Von solchen Vorteilen können normale Büezer nur träumen: Wer es in der Karriereleiter ganz nach oben geschafft hat, kann sich je nach Arbeitgeber über einen namhaften Zustupf für die Privatschule der Kinder oder an den Wohnkosten freuen. Das gilt insbesondere für ausländische Topkader, die in die Schweiz gelockt werden. Und noch mehr für US-amerikanische Staatsbürger und -bürgerinnen.
Will eine Schweizer Firma US-Topleute unter Vertrag nehmen, muss sie tief in die Taschen greifen. So zahlte der Pharmariese Roche für ihr Konzernleitungsmitglied Cristina A. Wilbur (57) im letzten Jahr 513’000 Franken für Steuerberatung und Steuern. Ihr Basissalär inklusive Boni und Aktienoptionen belief sich auf 3,44 Millionen Franken. Für die drei übrigen Geschäftsleitungsmitglieder ohne CEO zahlte Roche rund 72’000 Franken für Steuerberatung und Steuern. Beim ehemaligen Konzernleitungsmitglied Bill Anderson zahlte Roche für die Jahre 2020 und 2021 gar knapp zwei Millionen.
Regionen im Salär-Vergleich: halb so viel Lohn für den gleichen Job
«Zum gleichen Lohn wechselt niemand»
Wilbur und Anderson sind beide US-Bürger, die trotz Doppelbesteuerungsabkommen in manchen Jahren riesige Beträge an den US-Fiskus überweisen müssen. «Das Abkommen zwischen den USA und der Schweiz fängt eigentlich viel auf. Auf Boni in Form von Aktienpaketen können jedoch hohe Steuern anfallen. Entsteht für Topkader durch die Arbeit in der Schweiz ein steuerlicher Nachteil, wird dieser oft ausgeglichen», erklärt Headhunter Erik Wirz (55). Er ist geschäftsführender Partner bei der Firma Wirz & Partners, die im Auftrag von Unternehmen nach Top-Managern rund um den Globus sucht.
Bei den meisten ausländischen Topkadern sei ein Steuerausgleich wegen des tieferen Grenzsteuersatzes in der Schweiz jedoch gar nicht nötig, da kein Nachteil entstehe, so Wirz. «Dann geht es viel mehr darum, dass die höheren Schulkosten für die Kinder und die oft wesentlich höheren Wohnkosten ausgeglichen werden.» Dies geschieht mit sogenannten Relocation Packages, den Zusatzleistungen, mit denen die Nachteile eines Umzugs in die Schweiz vollumfänglich kompensiert werden. Dabei kommen rasch hohe 5- oder gar 6-stellige Beträge zusammen. Das allein reicht aber nicht: «Zum gleichen Gehalt seien Topleute nicht von einem Wechsel zu überzeugen», so der Headhunter.
Überschaubare Kandidatenzahl
Die Firmen schrecken die Zusatzkosten für ausländische Topkader keinesfalls ab. «Auf diesen Positionen ist die Zahl der Kandidaten ab einer gewissen Unternehmensgrösse weltweit sehr überschaubar. Da kommt man um ausländische Manager gar nicht herum. Und in den USA gibt es gerade auch im Pharma oder Tech-Bereich viele Topleute», sagt Wirz.
Nie haben mehr ausländische Führungskräfte die Geschicke der Schweizer Wirtschaft gelenkt. 2023 besetzten Ausländerinnen und Ausländer 56 Prozent der Führungspositionen in den 100 grössten Schweizer Unternehmen, wie der Report der Personalvermittlerfirma Guido Schilling zeigt. Auf Stufe Verwaltungsrat sind es 47 Prozent.
Zum Vergleich: Im weltweiten Durchschnitt stammen bloss 25 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder aus dem Ausland. Der hohe Anteil in der Schweiz kann mit dem begrenzten Talentpool in einem kleinen Land erklärt werden. Gleichzeitig sind hierzulande überdurchschnittlich viele internationale Konzerne angesiedelt.
Auf Platz Eins der Herkunftsländer ausländischer Verwaltungsräte steht Deutschland, gefolgt von den USA und Grossbritannien. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen.
Nie haben mehr ausländische Führungskräfte die Geschicke der Schweizer Wirtschaft gelenkt. 2023 besetzten Ausländerinnen und Ausländer 56 Prozent der Führungspositionen in den 100 grössten Schweizer Unternehmen, wie der Report der Personalvermittlerfirma Guido Schilling zeigt. Auf Stufe Verwaltungsrat sind es 47 Prozent.
Zum Vergleich: Im weltweiten Durchschnitt stammen bloss 25 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder aus dem Ausland. Der hohe Anteil in der Schweiz kann mit dem begrenzten Talentpool in einem kleinen Land erklärt werden. Gleichzeitig sind hierzulande überdurchschnittlich viele internationale Konzerne angesiedelt.
Auf Platz Eins der Herkunftsländer ausländischer Verwaltungsräte steht Deutschland, gefolgt von den USA und Grossbritannien. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen.
Roche bestätigt auf Anfrage: «Was für uns zählt, ist die Eignung und Leistung der jeweiligen Person. Wir wollen die besten Talente gewinnen, unabhängig von ihrer Herkunft.» Zudem würden alle zugezogenen Mitarbeiter in der Startphase Unterstützung erhalten.
US-Topkader sind hoch begehrt. Sie erleichtern den Zugang zum amerikanischen Markt. Oder sie verfügen über Spezialwissen über ihre Heimat, weshalb beispielsweise auch die grossen Schweizer Unternehmensberatungen auf lukrative Umzugspakete setzen.
Auch Spezialisten ohne Führungsrolle profitieren
Beim grossen Roche-Konkurrenten Novartis sitzt mit Vas Narasimhan (47) ein US-Bürger auf dem Chefsessel. Wie Novartis auf Anfrage sagt, zahlt der Konzern ihren Geschäftsleitungsmitgliedern jedoch keinen Steuerausgleich. Narasimhan musste die Steuern auf seinem letztjährigen Salär von 16,2 Millionen Franken folglich selbst berappen. Einzig wenn US-Bürger Arbeitstage in den USA leisten, wird die dafür fällige Steuer übernommen. Zusammen mit Vorzügen wie eine Teilübernahme der Wohnkosten, Schulgebühren und internationalen Gesundheitsversicherungen zahlte der Pharmakonzern seinen Geschäftsleitungsmitgliedern immerhin 6,7 Millionen Franken fürs letzte Jahr.
«Über solche Umzugspakete dürfen sich auch begehrte Fachspezialisten freuen, die zwar keine Führungsrolle innehaben, aber beispielsweise eine zentrale Rolle in der Forschung übernehmen, oder ausgewiesene Fachspezialisten in ihren Bereich sind, z.B. im SW-Technologiebereich», so Wirz.
US-Bürger geben den Pass ab
Auf dem Schweizer Finanzplatz ist man hier für einmal knausriger als die Pharmabranche. So heisst es vonseiten der UBS, dass ausländische Kader, die in die Schweiz ziehen, nur bei den Umzugskosten unterstützt werden. Im Finanzsektor ist das Angebot an Topleuten grösser.
Wer Steuernachteil vom Arbeitgeber nicht ausgeglichen bekommt, greift teils zu einem drastischen Schritt. So geben jährlich mehrere Tausend US-Amerikaner ihre Staatsbürgerschaft auf.