Taskeforce-Vize Samia Hurst (49)
«Impfpflicht kann für Unentschlossene Erleichterung bringen»

Die Bioethikerin und Vize-Präsidentin der wissenschaftlichen Corona-Taskforce glaubt, dass eine Impfpflicht jenen Erleichterung bringen kann, die noch unsicher sind, ob sie sich impfen lassen sollen.
Publiziert: 25.06.2021 um 10:26 Uhr
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Samia Hurst: «Für Unentschlossene kann eine Impfpflicht eine Erleichterung bringen.»
Foto: JEAN-GUY PYTHON

Herdenimmunität. Dieser Begriff fällt regelmässig im Kampf gegen das Coronavirus. Ist sie erreicht, wäre die Pandemie in der Schweiz gestoppt, das Virus ausgenockt. Dazu müssten sich aber 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung piksen lassen. Ob man die Herdenimmunität wie geplant im Herbst erreichbar kann, ist für Samia Hurst (49) noch gar nicht in Stein gemeisselt.

«Es ist noch nicht sicher, dass wir einen genügend hohen Schutz erreichen, bevor das Wetter wieder kühler wird», sagt die Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Corona-Taskforce in der «Basler Zeitung». Der Punkt sei noch nicht erreicht, an dem die Schweiz gegen weitere grosses Wellen geschützt sei. «Das ist leider noch so», sagt Hurst. Sie rechne mit weiteren Corona-Wellen in diesem Jahr.

Hurst: «Impfen vermindert das individuelle Risiko»

Sie spricht sich für eine Immunisierung durch einen Impfstoff aus, «denn Impfen verhindert das individuelle Risiko eines schweren Verlaufs und das kollektive Risiko für das Gesundheitssystem.» Ob eine Impfpflicht ausgeschlossen sei, will die Zeitung wissen.

Hurst zählt die Vorteile einer Impfung auf: andere würden geschützt, Hygienevorschriften und Schutzkonzepte könnten zurückgefahren werden. Sie glaubt: Wenn die Neuansteckungen wieder steigen, könnte die Debatte um eine Impfpflicht besonders für Spitalangestellte neu entfacht werden.

«Erleichterung für Unentschlossene durch Impfpflicht»

Für eine Impfpflicht spricht laut der Bioethikerin Hurst: «Eine Impfpflicht kann für Unentschlossene eine Erleichterung bringen, denn man muss sich nicht mehr rechtfertigen, dass man sich hat impfen lassen.»

Weiter: «Es findet keine Moralisierung, keine soziale Ächtung der Geimpften oder Ungeimpften mehr statt.» Andererseits, so sagt Hurst der «Basler Zeitung», werde die Selbstbestimmung bei medizinischen Interventionen verletzt.

Ob eine Impfpflicht überhaupt durchgesetzt werden könne? «Es ist in der Schweiz keine Zwangsimpfung erlaubt. Selbst wenn wir in der Schweiz eine Impfpflicht hätten, würde eine Person, die sich nicht impfen lassen möchte, nicht gewaltsam geimpft», sagt Hurst. Eine Geldbusse oder ein Mahnschreiben wären eher vorstellbar.

Hurst denkt aber nicht, dass die Schweiz «die erhöhte Impfdeckung mit solchen Massnahmen anstreben wird». (uro)

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