Sinkende Preise – so etwas wird es auch in Zukunft im Schweizer Telekommarkt nicht geben. Dafür sind die Margen zu fett, das will sich keiner der Wettbewerber entgehen lassen. Immerhin: «Die Preise werden sicher nicht hoch gehen», sagt Swisscom-Chef Urs Schäppi (60) auf die Frage nach seinem Kommentar zur Elefantenhochzeit in der Telekombranche.
Gestern hatte UPC-Mutter Liberty Global angekündigt, dass sie Konkurrentin Sunrise für rund 7 Milliarden Franken kaufen möchte. Ein Zusammenschluss, der dem Swisscom-Chef keine Angst macht: «Der Wettbewerb spielt schon heute – und er spielt auch morgen», ist Schäppi überzeugt.
Während in anderen Ländern mehr Wettbewerb meistens zu wirklich sinkenden Preisen führt, müssen die Telekom-Konsumenten in der Schweiz schon froh sein, dass sie für den gleichen Preis mehr Leistung oder ein besseres Angebot bekommen. «Der Wettbewerb wird hart bleiben und von Innovationen getrieben sein», so Schäppi.
Der Zusammenschluss komme für ihn nicht überraschend, die Tendenz zur Konsolidierung in der Branche sei im Ausland schon länger zu beobachten. Die Swisscom sei gut aufgestellt, um auf Veränderungen im Schweizer Markt zu reagieren.
Wegen Flatrate kein Umsatzzuwachs im Homeoffice
Insgesamt erzielte die Swisscom im ersten Halbjahr einen Umsatz von 5,44 Milliarden Franken. Das sind 3,9 Prozent weniger als vor einem Jahr, wie der Schweizer Branchenprimus am Donnerstag mitteilte. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen sank um 1,4 Prozent auf 2,21 Milliarden Franken.
Unter dem Strich erzielte die Swisscom einen Reingewinn von 736 Millionen Franken. Das ist ein Rückgang um 5,6 Prozent im Vergleich im Vorjahressemester. Während des Lockdowns arbeitete fast die ganze Schweiz im Homeoffice, benötigte schnelles Internet und grosse Datenvolumen. Davon hatte die Swisscom nichts: «In der Schweiz läuft alles über Flatrate-Modelle», erklärt Schäppi. «Das heisst, ein Anstieg der Nutzung lässt sich nicht in zusätzlichen Umsatz ummünzen.»
Über 500 Stellen gestrichen
Im Gegenteil: Die Corona-Pandemie hat den Branchenprimus zwar viel weniger hart erwischt als andere Unternehmen, macht sich aber dennoch in den Zahlen bemerkbar. So brachen in der Zeit der Grenzschliessungen die Geschäftsreisen weg, was auf die Roamingeinnahmen durchschlägt. Von den 165 Millionen Franken Umsatzrückgang bei Swisscom Schweiz sei rund ein Viertel (41 Millionen) auf die Roamingeinbussen zurückzuführen, hiess es. Der Rest sei vor allem mit dem Preisdruck zu begründen.
«Der Rückgang im Kerngeschäft konnte dank verbesserter Effizienz grösstenteils aufgefangen werden.» Im ersten Halbjahr hat die Swisscom die Kosten um 64 Millionen Franken gesenkt. In der Schweiz wurden 509 Vollzeitstellen abgebaut.
Italienisches Breitband gefragt
Beim Umsatz hat sich das Muster der Vergangenheit fortgesetzt: Das Geschäft der Swisscom erodiert in der Schweiz und wächst in Italien. Der Umsatz bei der italienischen Breitbandtochter Fastweb wuchs trotz der Coronakrise um 5,3 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen kletterte um 4,6 Prozent auf 365 Millionen Euro. (SDA/koh)