Mit Millionen-Krediten und Kurzarbeit rettete der Bund zu Beginn der Corona-Krise die Hotelbranche vor dem Untergang. Bereits damals sagte Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (61) im Gespräch mit BLICK: «Das Hilfspaket des Bundes ist gut – es wird aber nicht reichen.» Drei Monate später herrscht in Schweizer Hotels noch immer gähnende Leere.
Darum fordert der Verband jetzt den Schuldenerlass der Covid-19-Kredite. Stattdessen sollen Betriebe das Geld für Investitionen nutzen und so konkurrenzfähig bleiben. Das schreibt Hotelleriesuisse in einer Mitteilung vom Montagvormittag.
Kommt es zu Massenentlassungen?
Von der Rückzahlung der Kredite verschont bleiben sollen Hotels «die vor der Krise marktfähig waren und über ein gesundes Geschäftsmodell verfügten», heisst es im Positionspapier des Verbandes. Nach welchen Kriterien diese Hotels bestimmt würden, darüber macht Hotelleriesuisse keine Angaben. Zudem soll der Hotelindustrie mit Steuererleichterungen unter die Arme gegriffen werden.
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Der Verband fordert eine Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung von zwölf auf 18 Monate. Gleichzeitig müssten über 70 Prozent der Betriebe «ihre Gesamtlohnsumme in diesem Jahr reduzieren.» Das heisst nichts anderes, als dass in der Hotelbranche eine Entlassungswelle anrollen wird.
Nicole Brändle von Hotelleriesuisse sagt auf Anfrage von BLICK, dass Hotels durch Pensumsreduktionen und das Auslaufen von Saisonverträgen versuchen, einen weiteren Stellenabbau zu verhindern. Trotzdem: Jeder vierte vom Verband befragte Betrieb musste bereits Personal entlassen. Und mit 13,3 Prozent ist die Arbeitslosenquote in der Hotelbranche fast dreimal höher als noch im Vorjahr.
Stadthotellerie leidet besonders
Obwohl das Schlimmste überstanden ist, stehen bei Hotels weiterhin schwere Zeiten an. Im Mai kletterte die Auslastung der Hotelbetten auf 15 Prozent gegenüber etwa zehn Prozent während des Lockdowns. Trotzdem liegen die Auslastungsprognosen für die Sommermonate markant tiefer als 2019. Aufs ganze Jahr rechnet der Verband mit einem Rückgang der Logiernächte von 30 Prozent – das entspricht einem Wertschöpfungsverlust von 900 Millionen Franken.
Von der Corona-Krise am stärksten betroffen ist die Stadthotellerie. Für den Sommer erwartet sie dreimal weniger Gäste als noch im Vorjahr. Denn nebst Überseetouristen aus China oder den USA fallen auch Geschäftsreisende weg. Davon sind Hotels in den Bergen weniger stark betroffen. Dank einheimischen Touristen können sie einen Teil des Umsatzeinbruches kompensieren.