Die Zahlen auf dem Schild an der Strasse bringen Giuseppe Ripepi (87) auf die Palme: 2.19 Franken für Normalbenzin, 2.36 Franken für den Liter Diesel. «Zwölf Rappen pro Liter mehr als noch vor drei Stunden», schimpft der temperamentvolle Süditaliener, «das habe ich in meinen 60 Berufsjahren noch nie erlebt!» Dabei gibt es den Kraftstoff bei der Tankwart-Legende von Mendrisio TI noch immer zum Schnäppchenpreis. Denn bei der Konkurrenz liegt der Preis um einige Rappen drüber.
Kunden tanken jetzt nur für 20 Franken
Trotz des dramatischen Preisanstiegs bleibt der gebürtige Kalabrese bei seinem Geschäftsmodell: «Ich biete das billigste Benzin in der Region. Das habe ich immer so gemacht. Und dabei wird es auch bleiben.» Seit 1961 arbeitet Giuseppe Ripepi als Tankwart. 1986 übernahm er die erste eigene Tankstelle, direkt an der Autobahnauffahrt. 2004 kam eine zweite an der Zufahrtsstrasse in die Stadt dazu. «Ich hatte die besten Standorte. Mein Konzept ging auf», erinnert sich der rüstige Senior. «Ich habe wirklich viel Geld verdient.»
Zwar stehen die Autofahrer diesen Mittwoch Schlange an Ripepis Zapfsäulen. Doch das grosse Geschäft macht der Tankstellenbesitzer in dieser Krise nicht. «Die Leute tanken für 20 Franken. Sie hoffen, dass die Preise in den kommenden Tagen wieder sinken», sagt er. Ripepi selber glaubt vorerst nicht daran: «Solange Krieg herrscht in der Ukraine, werden die Preise steigen.»
Vier Rappen Verlust bei jedem Liter Diesel
Beim Dieselpreis von 2.36 Rappen zahlt der Tankwart sogar drauf. «Ich verliere vier Rappen pro Liter», sagt der Geschäftsmann, «das hole ich mit den vier bis fünf Rappen plus beim Benzin wieder raus. Doch der Gewinn bleibt minimal.» Schuld seien nicht die Russen, betont Ripepi, sondern die Grossisten. «Die Preise sind virtuell, reine Spekulation», ist er überzeugt. So würden die Grossisten auf dem Rücken der armen Leute den grossen Reibach machen, so der Tankstellenbesitzer weiter. Die Klagen seiner Kunden tun ihm weh. «Da sind Rentner oder Leute mit kleinem Einkommen. Für sie ist das Tanken zu diesen Preisen kaum bezahlbar!»