Trauriger Rekord in reicher Schweiz
Warum es noch nie so viele in die Caritas-Märkte gezogen hat

Das dritte Rekordjahr in Folge: 2024 verzeichneten die Caritas-Märkte so viele Einkäufe wie noch nie. Menschen mit kleinem Budget leiden nach wie vor unter hohen Lebenshaltungskosten.
Publiziert: 08:39 Uhr
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Aktualisiert: 08:41 Uhr
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Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Milch ...
Foto: Stefan Bohrer

Auf einen Blick

  • Caritas-Märkte verzeichnen Rekordjahr trotz sinkender Inflation und Preissenkungen
  • Grundnahrungsmittel bleiben teuer, Olivenöl verdoppelte sich in zwei Jahren
  • 1,1 Millionen Verkäufe in 23 Caritas-Läden, durchschnittlich 3600 Kunden täglich
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

1 Liter Olivenöl für 7.50 Franken oder Vollmilch für 1.20 Franken: In den Caritas-Märkten gibt es diese Produkte zu extra günstigen Preisen zu kaufen. Und leider sind immer mehr Personen auf diese Angebote angewiesen.

1,1 Millionen Verkäufe zählen die Caritas-Märkte 2024. Das ist etwas mehr als im Vorjahr – und somit das dritte Rekordjahr in Folge. Pro Tag haben durchschnittlich 3600 Personen in den insgesamt 23 Caritas-Läden in der Deutsch- und Westschweiz eingekauft. Darunter auch Neukunden.

Dabei muss, wer im Caritas-Markt einkaufen geht, eine Ausweiskarte haben. Diese wird von Sozialämtern oder auch Caritas-Märkten ausgestellt. Davon profitieren Menschen mit einem kleinen Budget wie Asylsuchende, Flüchtlinge oder Personen, die Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen oder Stipendien erhalten – sie alle können vom Angebot profitieren. Auch wer eine Kulturlegi besitzt, darf im Caritas-Markt einkaufen.

Ernährung immer teurer

Dabei betrug die Jahresteuerung letztes Jahr im Schnitt 1,1 Prozent. Aber trotz sinkender Inflation belasten die höheren Lebenshaltungskosten besonders Menschen mit kleinerem Budget. «Neben den hohen Krankenkassenprämien sind immer noch die Mieten und die teureren Grundnahrungsmittel die Positionen, die armutsbetroffene und -gefährdete Menschen am meisten belasten», so Geschäftsführer Thomas Künzler (63) gegenüber Blick. 

Vor allem die Preise für Grundnahrungsmittel bleiben nach wie vor hoch. Innerhalb von zwei Jahren verdoppelten sich die Kosten für Olivenöl von 4.70 auf 10 Franken pro Liter. Der Preis für 250g Butter ist seit 2023 von 2.90 auf 3.50 Franken gestiegen. Zucker, Teigwaren, Kaffee, Schokolade zeigen dieselbe Tendenz. 

Deshalb werden diese Produkte besonders oft im Caritas-Markt eingekauft. Zusammen mit Früchten und Gemüsen machen in den Märkten zehn Grundnahrungsmittel rund die Hälfte des Umsatzes aus. Das Sortiment umfasst 1000 Artikel. Im Schnitt sind Grundnahrungsmittel 20 Prozent günstiger als im übrigen Detailhandel.

Weitere Preissenkungen geplant

Insgesamt machten die Märkte 2024 einen Umsatz von 17,7 Millionen. Das sind 100'000 Franken weniger als im Vorjahr. Der Rückgang lässt sich jedoch damit erklären, dass die Caritas die Preise auf ihre Produkte eigens gesenkt hat. Deshalb hat sie auch weniger verdient. Dabei finanzieren sich die Märkte über Spenden.

In diesem Jahr plant die Caritas nochmals Preissenkungen bei Milchprodukten und bei Produkten für die Körperpflege. Künzler sagt: «Niemand sollte aufgrund von Armut auf eine ausgewogene Ernährung verzichten müssen.»

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