Es vergeht keine Woche ohne schlechte Nachrichten von Bäckereien, die schliessen müssen. Das neuste Beispiel zeigt, dass es auch traditionsreiche Betriebe an bester Lage treffen kann. Am Zürcher Albisriederplatz – einem Verkehrsknoten mit viel Laufkundschaft – schliesst das Café Bauer Ende August für immer. 1922 wurde in der Backstube zum ersten Mal eingeheizt. In zwei Wochen geht der Ofen für immer aus.
Die Bäckerei war über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für ihre Torten, welche auf Bestellung frisch kreiert wurden. Bei Passanten war sie beliebt wegen ihrer Lage. Von einem der Tischchen auf dem Trottoir aus hat man einen guten Blick auf das lebhafte Treiben auf dem Albisriederplatz. Das Aus kommt deshalb überraschend. Was sind die Gründe?
«Können mit Grossverteilern nicht mithalten»
«Der Laden war mein Baby», sagt Dominique Widmer (43) zu Blick. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Firma, welcher der Betrieb gehört, und war in den letzten zehn Jahren für die Bäckerei Bauer verantwortlich. «Wir haben jahrelang vieles probiert und einiges draufgelegt», führt er aus. «Schweren Herzens haben wir uns entschieden, die Bäckerei zu schliessen.»
Das Geschäftsumfeld habe sich in den letzten Jahren stark verändert. «Bei uns wird noch viel vor Ort in Handarbeit produziert. Zusammen mit den gestiegenen Preisen für Personal, Rahm, Butter oder Eier können wir mit den Grossverteilern und Grossbäckereien einfach nicht mehr mithalten», erklärt Widmer.
Am Sonntag laufe der Betrieb jeweils bestens, sagt er. Unter der Woche würden ihm aber die Detailhändler Migros und Coop in direkter Umgebung zu schaffen machen. Hinzu kommt: «Der Eintritt einer weiteren Bäckerei am Albisriederplatz hat zusätzlich einen Teil des notwendigen Umsatzes abgegraben.»
Neun Angestellte verlieren ihren Job
Widmer freut sich aber, dass er den Standort behalten kann. «Es ist wichtig, dass hier nicht ein weiterer Systemgastronom eine Filiale eröffnet», sagt er. Jahrelang machten Gerüchte die Runde, dass sich unter anderem Mc Donald's oder Starbucks für die Lokalitäten interessierten. Nun übernimmt das Suan Long, ein asiatisches Restaurant, das heute schon in der Liegenschaft präsent ist, die Fläche. Und mit ihr auch einen Teil der Belegschaft des Cafés.
Ein Grossteil der über 30 Mitarbeitenden kann somit bleiben. «Das Personal aus der Produktion und Verkäuferinnen der Bäckerei können wir leider nicht übernehmen», sagt er. Neun Angestellte verlieren ihren Job. Die meisten hätten aber bereits eine neue Stelle oder etwas in Aussicht. Fachkräfte seien sehr gefragt. Man unterstütze die Betroffenen bei der Jobsuche, so Widmer.