Taliban schreiten ein
Genfer Stiftung verliert Luxushotel in Kabul an deutschen Konzern

Das einzige Luxushotel in Afghanistan hat neue Betreiber: Die Taliban haben das «Kabul Serena Hotel» an sich gerissen und sich mit einem Konzern aus Deutschland auf einen neuen Vertrag geeinigt. Zuvor führte eine Hotelkette im Besitz einer Stiftung aus Genf das Haus.
Publiziert: 13:19 Uhr
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Aktualisiert: 13:20 Uhr
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Ein Blick in die Lobby des Luxushotels in Kabul.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Taliban übernehmen Luxushotel in Kabul, deutscher Konzern wird neuer Betreiber
  • Hotel war in jüngster Vergangenheit noch Ziel tödlicher Taliban-Attacken
  • Schweizer Stiftung investierte 28 Millionen Dollar in Renovierung des 177-Zimmer-Hotels
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Fast 20 Jahre lang führte die kenianische Hotel-Kette Serena das einzige Luxushotel Afghanistans – bis Ende Januar. Denn am 1. Februar übernahmen die Taliban das «Kabul Serena Hotel» in der afghanischen Hauptstadt. Und fanden tags darauf am letzten Samstag einen neuen Betreiber: die Cinderella International Group, ein deutscher Misch-Konzern mit Sitz hessischen Trebur bei Darmstadt, der gemäss eigenen Angaben seit 2007 in Afghanistan tätig ist und in Kabul eine Niederlassung hat.

Cinderella-CEO Aaron Azim bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass sein Unternehmen nach einer Ausschreibung durch die Taliban einen Zehnjahresvertrag abgeschlossen habe. Mit der Übernahme geht auch ein Namenswechsel einher. Neu heisst das bei Geschäftsleuten und ausländischen Gästen beliebte Haus «Kabul Grand Hotel».

Damit ist das 1945 gebaute Hotel von Schweizer Eigentümern an deutsche Betreiber übergegangen. Mehrheitsaktionär der Hotel-Marke Serena ist nämlich die in Genf ansässige Stiftung Aga Khan Fund für wirtschaftliche Entwicklung. Gründer der Entwicklungshilfeorganisation war der namensgebende Karim Aga Khan (†88), der in Genthod GE zur Welt gekommen war und erst vor wenigen Tagen verstarb. Als 49. Imam der muslimischen Glaubensgemeinschaft der Nizariten war er auch Vorsitzender der Genfer Stiftung. Sein Sohn Rahim Aga Khan hat nun dessen Erbe als religiöser Anführer übernommen.

Luxushotel hat dunkle Vergangenheit

Die Aga-Khan-Stiftung liess ihr einstiges Hotel in Kabul von 2002 bis 2005 komplett umbauen und mit einem Anbau erweitern. Knapp 28 Millionen Dollar investierte sie in die Rennovation des Hauses im islamischen Architekturstil. Das Hotel gleich beim Kabuler Zarnegar Park hat 177 Zimmer – inklusive einer Präsidentensuite – und bietet den typischen Luxus eines Edel-Hotels. Neben mehreren Gourmetrestaurants beherbergt es einen Wellnessbereich, einen Fitnessraum sowie einen beheizten Pool im Garten. 

Das Hotel hat aber auch eine dunkle Vergangenheit, die eng mit den jetzigen Herrschern des Landes zusammenhängen. So verübten die Taliban dort mehrfach tödliche Attacken. 2014 töteten vier Bewaffnete insgesamt neun Menschen, ehe Spezialkräfte die Angreifer erschossen. 2008 hatten Selbstmordattentäter sechs Hotelgästen das Leben genommen. Für den Anschlag verantwortlich gemacht wird Siradschuddin Hakkani – aktueller Innenminister der Taliban-Regierung.

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