Auf einen Blick
- Wirt muss Schlüssel für Restaurant Rössli abgeben
- Der Familienvater mit tamilischen Wurzeln steht vor ungewisser Zukunft, er verliert auch die Wohnung
- Personalkosten und hohe Strompreise führten zur Schliessung
Eigentlich hätte Wirt Malaichchelvan Arunasalam (53) bereits am Montag die Schlüssel zum Restaurant Rössli in Worb BE abgeben müssen. Als Blick am Dienstag in der Dorfbeiz anruft, geht Oski, wie er von allen genannt wird, doch noch an den Hörer. Das Konkursamt habe den Termin auf Dienstag verschoben, teilt er mit.
Damit hat Arunasalam eine Gnadenfrist erhalten – von einem Tag. «Gleich muss ich die Schlüssel für das Lokal abgeben», sagt der scheidende Rössli-Wirt. Und weiter: «Wie es für mich danach weitergeht, weiss ich noch nicht.» Das Schicksal trifft ihn gleich doppelt: Zur Dorfbeiz gehört auch die Wirtewohnung, aus der Arunasalam ebenfalls ausziehen muss. Die Mietverträge laufen gekoppelt.
Vorerst darf Oski im Haus bleiben
Später zumindest eine halbe Entwarnung. Oski ruft zurück. Der Konkursverwalter habe ihm einen Schlüssel gelassen, damit er weiterhin in die Wohnung kommt. Diese hat keinen eigenen Eingang, sondern ist nur durch das Lokal erreichbar.
In den nächsten Stunden oder Tagen werde sich zeigen, wie lange er noch in der Wohnung bleiben könne, sagt der Familienvater mit tamilischen Wurzeln.
Langer Überlebenskampf
Am Samstag bewirtete Arunasalam im Rössli zum letzten Mal Gäste, wie das Internetportal Bern Ost berichtet. Das Ende kam nicht unerwartet, aber überraschend schnell. Denn der Wirt kämpfte schon seit längerem ums Überleben des Rössli – umsonst.
Seit der Pandemie sei es nicht mehr gut gelaufen, so Oski. Zu oft habe er zugesehen, wie Pizzakuriere vorbeifuhren, während seine Tische leer blieben und er auf seinen Gerichten sitzen blieb.
Bereits im Sommer gab es einen Mitwirkungsanlass mit dem Ziel, die Dorfbeiz wieder zum Laufen zu bringen. Doch dieser hätte höchstens langfristig geholfen, und so viel Zeit blieb Arunasalam nicht. Trotzdem versuchte er alles, noch am 4. Oktober lancierte er seine aktuelle Herbstkarte mit Wildgerichten und Kürbissuppe.
Strompreishölle Richigen
Den Rest gaben dem Rössli unter anderem die hohen Strompreise. Der Worber Ortsteil Richigen, wo sich das Restaurant befindet, sorgte letztes Jahr als Dorf mit den schweizweit höchsten Stromkosten für Aufsehen. Für dieses Jahr ist der Tarif zwar wieder etwas zurückgegangen, gehört aber weiterhin zu den höchsten in der Schweiz.
Dazu kamen die Ausgaben fürs Personal. «Ob ich einen Gast habe oder zwanzig – ich benötige jemanden im Service», sagte er gegenüber Bern Ost. «Ich kann nicht gleichzeitig kochen und servieren.»
«Es reichte nicht mehr, um die Rechnungen zu bezahlen»
Vorletzte Woche kam dann der endgültige Schlag für das Rössli und Oski: «Es reichte nicht mehr, um die Rechnungen zu bezahlen», erklärt er. «Ich folgte deshalb dem Rat meines Treuhänders und meldete Konkurs an.»
Danach ging alles ganz schnell, keine zwei Wochen später muss sich Arunasalam nicht nur einen neuen Job, sondern auch eine neue Wohnung suchen. Gleichzeitig verliert das Dorf Richigen die letzte Beiz, die trotz schwindender Kundschaft bis am Schluss ein wichtiger Treffpunkt der dortigen Einwohner war.