Die Einkommenslücke im Alter wächst
Schweizer Renten sind um 20 Prozent gesunken

In den letzten 20 Jahren sind die zu erwartenden Renten in der Schweiz um ganze 20 Prozent gesunken, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht sich trotzdem gut für die Pension gerüstet – teils zu Unrecht.
Publiziert: 08.08.2022 um 18:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2022 um 19:09 Uhr
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Gemäss einer aktuellen VZ-Studie sind die zu erwartenden Renten in 20 Jahren um 15'000 Franken gesunken.
Foto: imago/photothek
Martin Schmidt

Rentnerinnen und Rentner erhalten heute deutlich tiefere Renten als noch vor 20 Jahren. Damals konnte ein 55-Jähriger mit einem Jahreslohn von 120'000 Franken für das Pensionsalter noch mit einer Rente von 74'920 Franken rechnen. Heute hingegen ist die zu erwartende Rente bei gleichem Lohn auf 59'280 Franken gesunken.

Das ist ein prognostizierter Rentenverlust von 20,9 Prozent, wie das VZ Vermögenszentrum in seinem neuen Pensionierungs-Barometer berechnet. Für die Betroffenen heisst das im Rechenbeispiel von oben: 15'640 Franken weniger pro Jahr.

In der Realität fallen die künftigen Renten gar noch tiefer aus. Weil kaum eine Pensionskasse die Teuerung ausgleicht, wird die ausbezahlte Rente in zehn Jahren gemäss VZ Vermögenszentrum nochmals rund 8 Prozent weniger als heute wert sein.

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Höhere Einkommen mit grösseren Einbussen

Zwar ist die AHV-Rente in den letzten 20 Jahren gestiegen. In den meisten Fällen kann das die sinkenden Pensionskassenrenten jedoch nicht kompensieren. Das hat zur Folge, dass die Einkommenslücke stetig grösser wird.

Rentner erhalten im Verhältnis zu ihrem einstigen Lohn immer weniger Geld. So entspricht die Rente bei einem Mann mit einem Bruttolohn von 100'000 Franken heute gerade mal noch 54 Prozent seines letzten Salärs. Vor 20 Jahren waren es noch 62 Prozent.

Besonders betroffen vom Rückgang sind Menschen mit höheren Löhnen. Bei ihnen macht die Pensionskasse einen grösseren Anteil der Rente aus. Die Pensionskassen haben ihre Leistungen aufgrund der steigenden Lebenserwartung reduziert und den Umwandlungssatz von 7,2 auf 6,8 Prozent herunterkorrigiert.

Personen mit hohen Einkommen zahlen zudem häufig in den überobligatorischen Bereich ein – und hier rechnen viele Pensionskassen oft mit einem noch tieferen Umwandlungssatz.

Schweizer unterschätzen Renteneinbusse

Schweizerinnen und Schweizer machen sich jedoch trotz deutlicher Renteneinbussen nur geringe Sorgen um ihre Finanz- und Vorsorgesituation. In einer VZ-Umfrage unter 700 Personen geben 90 Prozent an, ihre Pensionierung problemlos finanzieren zu können.

Dieser Wert sorgt beim VZ Vermögenszentrum für Erstaunen: Viele Leute dürften «die Situation unterschätzen», heisst es in der Analyse. Einerseits, weil die Schweizer Politik bei der Reform der beruflichen Vorsorge feststeckt. Andererseits sei auch in Zukunft mit einem sinkenden Umwandlungssatz zu rechnen.

Dass von den sinkenden Renten in der 2. Säule aber vor allem Gutverdiener betroffen sind, ist gesellschaftlich gesehen hilfreich: Diese Bevölkerungsgruppe kann im Berufsleben mehr Geld zur Seite legen und steht so auch mit tieferen Renten finanziell gut da.

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Goldene Rente – aber nicht für alle

Das deckt sich mit einer kürzlich erschienenen Rentner-Umfrage von Swiss Life. In dieser sagten 80 Prozent der Rentnerinnen und Rentner, finanziell gut über die Runden zu kommen. Viele von ihnen besitzen hohe Vermögen und Immobilien, die ihnen den Lebensabend angenehm machen. Die Studienautoren sprachen in diesem Zusammenhang denn auch von einer «goldenen Rentnergeneration».

Das täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass schon heute jede fünfte Rentnerin und jeder fünfte Rentner finanzielle Probleme hat. Sie sind von den sinkenden Renten aus der 2. Säule relativ betrachtet zwar weniger betroffen. In absoluten Zahlen hingegen tut der Rentenschwund gerade ihnen besonders weh. Wenn das Geld eh schon knapp ist, fällt jeder fehlende Franken schmerzlich ins Gewicht.

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