Auf einen Blick
- Traditionsunternehmen Baumann Cheminéeöfen GmbH schliesst Ende des Jahres
- Firmeninhaber Christoph Bachmann fand keine Lösung für Produktionsstandort
- Pandemie und Energiekrise führten eigentlich zu einem Boom in der Ofenbranche
«Leidenschaft, die keine Grenzen kennt.» So bewirbt die Baumann Cheminéeöfen GmbH aus Steffisburg BE ihre Produkte für die heimelige Stube. Jeder Ofen ein Unikat. Nur: Das Feuer, mit dem die Berner Traditionsfirma ihre Cheminéeöfen, Holzkochherde und Grills für den Garten herstellt, erlischt bald. Ende Jahr stellt das Unternehmen seinen Betrieb ein, wie der «Berner Oberländer» berichtet. Damit verschwindet der letzte Ofenbauer seiner Art im Kanton Bern.
Der Grund für das Firmen-Aus ist nicht etwa das schlecht laufende Geschäft, sondern zu hohe Investitionen, die nötig wären. Ende Jahr läuft der Mietvertrag für die Liegenschaft aus. Geschäftsführer Christoph Bachmann stand vor der Wahl: Entweder kauft er die Immobilie an der Bernstrasse 81 in Steffisburg oder er steht ohne Produktionsstandort da. Er entschied sich für Letzteres – inklusive Geschäftsaufgabe. «Die Liegenschaft selber zu übernehmen, ist für mich finanziell nicht tragbar», sagte Bachmann gegenüber der Zeitung. Denn auch in der Werkstatt wären grössere Investitionen angefallen.
Firma verkauft am Samstag die letzten Öfen
Das Kuriose an der Geschichte: Die Liegenschaft gehört Daniel Baumann, der das KMU einst gegründet hatte. Anfang 2016 verkaufte er die Baumann Cheminéeöfen GmbH an den jetzigen Geschäftsleiter Bachmann. Nun will Baumann auch die Immobilie mit Werkstatt, Büro- und Wohnräumen zu Geld machen.
Inhaber Bachmann hat bereits damit begonnen, den Betrieb herunterzufahren. Aktuell hat er nur noch drei Mitarbeitende, Anfang Jahr waren es noch sechs. Und jetzt muss alles raus: Diesen Samstag gibt es von 10 bis 16 Uhr einen Ausverkauf der verbleibenden Ware. Auch Werkzeug und Verbrauchsmaterial gehen zu tiefen Preisen weg. Bis spätestens im Januar montiert der Betrieb die letzten bestellten Öfen – eine Auflösung in Raten.
Florierendes Geschäft während Corona
Dabei lief das Geschäft eigentlich ziemlich stabil. Der Betrieb hätte «intakte Marktchancen» für eine «erfolgreiche Zukunft» gehabt, urteilt Bachmann im Bericht. Und während der Pandemie, unter der viele Industriezweige litten, erlebte Baumann Cheminéeöfen gar einen Boom. «2022 mussten wir den Laden phasenweise schliessen, weil wir komplett am Anschlag liefen», so der Geschäftsführer. Das Geschäft florierte auch nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der darauf folgenden Energiekrise. Plötzlich wollten alle einen Holzofen haben. Die Aufträge verdoppelten sich auf 200 Öfen in einem Jahr.
Auch deshalb bedauert Bachmann das anstehende Ende. Er lässt aber durchblicken, offen für eine Nachfolgelösung zu sein. «Wenn jemand eine gute Idee hat, wie man die Marke Baumann Cheminéeöfen und ihre tollen Produkte doch noch in die Zukunft retten könnte, würden wir sicher Hand bieten.»