Die Frage, wie viel Geld man auf der hohen Kante haben sollte, lässt sich oberflächlich einfach beantworten: Je mehr, desto besser. Allerdings ist das wenig hilfreich, wenn man abschätzen möchte, ob der tatsächlich ersparte Betrag einigermassen genug ist.
Um das etwas besser einordnen zu können, ist es hilfreich, sich am Betrag zu orientieren, den Gleichaltrige gespart haben. Daten dazu gibt es unter anderem aus der SLIC-Umfrage – SLIC steht für Statistics on Income and Living Conditions. Für diese Studie werden in der Schweiz jedes Jahr 8000 Haushalte zu verschiedenen Themen befragt. Aus der Umfrage im Jahr 2015 wurden vom Bundesamt für Statistik auch Daten zum Vermögen erhoben.
Das Vermögen wurde dabei so definiert, dass neben Immobilien, Bankkonten, Finanzanlagen und Wertgegenständen auch die Säule 3a inkludiert wurde. So wurden die Vermögen pro Kopf ermittelt, wobei sich die Daten jeweils auf die Person im Haushalt mit dem höchsten Einkommen beziehen.
Daraus wurden die Medianvermögen pro Kopf eruiert. Wer jeweils genau diesen Betrag auf der hohen Kante hat, ist vermögender als genau 50 Prozent seiner Altersgenossen und -genossinnen – und gleichzeitig weniger vermögend als die anderen 50 Prozent.
Folgende Medianvermögen resultierten für unterschiedliche Altersgruppen:
- 16’500 Franken für 21- bis 25-Jährige
- 27’000 Franken für 31- bis 35-Jährige
- 72’000 Franken für 41- bis 45-Jährige
- 89’000 Franken für 51- bis 55-Jährige
- 190’000 Franken für 61- bis 65-Jährige
Die Statistik wurde als experimentell bezeichnet, was wohl andeuten soll, dass man sich bezüglich der Daten nicht ganz sicher ist. Kein Wunder, denn den meisten Leuten ist ihr genaues Vermögen bei so einer Umfrage (sie findet telefonisch statt) möglicherweise nicht vollständig bewusst. Sie haben meist nur einmal im Jahr wirklich einen Überblick über ihre gesamten Vermögenswerte – nämlich dann, wenn sie die Steuererklärung ausfüllen.
Deshalb haben wir die Daten noch mit einer Studie vom Statistischen Amt des Kantons Zürich verglichen, in der die Steuerdaten von einer halben Million Haushalten angeschaut wurden, deren Bewohnende vom Jahr 2006 bis zum Jahr 2015 immer im Kanton Zürich gelebt hatten. In den Steuerdaten sind Vermögen in der Säule 3a nicht enthalten, weil sie in der Steuererklärung nicht als Vermögen besteuert werden. Das unterscheidet die Daten zwar etwas von den SLIC-Daten, aber insgesamt sind sie doch relativ übereinstimmend. Hier die Medianvermögen aus den Steuerdaten im Kanton Zürich:
- Im Alter von 25 Jahren nicht viel mehr als 0 Franken
- Im Alter von 35 Jahren etwa bei 25’000 Franken
- Im Alter von 45 Jahren etwa bei 70’000 Franken
- Im Alter von 55 Jahren etwa bei 100’000 Franken
- Im Alter von 65 Jahren etwa bei 300’000 Franken
In beiden Datensätzen zeigt sich im Alter zwischen 55 und 65 Jahren der grösste Vermögensanstieg. In den Steuerdaten verdreifacht sich das Medianvermögen sogar von 100’000 Franken auf 300’000 Franken – was alleine noch lange nicht reicht, um in der Schweiz davon leben zu können. Der Zuwachs wird einerseits dadurch erklärt, dass die Menschen in diesem Alter oft erben. Zudem werden nach der Pensionierung die Guthaben auf der Säule 3a plötzlich steuerpflichtig und fallen ins Vermögen. Und auch Pensionskassenguthaben, die nicht als Rente, sondern als Kapital bezogen werden, sind im Vermögen sichtbar.
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Wer reich ist, bleibt fast immer reich
Gemäss den Steuerdaten sind die Vermögen beim Übergang ins Rentenalter am höchsten und nehmen danach auch kaum ab. Das ist ein Hinweis auf den hohen Sicherheitsanspruch, den die Leute im Alter haben. Sie scheinen ihre Vermögen kaum aufzehren zu wollen. Zudem scheinen sie ihr Geld auch gut anzulegen.
Wer ganz nach oben will, muss mehr als 4,5 Millionen Franken auf der hohen Kante haben. Mit diesem Betrag gehörte man laut Steuerstatistik vom Kanton Zürich zum vermögendsten 1 Prozent. Heute dürften dafür schon 5 Millionen Franken nötig sein.
Allerdings ist es äusserst schwierig, ganz nach oben zu kommen, wie die Studienverfasser schreiben. Es sei äusserst selten, dass jemand von der unteren Vermögenshälfte in die obersten 1 Prozent komme. Damit sei die Vermögensmobilität in der Schweiz deutlich geringer als jene bei den Einkommen.
Noch seltener als ein Aufstieg bei den Vermögen sei ein Abstieg vom reichsten 1 Prozent in die untere Vermögenshälfte. Nur einem von hundert passiere das pro Jahrzehnt. Wer reich ist, bleibt meist reich.