Teure Eigenheime, tiefe Sparquote
Traum vom Wohlstand rückt für viele Schweizer immer weiter weg

Die Schweiz gehört zu den reichsten Ländern der Welt: Wer hierzulande hart arbeitet, hat ein gutes Leben, so das stille Versprechen. Doch dieses erfüllt sich immer seltener.
Publiziert: 04.03.2024 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2024 um 14:03 Uhr
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Die Haushalte im unteren Einkommensfünftel können immer weniger Geld zur Seite legen.
Foto: Keystone
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Viele Menschen in der Schweiz verdienen heute weniger als noch vor einigen Jahren. Die Lohnerhöhungen in zahlreichen Branchen hinken der Teuerung hinterher. Und dabei sind die Krankenkassenprämien noch nicht einmal in den Inflationszahlen enthalten.

Das Wohlstandsversprechen in der Schweiz wankt – und zwar beträchtlich, wie eine ganze Reihe von Zahlen zeigen. So überrascht es kaum, dass am Sonntag gerade Personen mit sehr tiefen Einkommen besonders oft für eine 13. AHV-Rente gestimmt haben.

Kaufkraft sinkt

Inklusive Prämienerhöhungen in der Grundversicherung sieht die Entwicklung besonders düster aus: Demnach büsste ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz seit 2001 6,1 Prozent an Kaufkraft ein, wie Ökonom Fabio Canetg (35) im letzten Herbst berechnet hat. In diesem Jahr legten die Prämien im Schnitt um weitere 8,7 Prozent zu.

Rückläufige Sparquote bei tiefen Einkommen

Für die Haushalte im untersten Einkommensfünftel wird es immer schwieriger, Geld auf die Seite zu legen. Ihre Sparquote ist in den letzten 15 Jahren kontinuierlich gesunken. Für viele werden Ferien, ein Autokauf oder andere grössere Ausgaben damit immer unerschwinglicher. Das fällt beim Blick auf die Sparquote über alle Einkommensstufen jedoch gern unter den Tisch. Diese steigt dank der Lohnanstiege bei den einkommensstarken Haushalten in den meisten Jahren an. Bei tieferen Einkommen schenken die deutlich gestiegenen Krankenkassenprämien und Mieten besonders stark ein.

Traum vom Eigenheim geplatzt

Ein weiteres Indiz für das wankende Wohlstandsversprechen ist die Wohneigentumsquote. Während Schweizerinnen und Schweizer bis 2015 zunehmend in die eigenen vier Wände umgezogen sind, ist die Quote seither von 38,4 auf gut 36 Prozent gesunken. Das liegt an den Immobilienpreisen, die deutlich schneller steigen als die Gehälter. Nur etwa drei Prozent der Bevölkerung verdienen heute noch genug, um sich ein durchschnittliches Eigenheim im Wert von 1,1 Millionen Franken leisten zu können. Das zeigt: Auch für Haushalte mit hohem Einkommen wird der Eigenheimtraum immer unrealistischer.

Vermögen top, Verteilung so lala

Beim Durchschnittsvermögen pro Einwohner abzüglich Schulden landet die 2022 mit 606'000 Franken auf Platz 1. Beim aussagekräftigeren Medianvermögen springt mit 148'000 Franken pro Einwohner jedoch bloss noch Platz 6 heraus. Das heisst: Die Hälfte der Bevölkerung besitzt mehr, die andere weniger. Gerade die Reichsten im Land enteilen den Normalbürgern immer schneller. Das vermögendste Prozent der Bevölkerung vereint fast 45 Prozent der gesamten Besitztümer auf sich. Die ärmere Bevölkerungshälfte kann gerade mal 4 Prozent des Reinvermögens im Land ihr Eigen nennen.

Mässige soziale Mobilität

Bei der sozialen Mobilität schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich eher mässig ab, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Gerade mal 27 Prozent der Kinder aus bildungsfernen Familien studieren. Zum Vergleich: In Akademikerfamilien sind es 70 Prozent. Als einer der Gründe gilt die frühe Selektion in den Schweizer Schulen.

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