Die Staatsanwaltschaft Innerschwyz hat im Zusammenhang mit einem Listerienbefall bei Produkten der Käserei Vogel in Steinerberg SZ ein Strafverfahren eröffnet. Sie untersucht wegen Verdachts auf mehrfache fahrlässige Tötung, mehrfache fahrlässige Körperverletzung sowie Widerhandlung gegen das Lebensmittelgesetz. Dies schreibt die Staatsanwaltschaft Innerschwyz in einer Mitteilung.

Seit August 2018 führte der verseuchte Käse zu 34 Erkrankungen, davon zehn mit tödlichem Verlauf! Gemäss der Strafanzeige seien die Erkrankungen auf denselben Listerien-Stamm zurückzuführen, wie er im Brie der Käserei nachgewiesen werden konnte. Der Kantonschemiker der Urkantone reichte im Juli Strafanzeige ein. Für den beschuldigten Betriebsinhaber gilt die Unschuldsvermutung, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Patient im Spital Wallis verstorben

Im Mai dieses Jahres infizierten sich vier Spitalpatienten in Sitten mit Listerien – wohl durch den Verzehr des Schwyzer Käses. Einer von ihnen, der an einer schweren Krebserkrankung litt, starb an den Folgen der Infektionskrankheit. Die Ansteckung mit Listerien war bei den Patienten zwischen dem 30. März und dem 2. Mai diagnostiziert worden.

Die Käserei Vogel wurde im Mai 2020 geschlossen. Damals warnte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) namentlich vor folgenden Produkten des Herstellers Vogel:

• Bärlauch-Rahmkäse
• Bio Knoblauch-Rahmkäse
• Bio Pfeffer-Rahmkäse
• Bio Schafbergkäse
• Bio Schafbrie
• Bio Schafmutschli
• Bio Ziegenkäse
• Bio Brie
• Brie de-luxe/Brie Bloc
• Brie Tomate
• Brie Carré
• Chnobli Chäs
• Grottenkäse
• Pfeffer-Rahmkäse «Don Pepe»
• Rauch-Chäsli
• Steinerberger Bio Bergkäse
• Steinerberger Mutschli
• Steinerberger viertelfett
• Tell Geisskäse
• Ur-Schwyzer Bergkäse (Swiss Knife Valley)
• Urschwyzer halbfett
• Urschwyzer Kräuterkäse
• Wildspitz-Bergkäse
• Wildspitzkäse Bio Rahm
• Ziegenfrischkäse
• Ziegenkäse A.X.V.

Zusammenhang wurde erst dieses Jahr klar

Weshalb dauerte es nach dem Auftreten der ersten Listerien-Fälle fast zwei Jahre bis die Käserei geschlossen wurde? Laut der leitenden Staatsanwältin, Franziska Steiner, wurden gemäss Anzeige sowohl 2018 wie auch 2020 mehrere Listerien-Erkrankungen bekannt. «Dass die Fälle auf den gleichen Listerien-Stamm zurückzuführen sind, wurde erst dieses Jahr klar», sagt Steiner zu BLICK.

Bei Personen mit intaktem Immunsystem verläuft die Infektion mit Listerien meist milde oder sogar ohne Symptome. Bei immungeschwächten Menschen hingegen können sich aufgrund der Bakterien eine Reihe schwerer Symptome entwickeln, die unter Umständen zum Tod führen könnten. Ausser im Fall um den Spitalpatienten in Sitten ist unklar, wie alt und in welcher gesundheitlichen Verfassung die betroffenen Personen waren. Sowohl Steiner wie auch das BLV können dazu bisher keine Angaben machen.

«Hat sein Leben hart gearbeitet»

Gemeindepräsident Felix Reichlin (56) bedauert das Vorkommen der Listerien in der Dorfkäserei. Stellt sich aber hinter den Besitzer und Betreiber Alphons Vogel (61). Reichlin zu BLICK: «Er hat sein Leben lang hart gearbeitet und viel erreicht. Jetzt macht dieser Zwischenfall alles kaputt. Er kann ja nichts dafür, dass er mit irgendeiner Milch die Listerien eingefangen hat. Wer arbeitet, steht in der Schweiz mit einem Bein im Gefängnis.»

Für das Dorf sei das Ende der Käserei ein herber Schlag. «Er machte verschiedene Käse, die weltweit mit Goldmedaillen prämiert wurden, wie etwa der Steinenberger Mutschli. Super Käse. Das ist jetzt leider vorbei», sagt der Landwirt und Unternehmer.

Was dem Käser Vogel passiert ist, könne jedem passieren, so der Gemeindepräsident: «Er hat alle Kontrollen mit Bravour bestanden. Das Bakterium hat er irgendwo einfangen können. In einem Milchtransporter, bei der Verarbeitung. Alphons Vogel wird jetzt zum Sündenbock, ohne dass er es verdient hat.»

Auf der Website des Käserei, die mittlerweile nicht mehr abrufbar ist, heisst es: «Mit Stolz und Sorgfalt pflegen wir das jahrhundertealte Handwerk der Käsezubereitung.» Schon seit drei Generationen beschäftige sich die Familie «mit Engagement und Freude» mit der Milchverarbeitung. Das erklärte Ziel: «Dem einzigartigen Rohstoff Milch wahre kulinarische Leckerbissen zu entlocken». Dazu bediene man sich neuster Technik.

Vertrieben wurden die Produkte unter anderem über die Plattform «Farmy.ch». Dort heisst es auf BLICK-Anfrage: «Wir haben umgehend reagiert und die betroffenen Produkte am 6. Mai 2020 aus unserem Sortiment genommen». Über erkrankte oder gar verstorbene Kunden sei nichts bekannt.

Der Käser selber mag sich nicht zum Fall äussern. Sein Anwalt schreibt lediglich: «Es ist ein laufendes Verfahren, darum kann ich nichts sagen. Es gilt die Unschuldsvermutung.»