Studie zeigt deutlichen Effekt
Neue Plattform soll gegen tiefere Frauenrenten helfen

Viele Schweizerinnen und Schweizer machen sich im Fall von Kindern oder einer Heirat kaum Gedanken über die finanziellen Langzeitfolgen. Das trifft gerade Frauen, die viel öfters ihr Pensum stark reduzieren. Mit einer neuen Plattform sollen sie sensibilisiert werden.
Publiziert: 13.11.2024 um 21:05 Uhr
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Wer Kinder kriegt und das Pensum deutlich reduziert, macht sich oft zu wenig Gedanken über die finanziellen Folgen.
Foto: FatCamera
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Heiraten, Kinder kriegen, Arbeitspensum reduziere: Zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer treffen lebensprägende Entscheidungen, ohne die finanziellen Konsequenzen zu kennen. Gerade Frauen sind häufig nicht bewusst, dass ein Lebensentwurf zu gravierenden Nachteilen bei der Rente und auch zu finanziellen Engpässen im Alter führen kann. 

Der Frauendachverband Alliance F hat am Mittwoch eine Kampagne lanciert, mit der er dieses Bewusstsein fördern will. Männer und Frauen können in den nächsten 111 Tagen das Lebensplanungstool «Cash or Crash» nutzen, damit sie für ihre Zukunft fundierte finanzielle Entscheidungen fällen können. 

Eine aktuelle Studie der Arbeitsmarktökonomin Michaela Slotwinski (41) der Universität Zürich zeigt: Erfahren Mütter, wie problematisch Tiefpensen finanziell sind, erhöhen tatsächlich viele von ihnen ihr Arbeitspensum. Dafür wurden die Daten von Lehrerinnen in der Schweiz erhoben. Lehrerinnen eignen sich besonders gut, da sie ihr Arbeitspensum wegen des Fachkräftemangels vielerorts relativ leicht erhöhen können.

Gender-Pension-Gap halbieren

Das Ergebnis: Bei Frauen, die sich von Anfang über die langfristigen Folgen von tiefen Pensen im Klaren waren, war kein Effekt messbar. Jede vierte Befragte war sich der Konsequenzen für die Vorsorge jedoch nicht bewusst. Jene Gruppe erhöhte ihren Beschäftigungsgrad im Folgejahr um durchschnittlich sechs Prozent im Vergleich zu Frauen, welche nicht über die Folgen informiert worden sind. Das heisst: 3 von 10 Teilnehmerinnen der Umfrage arbeiteten etwa einen halben Tag pro Woche oder 10 Prozentpunkte mehr. 

Das klingt auf den ersten Blick nach wenig: Erhöht eine 30-Jährige ihr Pensum um 10 Prozentpunkte, kommen bis zur Pensionierung jedoch gut 300'000 Franken zusammen. Damit reduziert sich die Einkommenseinbusse aus Teilzeit um 18 Prozent, rechnet Slotwinski vor. Zudem würde die berufliche Vorsorge um 15 Prozent steigen und so auch der Gender-Pension-Gap, also die im Vergleich zu Männern tiefere Rente, bei den Studienteilnehmerinnen auf Dauer um fast die Hälfte abnehmen.

Gerade auch Scheidungen sind für Mütter ein grosses Vorsorgerisiko, da meist sie das Pensum deutlich reduzieren und nur selten die Väter. Zwar wird das Kapital in der zweiten Säule gesplittet. Doch wenn sich ein Paar im Alter von 45 trennt, sparen die Mütter künftig meist deutlich weniger Alterskapital an als ihre Ex-Partner. Den eine langjährige Pensumreduktion führt zu ganz anderen Karrierepfaden.

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