Das erste Quartal dieses Jahres war für die Schweizer Caritas-Märkte das umsatzstärkste aller Zeiten. Der Umsatz liegt fast 40 Prozent über dem Vorjahr. Auch die Zahl der Kunden hat in diesem Umfang zugenommen.
Für Caritas-Markt-Geschäftsführer Thomas Künzler (62) ist das kein Grund zur Freude. Für ihn ist klar: «Das System hat versagt.» Denn in den Caritas-Märkten können Menschen mit kleinem Budget günstiger Lebensmittel und andere Alltagsgüter kaufen. Dafür müssen sie eine Karte beantragen. Sie ist für Leute gedacht, die am Existenzminimum leben, Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen.
So viel Kundschaft wie noch nie
Mittlerweile haben 110'000 Personen in der Schweiz eine solche Karte. Und es werden immer mehr: «Wir haben viele neue Anträge von allen Seiten», sagt Künzler. Heisst: Immer mehr Menschen können sich ihren Lebensunterhalt nicht mehr leisten.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Allen voran spielt die Inflation eine bedeutende Rolle. Die Teuerung belief sich im März auf 2,9 Prozent. Gerade für ärmere Menschen kann dies sehr einschneidend sein.
Schon letztes Jahr hatten die Caritas-Märkte wegen der Inflation mehr Kunden. «Den massiven Schub in diesem Jahr haben wir aber nicht so erwartet», sagt Künzler. Dieses Jahr hat sich die Teuerung erst richtig bemerkbar gemacht. Die Krankenkassenprämien sind gestiegen. Und auch die Stromkosten fallen dieses Jahr höher aus.
Günstigste Produkte laufen am besten
Selbst Caritas sah sich deshalb gezwungen, die Preise leicht anzuheben. Die Leute geben jetzt deshalb aber nicht mehr Geld aus. «Sie kaufen einfach weniger», sagt Künzler. Die aller günstigsten Produkte laufen deshalb am besten. «Die Schoggi für 60 Rappen wird mittlerweile deutlich mehr gekauft als die für 80 Rappen.»
Künzler bemängelt, dass im Detailhandel gerade Preise für billigere Grundnahrungsmittel drastisch angestiegen seien – und zwar im Durchschnitt um 45 Prozent. Caritas hat die Preise von den Discountern wie Aldi und Lidl mit den Preisen vor zwei Jahren verglichen. Beim Öl ist der Preisanstieg besonders drastisch: «Ein günstiges Pflanzenöl hat 2021 noch 2.60 Franken gekostet. Mittlerweile sind es 4.50 Franken», sagt Künzler.
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Lebensmittel zum Teil subventioniert
In den Caritas-Märkten sind Grundnahrungsmittel wie Milch, Teigwaren, Reis, Mehl und Zucker subventioniert. Sie können also günstiger angeboten werden, als sie eigentlich sind. Das Ganze wird mit Spenden finanziert.
Früchte und Obst werden nochmals besonders subventioniert, da ärmere Menschen sonst praktisch nur zu Kohlenhydraten greifen. Caritas verkauft 50 Prozent mehr Früchte und Obst als im Vorjahr. Nun muss sie sich aber fragen, wie sie die Subvention dafür noch bezahlen kann. An die übrigen Produkte versucht Caritas auf dem billigsten Weg heranzukommen.
Viele Flüchtlinge aus der Ukraine kaufen ebenfalls im Caritas-Markt ein. «Zuerst haben sie direkt eine Karte bekommen. Mittlerweile müssen sie diese beantragen, bekommen sie aber eigentlich mit dem ukrainischen Pass», erklärt Künzler.