Entwicklungshilfe von Genf aus
Milliardär und Religionsführer Aga Khan ist tot (†88)

Das Oberhaupt der muslimischen Ismailiten, der Aga Khan, ist mit 88 Jahren verstorben. Der Milliardär und spirituelle Führer leitete die liberale, schiitische Gemeinschaft seit 1957 und betrieb Entwicklungshilfe von Genf aus.
Publiziert: 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 10:23 Uhr
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Der Aga Khan (rechts im Bild) verstarb am Dienstag in Portugals Hauptstadt Lissabon.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Aga Khan, geistlicher Führer der Ismailiten, stirbt mit 88 Jahren
  • Nachfolge wird durch Testament bestimmt, Vermögen auf mindestens 10 Milliarden Euro geschätzt
  • Ismailiten zählen etwa 18 Millionen Anhänger weltweit
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Karim Al Husseini (†88), wie der Aga Khan mit bürgerlichem Namen hiess, sei am Dienstag in Portugals Hauptstadt Lissabon im Kreise seiner Familie verstorben, wie die Religionsgruppe auf ihrer Internetseite mitteilte. Wer ihn als geistlichen Führer beerbt, soll noch verkündet werden. Die Nachfolge bestimme das Testament des Verstorbenen.

Der britische König Charles III. (76) sei «zutiefst betrübt» über den Tod des «langjährigen engen Freundes», berichtete die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf royale Kreise. Nobelpreisträgerin Malala Yousafza (27) sprach der Familie des Aga Khan per Kurznachrichtendienst X ihr Beileid aus und würdigte dessen Einsatz für Bildung, Gesundheit und Entwicklung.

Al Husseini übernahm seine Rolle als Oberhaupt der Glaubensgemeinschaft bereits im Jahr 1957 mit erst 20 Jahren. Der Aga Khan gilt bei den Ismailiten als direkter Nachkomme des Propheten Mohammed.

Er war mehrfacher Milliardär

Zudem galt er als einer der reichsten Männer der Welt. Ein französisches Gericht schätzte sein Vermögen bei einem Rechtsstreit über die Abfindung seiner geschiedenen deutschen Frau vor rund 13 Jahren auf mindestens zehn Milliarden Euro.

Die Ismailiten sind eine liberale Strömung des schiitischen Islams und als Religionsgemeinschaft weltweit verbreitet. Ihre Anhängerschaft lebt vor allem in Asien, Afrika und dem Mittleren Osten, aber auch in Europa, Nordamerika und Australien. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker gibt es etwa 18 Millionen Ismailiten. Da ihre Glaubenslehre beträchtlich vom orthodoxen Islam abweicht, sehen sie sich bis heute Anfeindungen anderer islamischer Gruppierungen ausgesetzt.

Niederlassung in Genf

Die Glaubensgemeinschaft ist gut organisiert und wirtschaftlich erfolgreich: Erträge kommen zum grossen Teil Bildungs- und Entwicklungseinrichtungen zugute. Sie sollen die Ismailiten mit den politischen Ideen der westlichen Welt und deren technischen Entwicklungen vertraut machen und zur wirtschaftlichen Entwicklung in Asien und Afrika beitragen. Der Aga Khan gründete die Entwicklungshilfeorganisation «Aga Khan Development Network» mit Sitz in Genf. Sie umfasst verschiedene wohltätige Einrichtungen, etwa im Gesundheits-, Bildungs- und Architekturbereich.

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