Swatch und Co. drohen wegen Wechselkursen Einbussen in Milliardenhöhe
«Natürlich macht uns die Überbewertung des Frankens Sorgen»

Die Aufwertung des Schweizer Frankens trifft exportorientierte Unternehmen hart. Swatch und andere Firmen kämpfen mit Umsatz- und Gewinneinbussen. Bei den aktuellen Wechselkursen würden die Einbussen zig Milliarden betragen.
Publiziert: 27.04.2025 um 17:53 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2025 um 18:37 Uhr
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Swatch-CEO Nick Hayek (70) muss sich neben der Konsumflaute in den USA und China auch mit dem starken Franken herumschlagen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Starker Franken belastet Schweizer Wirtschaft im US-Handelskonflikt zusätzlich
  • Exportorientierte Firmen wie Swatch leiden unter Wechselkurseffekten
  • Bei aktuellen Wechselkursen erwartet Roche negativen Währungseinfluss von 5 Prozentpunkten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Der starke Franken wird für die Schweizer Wirtschaft mitten im US-Handelskonflikt zur zusätzlichen Hypothek. Gegenüber dem US-Dollar hat die Schweizer Währung in den letzten Wochen zeitweise um über zehn Prozent zugelegt. Aktuell kostet ein Dollar 82,8 Rappen. Auch gegenüber anderen Währungen hat der Franken zugelegt. Das schlägt gerade bei exportorientierten Firmen wie dem Uhrenhersteller Swatch auf den Umsatz und Gewinn. «Ja, natürlich macht uns die Überbewertung des Frankens Sorgen», antwortet der Konzern auf Anfrage.

In der Schweiz mache die Thematik des starken Schweizer Frankens jedoch «im Moment leider keine grossen Schlagzeilen». Aus Sicht von Swatch ist dies nur eine Frage der Zeit. «Schliesslich geht es doch um die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort der Schweiz, den Erhalt der hiesigen Arbeitsplätze und der Innovationskraft der hier ansässigen Unternehmen», schreibt Swatch.

Schweizer Produktionen leiden deutlich stärker

Der Uhrenhersteller mit Sitz in Biel leidet bereits seit einiger Zeit unter der schwächelnden Nachfrage nach Luxusgütern. Neben dem US-Geschäft ist für Swatch auch der chinesische Markt äusserst wichtig. Und gegenüber dem Renminbi Yuan hat sich der Franken ähnlich stark wie zum Dollar aufgewertet. Da die Swatch-Gruppe ihre Uhren weitgehend in der Schweiz produziert, fallen die negativen Wechselkurseffekte besonders hoch aus. In den letzten zwei Geschäftsjahren beliefen sie sich auf knapp 750 Millionen Franken. Wie viel es in diesem Jahr werden, könne niemand voraussagen. Das sei, wie wenn man das Wetter für die zweite Jahreshälfte voraussagen möchte.

Aktuell führen die weltweiten Unsicherheiten rund um die Zölle dazu, dass der Schweizer Franken als «sicherer Hafen» zusätzlich nachgefragt wird und sprunghaft aufgewertet hat. Eine laufende Aufwertung der Landeswährung ist in der Schweiz mit ihrem grossen Exportüberschuss jedoch unvermeidlich. Für die Exportbetriebe kommt das einer nie endenden Fitnesskur gleich. «Auch wenn ein starker Schweizer Franken weiterhin in bestimmten Bereichen eine Herausforderung für unsere Produktion in der Schweiz ist, konnten wir dank Massnahmen wie etwa der stetigen Steigerung der Produktivität, Optimierungen im Einkauf sowie Produkt- wie auch Prozessinnovationen die Auswirkungen begrenzen», nimmt man bei ABB Stellung. Der Technologiekonzern bilanziert in US-Dollar und profitiert davon, dass er weniger als fünf Prozent des Gesamtumsatzes in Franken generiert.

Währungsrisiken können nicht vollständig abgesichert werden

Der Basler Pharmakonzern Roche hat im ersten Quartal noch von einer leichten Frankenabwertung profitiert. Übers ganze Jahr könnte sich das aber noch erheblich ändern. «Wenn die Wechselkurse im weiteren Verlauf des Jahres 2025 auf dem Niveau vom 23. April stabil bleiben, würden wir aufgrund von Währungsschwankungen einen negativen Einfluss von 5 Prozentpunkten auf unseren Umsatz für das Geschäftsjahr 2025 erwarten», schreibt Roche. Bei einem Umsatz von über 60 Milliarden Franken läge der negative Währungseffekt bei über drei Milliarden.

Für den Schienenfahrzeugbauer Stadler Rail ist der harte Franken in einer Industrie mit tendenziell tiefen Margen doppelt bitter. Im letzten Jahr betrugen die Währungseffekte ein Prozent des Umsatzes über 3,26 Milliarden Franken. Der starke Franken straft den Konzern zudem für die erfreulich hohen Auftragsbestände ab, die der Konzern zu aktuellen Wechselkursen neu bewerten muss. «Stadler beobachtet die Entwicklung laufend und leitet nötigenfalls Massnahmen ein, um die Risiken allenfalls weiter zu minimieren. So verfolgen wir eine optimierte Währungsabsicherungsstrategie und minimieren Fremdwährungsrisiken soweit möglich durch ein Natural Hedging. Dieses ergänzen wir durch ein finanzielles Hedging», teilt Stadler mit. Da die Umsetzung der Aufträge jedoch viele Jahre dauert, ist eine vollständige Absicherung nicht möglich.

Beim Natural Hedging setzt man beispielsweise auf Standorte in Absatzländern, um Wechselkursschwankungen zu umgehen. Unter finanziellem Hedging versteht man die Währungsabsicherung über Wertpapierpositionen.

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