Diese Restaurantschliessung kam aus heiterem Himmel! Der edle Belvoirpark in Zürich macht seine Pforten Ende Jahr dicht. Eigentlich war geplant, dass das Lokal – in einem wunderbaren Park gelegen – 2024 saniert werden sollte. Daraus wird nun nichts. Pikant: Das Restaurant wird ausgerechnet vom Branchenverband Gastrosuisse betrieben.
«Der Entscheid ist uns nicht leichtgefallen», sagt Fred Heinzelmann von der Belvoirpark AG, einem Unternehmen der Gastrosuisse. In den vergangenen Wochen habe man sich intensiv um Lösungen bemüht, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Doch das Restaurant könne bis Ende 2024 nicht mehr rentabel betrieben werden. «Schon die beiden Corona-Jahre haben wirtschaftliche Spuren hinterlassen», sagt er.
Wenn sogar Gastrosuisse ein historisches Lokal an bester Lage, bekannt für Hochzeiten und andere feierliche Festivitäten, aufgeben muss, wie steht es denn um all die kleinen Beizen auf dem Land? «Aktuelle Zahlen zu Betriebsschliessungen liegen uns keine vor», sagt Patrik Hasler-Olbrych, Mitglied der Geschäftsleitung von Gastrosuisse.
Dunkelziffer dürfte hoch sein
Konkurszahlen sind Gastrosuisse allerdings bekannt. «Sie machen nur einen kleinen Teil der Betriebsschliessungen aus», sagt Hasler-Olbrych. «Konkurse sind dieses Jahr höher als 2020 und 2021.» Die meisten Beizen würden aber schliessen, ohne Konkurs anzumelden. Die Dunkelziffer dürfte also hoch sein.
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Die Krise ist aber längst noch nicht überstanden. Denn: «Die Energiemangellage und die steigenden Waren-, Energie- und Personalkosten belasten das Gastgewerbe erneut», sagt er. Entscheidend wird sein, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickelt. «Ob es zu weiteren Konkursen kommen wird, können wir aktuell nicht sagen.»
Und wie sieht es mit den stark gestiegenen Energiepreisen aus? Brechen die weiteren Beizen das Genick? «Noch haben wir keine aktuellen Zahlen», so Hasler-Olbrych. Er rechnet damit, dass sich die Situation im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 zuspitzt.
«3000 Beizen und Hotels droht der Konkurs»
Eindringlicher warnt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (60) wegen steigender Strompreise. «3000 Restaurants und Hotels droht der Konkurs», sagte er im Blick. Er schlägt Alarm. «Zehntausende» von Unternehmen seien in ihrer Existenz bedroht, davon seien knapp 3000 Hotels und Restaurants, sagte er gegenüber der «Schweiz am Wochenende». Für solche Betriebe müsse der Bund eine Lösung finden, die ihr Überleben sichern.
Dass die Erhöhung der Strompreise Betriebe hart treffen könnte, hängt nicht unbedingt mit einem hohen Verbrauch zusammen. Im Gastgewerbe machen die Kosten für Strom nur einen kleinen Teil der Kosten aus. Weil Beizen und Hotels aber mit tieferen Margen arbeiten, haben sie eine tiefere Toleranz für Preisschocks als andere Branchen.