Tiefste Leerstandsquote, stark steigende Preise und Mieten – Situation spitzt sich zu
Im Kanton Zug spielt der Wohnungsmarkt verrückt

Eine Leerstandquote von 0,4 Prozent und Mietpreise 50 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt: Die Wohnungslage im Steuerparadies ist absurd. Wie stehen in Zug die Zeichen für die Zukunft?
Publiziert: 25.10.2024 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2024 um 12:01 Uhr
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Der Kanton Zug bietet attraktive Rahmenbedingungen zum Wohnen.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • Die Immobilienpreise in Zug steigen schneller als im Rest der Schweiz
  • Leerstandsquote in Zug ist mit 0,4 Prozent die tiefste der Schweiz
  • Mietpreise in Zug liegen 50 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Viele Einheimische haben genug: «Zug ist für den Mittelstand unbezahlbar geworden», wetterte Urzugerin Sarah Kaufmann (43) jüngst im Blick – und flüchtete in den Aargau. Viele Einheimische tun es ihr gleich, immer mehr müssen ihren geliebten Kanton verlassen. In zehn Jahren wanderten netto 3082 Einwohner mit Schweizer Pass ab.

Der Grund ist schnell gefunden: Das Steuerparadies bietet mit dem florierenden Arbeitsmarkt und der guten Anbindung an grössere Zentren wie Zürich und Luzern zwar attraktive Rahmenbedingungen. Darum zählt der Kanton Zug hierzulande zu den gefragtesten Wohnregionen. Die Folge? Die Immobilienpreise gehen durch die Decke – noch stärker als in der restlichen Schweiz. Ein Vergleich der Zuger Kantonalbank (ZGKB) zeigt, wie absurd es auf dem Wohnungsmarkt am Zugersee zu und hergeht. 

Die Leerstandsquote beschreibt das Problem ganz gut. Zum vierten Jahr in Folge weist der Kanton mit einem Wert von 0,4 Prozent die tiefste Quote auf. Der Schweizer Durchschnitt beträgt 1,1 Prozent. Alleine in der Stadt Zug standen per 1. Juni 2024 nur gerade 39 Wohnungen frei – eine Leerstandsquote von 0,25 Prozent.

Mietwohnungen

Im Mietwohnungsmarkt trifft die hohe Nachfrage auf ein äusserst geringes Angebot. Dank der zusätzlich eher hohen Kaufkraft von einigen Bewohnern liegen die Mietpreise im Steuerparadies 50 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt.

So steigen auch die Angebotsmieten laut der ZGKB stetig. Mittlerweile wird eine gängige 3- bis 3,5-Zimmer-Wohnung für rund 2400 Franken pro Monat inseriert. Für sehr hochwertige Wohnungen dieser Grösse lassen sich auch deutlich höhere Angebote von rund 4500 Franken pro Monat beobachten, an sehr gesuchten Lagen noch weitaus mehr. 

Trotzdem können Vermieter die Wohnungen wahnsinnig schnell vergeben. Die mittlere Insertionsdauer für Mietwohnungen – also die Anzahl Tage, während denen Inserate öffentlich ausgeschrieben sind – lag im Sommer 2024 bei knapp 10 Tagen. Das ist halb so viel wie der landesweite Wert von 20 Tagen.

Eigentumswohnung

Für Wohneigentum zeigt sich das gleiche Bild. Die inzwischen wieder rückläufigen Zinsen verstärken das Interesse an Eigentumswohnungen erneut. Allein seit Frühjahr 2024 ist die Nachfrage um 17 Prozent gestiegen, wenn man sie an der Zahl der Suchabos auf Onlineplattformen misst. 

Verfügbare Objekte werden dementsprechend schnell verkauft. Die mittlere Insertionszeit für Eigentumswohnungen liegt bei nur 47 Tagen. In der Schweiz dauert das normalerweise 21 Tage länger.

Selbstverständlich sind das Anzeichen, bei denen auch die Preise in die Höhe schnellen. Zwischen dem zweiten Quartal 2023 und dem zweiten Quartal 2024 stiegen diese im Kanton Zug um 3,7 Prozent. Das Wachstum ist etwas schwächer als in den vergangenen Jahren, liegt aber immer noch über dem landesweiten Durchschnitt von 3,5 Prozent.

Neubauten können das nicht kaschieren

Nebst der starken Nachfrage ist die stockende Neubautätigkeit ein weiterer Grund für die angespannte Situation auf den Zuger Wohnungsmärkten. Im letzten Jahr zeichnete sich allerdings eine leichte Entspannung ab. In den letzten vier Quartalen erhielten rund 900 neue Wohneinheiten eine Baubewilligung. Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Vorjahresperiode.

Diese Entwicklung wird aber erst Mitte 2025 spürbar sein. Zudem wird der Wohnungsbau die grosse Angebotslücke kaum schliessen können. Die Vorzeichen stehen darum weiterhin schlecht: Die Eigenheimpreise sowie die Wohnungsmieten dürften noch weiter steigen.

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