Die Teuerung kostet uns alle Geld – und macht vielen Bauchweh. Und zwar nicht nur den Sozialhilfebezügern, AHV-Rentnern oder Niedriglöhnern. Die Teuerung frisst sich immer mehr in den Mittelstand und sorgt für Löcher im Budget.
Wie tief die sein können, zeigt Blick anhand einer Musterfamilie aus der Budgetberatung. Diese Familie mit zwei Kindern hat ein Haushaltseinkommen von 7500 Franken netto. Mit diesem Geld muss die Familie einen Monat leben, sollte im Idealfall noch etwas auf die Seite legen können für Ferien, Sparen und Unvorhergesehenes.
Hohe Fixkosten
In der Schweiz liegt die Inflationsrate bei 3,5 Prozent. Das ist im Vergleich mit den europäischen Nachbarn wenig, aber für unsere Verhältnisse ungewöhnlich hoch. «Mit der allgemeinen Teuerung können die meisten noch umgehen», ordnet Philipp Frei (38), Geschäftsführer der Budgetberatung Schweiz, ein. «Schwierig wird es bei den hohen Fixposten wie Wohnen, Krankenkasse oder Stromrechnung.»
Kommt dazu, dass etwa die Krankenkassenprämien gar nicht in die Inflationsberechnungen einfliessen. Oder der tägliche Einkauf tatsächlich mehr kostet, als es die Inflationsrate vermuten lässt. «Ich gebe beim Einkauf 30 bis 40 Franken mehr aus als vor der Krise. Das macht mir Sorgen», erklärt Gerald von Allmen (50) aus Strengelbach AG in einer Umfrage von Blick TV.
Der Einkaufskorb mit den Gütern des täglichen Bedarfs hat sich um 5,9 Prozent verteuert, wie das Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners berechnet hat. Die Kosten von Familie Muster steigt deswegen um 56 Franken an.
Wohnen wird teurer
Das meiste Geld geht im Budget fürs Wohnen drauf. Mit den steigenden Hypozinsen werden spätestens im Frühling auch viele Mieten ansteigen. Schon vorher schenken die Nebenkosten ein. Diese können um bis zu einem Drittel höher liegen. Wohnen wird für Familie Muster um 7,7 Prozent oder 147 Franken teurer – pro Monat.
Kommen eventuell noch die Stromkosten dazu, diese steigen im Schnitt um 27 Prozent. Macht im Fall der Familie Muster 27 Franken mehr im Monat. «Ich mache mir vor allem Sorgen um die, die jetzt schon unten durch müssen. Ich spare beim Strom, hab bereits die Temperatur des Kühlschrank erhöht und ich wasche bewusster», sagt Ursula Abegglen aus Zofingen AG zu Blick TV.
Allerdings: «Die wenigsten können so viel Strom sparen, um den Anstieg zu kompensieren», schränkt Budgetberater Frei die Energiesparhoffnungen gleich wieder ein. Noch ärger dran ist unter Umständen, wer mit Heizöl oder Gas heizen muss. Diese beiden Energieträger haben sich innert Jahresfrist um 86 bzw. 58 Prozent verteuert.
Auch Kleider kosten mehr
Der nächstgrösste Budgetposten nach dem Wohnen sind die Krankenkassenprämien. Diese könnten gemäss einer Studie des Krankenkassenverbandes Santésuisse um bis zehn Prozent steigen – und so das Monatsbudget um 90 Franken zusätzlich belasten.
420 Franken gibt Familie Muster für Kleider und Schuhe aus. Der dicke Pulli oder die warmen Schuhe für den kalten Winter kosten einiges mehr, haben sich innert Jahresfrist um 3,7 Prozent verteuert. Macht 15 Franken mehr fürs Haushaltsbudget.
Klingt nicht nach viel, aber mit all den anderen Ausgabensteigerungen summiert sich das auf 335 Franken, die das Leben jeden Monat verteuern. Und ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht. «Wenn es so weitergeht, dann mach ich mir wirklich langsam Sorgen für die Zukunft. Dann werden die ganzen Preiserhöhungen zum Problem für uns alle», befürchtet Andreas Rogenmoser (35) aus Zofingen AG.
Reichts noch für die Skiferien?
Bis jetzt hatte Familie Muster 1000 Franken zu Verfügung, um die Kinderbetreuung, das Mittagsmenü bei der Arbeit, das Futter für die Haustiere oder auch mal ein neues Handy zu bezahlen. Zudem sollten damit auch die Ferien und ein Sparbatzen finanziert werden. Oder die Betriebskosten fürs Auto. Da sich Benzin um über 26 Prozent verteuert hat, gehen auch hier noch ein paar zusätzliche Franken drauf. «Viele werden nun anfangen müssen, genauer zu rechnen», ist Budgetberater Frei überzeugt.
Aufs Jahr hochgerechnet verteuert sich das Leben der Familie Muster um 4020 Franken. Da stellt sich bald die Frage, ob zum Beispiel die Woche Skiferien wirklich noch drinliegt.