Thurgauer Käserei Studer im nationalen Fokus
So kamen die Listerien in den «Scharfen Maxx»

Die Käserei Studer in Hefenhofen TG ruft ihr ganzes Sortiment an gereiftem Käse wegen eines möglichen Listerien-Befalls zurück. Betroffen: 30 Käsesorten, die unter anderem bei Coop, Migros und Denner verkauft werden. Blick ging beim Thurgauer Betrieb auf Spurensuche.
Publiziert: 16.08.2023 um 19:45 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2023 um 19:52 Uhr
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Die Käserei Studer in Hefenhofen TG hat ein Problem.
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Rolf KromerRedaktor Wirtschaft

Die Käserei Studer musste den «Scharfen Maxx» zurückrufen. Genauso die «Zarte Klara», den «Edlen Maxx» und die «Füürtüfel». So heissen vier von 30 Käsesorten, die von der Rückruf-Aktion der Detailhändler Coop, Migros und Denner betroffen sind. Im Reifungskeller der Käserei Studer im thurgauischen Hefenhofen wurden bei einer internen Kontrolle Listerien auf dem «Füürtüfel»-Käse entdeckt. Die Käserei hat daraufhin das gesamte Käsesortiment zurückgerufen. Betroffen sind mehrere Tausend Käse. Von der Rückruf-Aktion ausgenommen sind Käse, die Konsumenten vor dem 12. Juni kauften.

«Transportmittel» war schuld

Wie ist es zum Listerien-Befall gekommen? Die Käserei Studer erklärt Blick: «Nach vertiefter Analyse geht die Käserei Studer aktuell davon aus, dass die Kontamination mit Listeria monocytogenes durch ein Transportmittel in den Reifungskeller gelangt ist.» Es sei ausschliesslich der Reifungskeller in Hefenhofen TG betroffen, nicht aber die Produktion, die sich in einem separaten Gebäude befinde. Auf Nachfrage, was mit «Transportmitteln» gemeint sei, präzisiert die Käserei: «Für das Ein- und Ausführen von Käse in einen Käsekeller werden Transportmittel benötigt. Fahrrollen sind diesbezüglich heikel, da damit Schmutz oder gegebenenfalls auch Keime von der Umwelt mitgeschleppt werden können.»

Listerien sind gefährlich

Mit Listerien ist nicht zu spassen: 2020 wurde im Kanton Schwyz ein Strafverfahren gegen den Betriebsleiter einer Käserei wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung eröffnet. Der Grund: 34 Personen erkrankten wegen verseuchtem Käse – zehn von ihnen kamen ums Leben. In den 80er-Jahren gab es 33 Todesfälle, die auf den Verzehr von Vacherin Mont d’Or aus einer kleinen Waadtländer Käserei zurückgeführt werden konnten. Dennoch: Bei Personen mit intaktem Immunsystem verläuft die Infektion mit Listerien meist mild oder sogar ohne Symptome. Insbesondere Risikogruppen wie ältere oder immungeschwächte Menschen, Schwangere und ungeborene Kinder könnten aber ernsthaft erkranken.

Das sagt der Lebensmittelinspektor

Davide Degiorgi (62), Leiter des Lebensmittelinspektorats und stellvertretender Kantonschemiker vom Kanton Thurgau, sagt: «Listerien sind überall in der Natur vorhanden. Mit ihnen müssen wir leben.» Damit von den Listerien keine Gefahr für die Menschen ausgehen, müssen die Betriebe strenge Hygienemassnahmen einhalten und diese selber überwachen, so Degiorgi. Das Lebensmittelinspektorat überprüfe mindestens alle zwei Jahre, ob die Betriebe diese Selbstkontrolle korrekt umsetzen.

Der Lebensmittelinspektor: «Trotz grösster Sorgfalt kann es zu Listerien-Befall kommen.» Dass die Käserei Studer die Rückruf-Aktion selber angestossen habe, zeige, dass die Selbstkontrolle funktioniere. Nun sei es an der Käserei, den Ursachen für die Verunreinigung auf den Grund zu gehen und Massnahmen zu ergreifen, um Kontaminationen künftig zu verhindern. Der Kanton werde zur Aufarbeitung des Vorfalls «risikobasiert und zeitnah kontrollieren», ob die Massnahmen gegriffen haben.

Käserei seit 1867

Die Geschichte der Käserei begann im Jahr 1867 mit der Gründung einer Käsereigenossenschaft in Hatswil, einem Weiler in der Gemeinde Hefenhofen TG. 1929 übernahm die erste Generation der Familie Studer die Käserei.

Seit 2013 gehört die Käserei zur Emmi-Gruppe. Die Käserei Studer AG wird mit 35 Angestellten eigenständig betrieben. Ihr Verkaufshit ist «Der scharfe Maxx», ein würziger Rahm-Halbhartkäse, den man unter anderem bei Migros und Coop kaufen kann. Die Käserei Studer bedauert den Listerien-Vorfall und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten sehr.

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