«Es gibt keinen Datenmissbrauch»
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Swisscom-Boss verteidigt E-ID:«Es gibt keinen Datenmissbrauch»

Swisscom-Chef Schaeppi über Corona, 5G und neue Technologien
«Bei der E-ID gibts keinen Datenmissbrauch»

Urs Schaeppi verteidigt die elektronische Identitätskarte. Die E-ID sei ein zentraler Baustein der Digitalisierung, sagt der Swisscom-Boss im Gespräch mit SonntagsBlick.
Publiziert: 28.02.2021 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2021 um 15:37 Uhr
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Am nächsten Sonntag stimmt die Schweiz über die elektronische Identitätskarte ab.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Danny Schlumpf

SonntagsBlick: Herr Schaeppi, ein Jahr Pan­de­mie liegt hinter uns. Was be­deutet Corona für die Swisscom?
Urs Schaeppi:
Wir haben schnell reagiert und sofort in den virtuellen Modus geschaltet. Der Grossteil unserer Mitarbeiter ist im Home­office und unterstützt von dort aus Firmen, die ebenfalls Homeoffice-fähig gemacht werden müssen.

Die Pandemie hat die Menschen ins Internet geschickt. Wie halten die Telekominfrastrukturen das aus?
Der Ansturm ist enorm. Der Datenverkehr wächst, im Mobilfunk ­jährlich um etwa 30 Prozent. Die Netze halten stand, weil wir vor der Pandemie genügend Kapazitäten aufgebaut haben. Jetzt wird umso deutlicher, wie wichtig die Digi­talisierung ist. Ohne sie wären die Lockdown-Schäden um ein Viel­faches grösser.

Erhöht dieses Bewusstsein die Zustimmung zur E-ID, über die wir am nächsten Sonntag abstimmen?
Davon gehe ich aus, denn die E-ID ist ein zentraler Baustein der Digitalisierung. Die Diskussion wird ­allerdings zu wenig faktenbasiert geführt. Dabei ermöglicht die E-ID eine einfache und sichere Identi­fizierung im Netz.

Aber die Sicherung der Identität ist eine zentrale Staatsaufgabe. Warum sollen jetzt plötzlich ­private Firmen eine Identitätskarte herausgeben, nur weil sie digital ist?
Es ist eine Zusammenarbeit zwischen Staat und Privaten. Der Staat prüft und kontrolliert den gesamten Prozess. Viele nutzen heute ­globale Internetprovider, die keinen solchen Regelungen unterstellt sind. Die E-ID hingegen ist eine ­typisch schweizerische Lösung, die das Recht und den Datenschutz ­gewährleistet.

Was machen Anbieter wie Swisscom mit unseren Daten?
Wir haben für bestimmte Produkte eigene Lösungen zur digitalen Identifikation und setzen die Daten ausschliesslich zu diesem Zweck ein. Der Schweizer Rechtsrahmen ist sehr scharf. Es gibt keinen ­Datenmissbrauch.

Urs Schaeppi persönlich

1998 wechselte Urs Schaeppi (61) von der Papierfabrik ­Biberist zum Telekomriesen Swisscom. Seither ist er ­un­unterbrochen und in verschiedenen Funktionen für das ­Unternehmen tätig. Nach dem Suizid von Carsten Schloter übernahm er 2013 das Amt des CEO. Schaeppi gilt als bodenständiger Schaffer mit gutem Draht zu Verwaltungsratsprä­sident Hansueli Loosli. Der ­ehemalige FIS-Skirennfahrer ist verheiratet und kinderlos.

1998 wechselte Urs Schaeppi (61) von der Papierfabrik ­Biberist zum Telekomriesen Swisscom. Seither ist er ­un­unterbrochen und in verschiedenen Funktionen für das ­Unternehmen tätig. Nach dem Suizid von Carsten Schloter übernahm er 2013 das Amt des CEO. Schaeppi gilt als bodenständiger Schaffer mit gutem Draht zu Verwaltungsratsprä­sident Hansueli Loosli. Der ­ehemalige FIS-Skirennfahrer ist verheiratet und kinderlos.

Auch wenn die E-ID angenommen wird: Die Nutzung ist freiwillig …
Die E-ID hat gute Chancen auf eine breite Anwendung in der Bevöl­kerung. Das ist allerdings auch ­zentral, denn nur dann hat sie auch einen Nutzen.

Es wäre ein weiterer Schritt in die digitale Moderne – genau wie 5G. Aber nur zwei Prozent der Schweizer nutzen heute 5G. Woran hapert es?
Es gibt Widerstände, die sich bei ­jeder technologischen Innovation aufbauen. Wir hatten die gleichen Diskussionen schon bei 3G. Ohne diese Technologie hätten wir heute keine Smartphones. 5G wiederum ermöglicht eine ganze Reihe neuer Anwendungen zum Beispiel in der Industrie oder in der Landwirtschaft, schafft Arbeitsplätze und bietet mehr Möglichkeiten für die Nutzer.

Sie setzen auf die neuen adaptiven 5G-Antennen. Was können diese Dinger denn so gut?
Sie sind eine Lösung auch für Menschen, die sich um die Auswirkungen des Mobilfunks sorgen. Bis jetzt haben Antennen ununterbrochen die ganze Funkzelle versorgt. Die neuen 5G-Antennen hingegen sind viel effizienter und strahlen dort, wo ein Kunde auch tatsächlich sein Smartphone benutzt.

Die Frage ist bloss, wie man die Strahlung der neuen Antennen misst. Der Bund hat lange ­gebraucht, bis er diese Woche die entsprechenden Richtlinien erlassen hat. Zu lange?
Wir hätten uns ein schnelleres Vorgehen gewünscht. Denn ohne diese Vollzugshilfen für adaptive Antennen haben sich viele Kantone und Gemeinden geweigert, Bewilligungen für neue Antennen auszusprechen.

Strahlengegner kritisieren den Korrekturfaktor in den neuen Richtlinien, dank dem Sie über die Grenzwerte hinaus strahlen dürfen.
Nur sehr kurzzeitig und gemittelt über sechs Minuten nie! Damit stellen die Richtlinien sicher, dass die Eigenheiten dieser neuen Technologie auch berücksichtigt werden.

Sie werden für jede Antenne eine neue Baubewilligung einholen müssen, auch für die bestehenden, die sie upgraden wollen. Es wird Einsprachen hageln.
Wenn sich die bewilligte Sendeleistung nicht ändert, brauchen wir keine neue Bewilligung. Aber wir können heute grundsätzlich keine Antenne mehr bauen ohne Einsprachen. Deshalb verzögert sich leider der Ausbau.

Es ginge aber auch ohne 5G: Man könnte Handys und Laptops auch mit dem Glasfasernetz ­verbinden.
Das zielt am Bedürfnis der ­Kunden vorbei. Die Menschen wollen drinnen und draussen ­breitbandig und mobil kommu­nizieren, vor allem mit ihrem Smartphone.

Es gibt aber Kunden, die Glas­faser wollen. Sie werden ­allerdings abgewimmelt, wenn sie bei Swisscom darum bitten, die Glasfasern bis in die ­Wohnung zu ziehen. Warum?
Wir verweigern uns nicht, im ­Gegenteil: 20 Prozent unserer ­Umsätze investieren wir in die ­Infrastruktur. Bis 2025 werden wir 60 Prozent der Schweizer Haus­halte mit Glasfaser bis zur Steck­dose versorgen. Dafür investieren wir Milliarden.

Auch Sommaruga befürwortetet E-ID

Die Abstimmung über die Einführung einer elek­tronischen Identitätskarte (E-ID) steht auf Messers Schneide. Nun meldet sich zum ersten Mal auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga (60) zu Wort. Als ehemalige Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz geniesst die Sozial­demokratin bei dem Thema eine besonders hohe Glaubwürdigkeit. «Im Internet kann man Einkäufe erledigen oder sich an digitalen Schaltern melden: Das ist praktisch und spart Zeit», sagt Sommaruga zu SonntagsBlick. «Eine E-ID hilft uns im Alltag, sie macht das Einloggen einfacher. Sie ist freiwillig und nimmt wichtige Anliegen der Konsumentinnen und Konsumenten auf.»

Weiter sagt Sommaruga: «Das E-ID-Gesetz ist angesichts der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels überfällig. Ohne das E-ID-Gesetz schaffen private Akteure ihre eigenen Regeln und stellen den Gesetzgeber vor vollendete Tatsachen. Das ist weder im Interesse des Datenschutzes noch der Konsumentinnen und Konsumenten.»

Heute gibt es in der Schweiz kein vom Bund anerkanntes Verfahren zur Überprüfung der Identität der Nutzer im Internet. Die E-ID soll dies nun ermöglichen. Gegen den Beschluss des Parlaments wurde das Referendum ergriffen.

«Das E-ID-Gesetz ist überfällig»: Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
keystone-sda.ch

Die Abstimmung über die Einführung einer elek­tronischen Identitätskarte (E-ID) steht auf Messers Schneide. Nun meldet sich zum ersten Mal auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga (60) zu Wort. Als ehemalige Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz geniesst die Sozial­demokratin bei dem Thema eine besonders hohe Glaubwürdigkeit. «Im Internet kann man Einkäufe erledigen oder sich an digitalen Schaltern melden: Das ist praktisch und spart Zeit», sagt Sommaruga zu SonntagsBlick. «Eine E-ID hilft uns im Alltag, sie macht das Einloggen einfacher. Sie ist freiwillig und nimmt wichtige Anliegen der Konsumentinnen und Konsumenten auf.»

Weiter sagt Sommaruga: «Das E-ID-Gesetz ist angesichts der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels überfällig. Ohne das E-ID-Gesetz schaffen private Akteure ihre eigenen Regeln und stellen den Gesetzgeber vor vollendete Tatsachen. Das ist weder im Interesse des Datenschutzes noch der Konsumentinnen und Konsumenten.»

Heute gibt es in der Schweiz kein vom Bund anerkanntes Verfahren zur Überprüfung der Identität der Nutzer im Internet. Die E-ID soll dies nun ermöglichen. Gegen den Beschluss des Parlaments wurde das Referendum ergriffen.

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