In Zürich werden die Warteschlangen für Wohnungsbesichtigungen immer länger: In der grössten Schweizer Stadt werden nur noch 144 oder 0,06 Prozent der Wohnungen als leer gemeldet. Wohnungen, für die direkt ein Nachmieter gefunden wird, sind darin zwar nicht enthalten, doch der Mietwohnungsmarkt spitzt sich zu. Das bekommt derzeit auch Felix Schrimper (27) zu spüren. Der Wirtschaftsinformatiker will von der deutschen Grenzstadt Konstanz nach Zürich umziehen, wo er im Oktober eine neue Stelle antritt. Dafür sucht er auf Hochtouren nach einer Wohnung.
«Meine Ansprüche sind nicht sonderlich hoch. Es kann auch eine 1-Zimmer-Wohnung sein. Über 20 Quadratmeter gross sollte sie aber schon sein, damit neben der Küche noch ein Bett und ein Schreibtisch Platz haben», sagt Schrimper. Ein WG-Zimmer sei für ihn keine Option mehr. Er habe lange genug in Wohngemeinschaften gelebt und möchte nun ein Daheim für sich allein.
Im Notfall will er vorübergehend pendeln
Die Wohnung darf auch in der Agglomeration liegen. Doch sein Arbeitsplatz in Zürich-West sollte mit dem öffentlichen Verkehr innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein. Sein Budget: inklusive Nebenkosten maximal 1800 Franken. In der Stadt Zürich gibt es für diese Miete lediglich eine kleine Altbauwohnung, mit bunten oder beigefarbenen Fliesen im Badezimmer, wie ein Blick auf die Immobilienportale zeigt. Für diesen Preis gibt es in Bern sogar noch an relativ zentraler Lage eine alte 3-Zimmer-Wohnung.
«Ich melde mich täglich auf 20 Inserate», sagt Schrimper. Bislang vergeblich. Er hat auch ein eigenes Suchinserat geschaltet. Daraufhin hat es paar Rückmeldungen gegeben. Ebenfalls ohne Erfolg.
Bis im Oktober dürfte es mit der erfolgreichen Suche eng werden. Falls es nicht rechtzeitig klappt, werde er am Anfang von Konstanz aus zur Arbeit pendeln.
Tiefe Leerstände treiben Mieten
Viele kleine Mietwohnungen in Zürich liegen deutlich über Schrimpers Budget: «Überall dort, wo die Leerstandsquote unter 1 Prozent fällt, treibt der knappe Wohnraum die Mietzinsen nach oben», sagt Marco Salvi (54) von der Denkfabrik Avenir Suisse.
Einige Vermieter gehen bei den Mieten über die erlaubte Rendite hinaus, so ein Vorwurf des Mieterinnen- und Mieterverbands. Diese liegt beim aktuellen Referenzzinssatz von 1,5 Prozent bei maximal 3,5 Prozent. Gemäss Verband sollen den Mietern jährlich mehrere Milliarden zu viel abgezwackt werden. Der Verband fordert deshalb eine Mietzinskontrolle, bei der Vermieter periodisch ihre Rendite ausweisen müssen.
Derzeit geht nur ein Bruchteil aller Mieter gegen überhöhte Anfangsmietzinsen vor. Die wenigsten wollen das Verhältnis zu ihrem Vermieter gleich von Beginn an belasten.