Der Stopp an der Tankstelle sorgt derzeit für viel Frust. Der Liter Benzin und Diesel kostete in den letzten Tagen teils deutlich über 2 Franken. In Deutschland liegen die Preise gar noch höher. Wer nicht Mini oder Smart fährt, muss für einmal Volltanken mehr als 100 Euro auf die Theke legen.
Aufgrund der Rekordpreise werden im Netz zahlreiche Tipps geteilt, was man gegen die hohen Spritpreise tun kann. Die Ratschläge reichen dabei von naheliegenden wie «weniger oder langsamer Auto fahren» bis hin zu kuriosen wie «Speiseöl als Treibstoff-Alternative».
Warum das Speiseöl knapp ist
Bei vielen deutschen Discountern geht gerade das Speiseöl zur Neige, und das löst auf Twitter wilde Spekulationen aus. Viele machen ihrem Ärger Luft, dass scheinbar immer mehr Leute aus Spargründen Lebensmittel in ihren Dieseltank kippen würden.
Doch gibt es da wirklich einen Zusammenhang? Die deutschen Discounter begründen den Speiseöl-Engpass mit schlechten Ernten, Logistik-Problemen und dem Ausstieg von zwei Herstellern. «Seit dem vergangenen Jahr kann es zu temporären Produktengpässen von Speiseöl in den Lieferketten kommen», bestätigt Edeka auf Anfrage von «T-Online». Aldi Süd hat gar damit begonnen, die Rapsöl-Abgabe der Eigenmarke Bellasan pro Kunde auf vier Flaschen zu rationieren.
Vorsicht vor einer Straftat
Die leeren Regale dürften also vielmehr auf die knappe Verfügbarkeit als auf Tankfüllungen mit Speiseöl zurückzuführen sein. Wer legal Pflanzenöl tanken will, muss dafür sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz Mineralölsteuer bezahlen – und dann wäre der Preisvorteil dahin. Ein Liter Bellasan-Rapsöl kostet bei Aldi Süd etwa 1,80 Franken, mit der Mineralölsteuer kämen weitere 50 Rappen hinzu. In der Schweiz lohnt es sich erst recht nicht. Hierzulande muss beim Detailhändler für den Liter Salatöl deutlich mehr bezahlt werden als für Diesel an der Tankstelle.
Der deutsche Automobil-Club ADAC warnt ausdrücklich davor, sein Dieselfahrzeug mit Speiseöl zu betanken. Die Motoren seien nicht für die Verbrennung von zähflüssigem Pflanzenöl konstruiert. Wer Speiseöl tankt, riskiert einen teuren Motorschaden.
Ukraine wichtigster Exporteur
Die Engpässe beim Speiseöl könnten sich noch weiter zuspitzen. Denn die Ukraine ist der weltweit grösste Produzent und Exporteur von Sonnenblumenöl. Das Land zeichnet sich für 44 Prozent der globalen Exportmenge verantwortlich – doch diese Lieferungen dürften aufgrund des Krieges deutlich einbrechen.
Die Speiseöl-Preise sind zuletzt deutlich angestiegen. Verschärft sich der Engpass weiter, könnten die Speiseöl-Preise auch in Deutschland bald schon stärker einschenken als jene beim Treibstoff.
Auch viele andere Agrargüter wie Weizen kommen aus der Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt. Weil Weizen und Co. aufgrund des Krieges knapper werden, steigen dafür weltweit die Preise. Die Uno warnt daher vor Hungerkrisen in ärmeren Ländern. (smt)