Stiftung in Zürich nach Einsprache gegen Bauprojekt am Pranger
«Hamasil verhindert hier Wohnungen für 1000 Franken»

Ein Immobilienprojekt in Zürich West sorgt für Stunk: Die Hamasil Stiftung hat dagegen Einsprache eingelegt. Das Projekt würde nichts zum Quartierleben beitragen, so der Vorwurf. Nun reagiert die Bauherrschaft und attackiert die Stiftung frontal.
Publiziert: 15.09.2023 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2023 um 16:43 Uhr
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Am Standort des Parkhauses Pfingstweid in Zürich ist ein Projekt mit zwei neuen Gebäude geplant.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Bei diesem Bauprojekt soll kein Stein auf dem anderen bleiben: Die Logistikfirma Welti-Furrer will am Standort des heutigen Parkhauses Pfingstweid in Zürich West zwei neue Gebäude bauen. Geplant sind Wohnungen und Gewerbeflächen. Die Stadt hat die Überbauung bereits bewilligt, doch nach der Einsprache der Hamasil Stiftung steht derzeit alles still. Zum grossen Ärger der Bauherren.

Auf einem riesigen Plakat an der Parkhaus-Fassade prangern diese die Schuldigen an.: «Hamasil verhindert hier Wohnungen für 1000.-», steht darauf in roten Lettern.

Beide Seiten liegen bei der Vorstellung über die künftige Entwicklung von Zürich West Welten auseinander. Die Hamasil Stiftung kritisiert, dass «die Firma Welti-Furrer zwei überdimensionierte und städtebaulich wie architektonisch mangelhafte Gebäude bauen» will. Sie ist überzeugt, dass die Überbauung in Bezug auf Zonenkonformität, Gestaltung, Ausnützung, Freiflächen und Klimaverträglichkeit gesetzliche Vorgaben verletzt.

Das sagt die Stiftung zu den Vorwürfen

Auf Anfrage von Blick wehrt sich die Stiftung gegen den Vorwurf, den Bau von günstigem Wohnraum zu blockieren. «Hamasil verhindert keine einzige Wohnung. Im Gegenteil. Mit dem Rekurs ermöglicht die Stiftung die Art von Wohnungen, die es wirklich braucht, für Familien, Paare oder ältere Menschen», hält Michael Sorg, Kommunikationsberater der Hamasil Stiftung, dagegen.

Welti-Furrer plane kein Wohnhaus, sondern ein Bürogebäude. Der Wohnanteil liege gerade mal bei elf Prozent. «Die geplanten 1-Zimmer-Wohnungen sind Business Appartments für Wochenaufenthalter, die nach Zürich fliegen, drei Tage dort arbeiten und dann wieder weg sind. Hamasil setzt sich für ein durchmischtes und lebendiges, für Familien attraktives Quartier ein», sagt Sorg. 

Viel zu geringer Wohnanteil?

Zürich West ist wegen seiner zentralen Lage ein beliebtes Quartier: Die Fahrt vom Hauptbahnhof dauert mit der S-Bahn gerade mal vier Minuten. Doch aktuell ist es vor allem ein Büroquartier. Der Wohnanteil beträgt nur zwölf Prozent. Die Stadt Zürich peilt im Quartier einen Anteil von 20 bis 30 Prozent an. Gemäss der Arbeitsgruppe «Blühende Pfingstweide» wären 30 Prozent nötig. Ansonsten könne Zürich West kein lebendiges Stück Stadt werden. 

Das Projekt von Welti-Furrer trägt gemäss der Stiftung auch sonst wenig zur Aufenthaltsqualität bei. Dafür wären Flächen für Gewerbe, Kultur oder Gastronomie notwendig, so die Kritik. 

Bauherrschaft kritisiert Stiftung frontal

Die Bauherrschaft sieht das wenig überraschend anders und fährt auf einer Homepage zum Projekt schweres Geschütz gegen die Stiftung auf. Mit Coop, Starbucks und einem Restaurant würde das Erdgeschoss das Quartier durchaus beleben. Auch die Vorwürfe, das Projekt würde gegen gesetzliche Vorgaben verstossen, weist Welti-Furrer von sich.

«Das Bauprojekt prime123 wird das Quartier in vielerlei Hinsicht bereichern: Neben viel Grünfläche und bezahlbaren Wohnungen in Premiumlage bietet prime123 Raum für Gewerbe, Gastronomie und Handwerk sowie ein modernisiertes Parkhaus mit Elektroparkplätzen», schreibt die Bauherrschaft auf der Homepage.

Ein Drittel der Wohnungen mit einer Fläche von 45 Quadratmeter soll für 1000 Franken pro Monat vermietet werden. Bei den übrigen zwei Drittel sind 1400 Franken fällig. Die Stiftung selbst würde vergleichbare Wohnungen deutlich teurer vermieten. Eine Anfrage von Blick hat Welti-Furrer bislang nicht beantwortet.

Nun muss die Einsprache darüber entscheiden, ob das Projekt noch Luft nach oben hat. 

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