buchungsflut
Auch im Rest von Graubünden sieht es gut aus. Das «Waldhaus» in Sils im Engadin verzeichnet seit der Wiedereröffnung Anfang Juni höhere Buchungszahlen als im Vorjahr: «Das Ausbleiben der amerikanischen Gäste konnten wir durch Schweizer Gäste kompensieren», sagt Hotel-Direktor Claudio Dietrich (43).
Doch nicht nur im mondänen Engadin, auch in den Bündner Seitentälern sieht es gut aus. Im Val Müstair jubeln die Hotelbesitzer wieder. Rolf Gubler (65), Geschäftsführer des Hotels Al Rom, erhält täglich zwischen zehn und 30 Buchungen. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt er. Gegenüber dem letzten Jahr ist die Gästezahl um 45 Prozent gestiegen!
Ähnlich sieht es beim «The Chedi» in Andermatt UR aus. Zwei Drittel der Gäste stammen aus der Schweiz. Auch viele Deutsche steigen im Fünfsternehaus ab. Die Buchungszahlen sind sogar so gut, dass das Management im Vergleich zum Vorjahr die Preise erhöht hat.
Auch das Wallis profitiert im Corona-Sommer. «Generell ist die Auslastung im Juli besser als erwartet», sagt Damian Constantin (53), Direktor von Wallis Promotion. «Vor allem Hotels in Destinationen mit hohem Anteil an Schweizer Gästen wie Leukerbad, Saas-Fee und Aletsch werden derzeit viel gebucht.»
Schweizer reisen weniger in die Städte
Der Direktor von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger (49), kann das bestätigen. Er tourt gerade mit seiner Familie durch das Wallis. Derzeit ist er mit Frau und Sohn (14) in Crans-Montana. «Den Destinationen, die traditionell auf einen hohen Anteil Schweizer Touristen setzen, geht es diesen Sommer sehr gut», sagt er gegenüber BLICK.
Die Corona-Gewinner sind: Graubünden, Tessin, Uri und Wallis – wobei Letzteres einige Ausnahmen vorweist. Das bei Ausländern beliebte Zermatt ist auch diesen Sommer bis auf einige Ausnahmen gut von Schweizern besucht, so Nydegger. Verbier und Nendaz hingegen weniger stark.
Während Bergregionen jubeln, herrscht in den Städten und in stark von Ausländern abhängigen Destinationen Katerstimmung. Prekär ist die Lage etwa in der Chinesen-Hochburg Luzern. Dort klagt Hotel-Monopol-Direktorin Brigitte Heller (56): «30 Prozent der Zimmer sind momentan belegt, normal wären 80 bis 90 Prozent.» Mehrere andere Hotels beklagen eine ähnlich schlechte Auslastung. Mit einer Besserung der Situation rechnet keiner der Befragten.
Noch schlimmer: Die Verzweiflung der Luzerner Hotelbetreiber schlägt sich bereits auf die Preise nieder. «In Luzern herrscht ein Preiskampf», weiss Heller. Sie musste die Preise ihrer 4-Sterne-Zimmer bereits massiv senken, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.
Auch Hoteliers in Interlaken BE haben es diesen Sommer schwer. Mit ihrem traditionell hohen Anteil ausländischer Touristen aus Asien und dem arabischen Raum bleiben die Betten in den Hotels leer. Das Hotel Royal St Georges in Interlaken BE hätte im Juli normalweise Hochsaison: «Eigentlich sollte das Hotel jetzt praktisch ausgebucht sein», sagt Direktor Karim Abid (40). Das Ausbleiben ausländischer Gäste ist für das Boutique-Hotel katastrophal. Nur ein Drittel der Zimmer ist belegt.
Auch mit dem Preis musste Abid massiv runter: «Normalerweise bringen wir die Zimmer für 450 Franken an den Mann, jetzt sind wir froh, wenn es 250 Franken sind.» Er weiss, warum der Touristenmagnet im Berner Oberland momentan schwer zu beissen hat: «Normalerweise empfangen wir während der Sommermonate praktisch keine Schweizer.»
Vielleicht kommen die asiatischen und arabischen Touristen aber schon bald wieder. Ab heute gelten für Staatsangehörige aus Südkorea, Thailand und Japan wieder die gewöhnlichen Einreisevoraussetzungen. Levin Stamm und Jenny Wagner
Während Bergregionen jubeln, herrscht in den Städten und in stark von Ausländern abhängigen Destinationen Katerstimmung. Prekär ist die Lage etwa in der Chinesen-Hochburg Luzern. Dort klagt Hotel-Monopol-Direktorin Brigitte Heller (56): «30 Prozent der Zimmer sind momentan belegt, normal wären 80 bis 90 Prozent.» Mehrere andere Hotels beklagen eine ähnlich schlechte Auslastung. Mit einer Besserung der Situation rechnet keiner der Befragten.
Noch schlimmer: Die Verzweiflung der Luzerner Hotelbetreiber schlägt sich bereits auf die Preise nieder. «In Luzern herrscht ein Preiskampf», weiss Heller. Sie musste die Preise ihrer 4-Sterne-Zimmer bereits massiv senken, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.
Auch Hoteliers in Interlaken BE haben es diesen Sommer schwer. Mit ihrem traditionell hohen Anteil ausländischer Touristen aus Asien und dem arabischen Raum bleiben die Betten in den Hotels leer. Das Hotel Royal St Georges in Interlaken BE hätte im Juli normalweise Hochsaison: «Eigentlich sollte das Hotel jetzt praktisch ausgebucht sein», sagt Direktor Karim Abid (40). Das Ausbleiben ausländischer Gäste ist für das Boutique-Hotel katastrophal. Nur ein Drittel der Zimmer ist belegt.
Auch mit dem Preis musste Abid massiv runter: «Normalerweise bringen wir die Zimmer für 450 Franken an den Mann, jetzt sind wir froh, wenn es 250 Franken sind.» Er weiss, warum der Touristenmagnet im Berner Oberland momentan schwer zu beissen hat: «Normalerweise empfangen wir während der Sommermonate praktisch keine Schweizer.»
Vielleicht kommen die asiatischen und arabischen Touristen aber schon bald wieder. Ab heute gelten für Staatsangehörige aus Südkorea, Thailand und Japan wieder die gewöhnlichen Einreisevoraussetzungen. Levin Stamm und Jenny Wagner
Auch bei den Schweizer Jugendherbergen läuft der Rubel seit Beginn der Schulferien besser als erwartet. «Unsere Betriebe verzeichnen einen Buchungsstand von 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr», sagt CEO Janine Bunte (47). Damit ist das Horrorszenario mit lauter leeren Betten ausgeblieben.
Die Budget-Gasthäuser profitieren vor allem von der Verankerung in der eigenen Bevölkerung: In gewöhnlichen Jahren kommen fast 70 Prozent der Gäste aus der Schweiz. Hervorragend ist der Buchungsstand – ähnlich wie bei den Hotels – bei Herbergen in den Bergen und an den Seen. In den Städten ist die Nachfrage dagegen eingebrochen.
Kritisch wird es nach den Sommerferien aber auch in den Bergen. Denn sobald Schweizer Schüler wieder die Schulbank drücken, werden die 52 Betriebe den Wegfall von ausländischen Touristen kaum mehr mit Schweizern kompensieren können. Bleibt nur zu hoffen, dass bis dann auch wieder europäische Gäste den Weg vermehrt in Schweizer Jugendherbergen finden. Levin Stamm
Auch bei den Schweizer Jugendherbergen läuft der Rubel seit Beginn der Schulferien besser als erwartet. «Unsere Betriebe verzeichnen einen Buchungsstand von 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr», sagt CEO Janine Bunte (47). Damit ist das Horrorszenario mit lauter leeren Betten ausgeblieben.
Die Budget-Gasthäuser profitieren vor allem von der Verankerung in der eigenen Bevölkerung: In gewöhnlichen Jahren kommen fast 70 Prozent der Gäste aus der Schweiz. Hervorragend ist der Buchungsstand – ähnlich wie bei den Hotels – bei Herbergen in den Bergen und an den Seen. In den Städten ist die Nachfrage dagegen eingebrochen.
Kritisch wird es nach den Sommerferien aber auch in den Bergen. Denn sobald Schweizer Schüler wieder die Schulbank drücken, werden die 52 Betriebe den Wegfall von ausländischen Touristen kaum mehr mit Schweizern kompensieren können. Bleibt nur zu hoffen, dass bis dann auch wieder europäische Gäste den Weg vermehrt in Schweizer Jugendherbergen finden. Levin Stamm