Im Oktober 2021 erteilten die SBB dem Thurgauer Zugunternehmen Stadler unter Patron Peter Spuhler (63) einen Auftrag über 2 Milliarden Franken: Stadler sollte den SBB 286 einstöckige Triebzüge vom Typ Flirt liefern. Es ist einer der grössten Aufträge, die die SBB je vergeben hat.
Konkurrentin Alstom aus Frankreich passte es gar nicht, dass sie leer ausging. Sie erhob gegen die Vergabe daher Beschwerde – und ist damit nun gescheitert. Das Bundesverwaltungsgericht habe die Vergabe des Auftrags an Stadler bestätigt und die Beschwerde abgewiesen, teilten die SBB und Stadler am Mittwoch mit. Man habe während des Ausschreibeverfahrens die beschaffungsrechtlichen Vorgaben und die Gleichbehandlung der Anbieter eingehalten, schrieb das Bahnunternehmen.
Mehr Platz für Velos und Kinderwagen
Stadler kann nun mit dem Bau der 286 Flirt-Züge für den Regionalverkehr starten. Das Gerichtsverfahren verzögert jedoch die Auslieferung der Fahrzeuge. Sie würden nun erst im Laufe des Jahres 2026 den Betrieb aufnehmen, anstatt ab Ende 2025 wie ursprünglich geplant.
Die neuen Züge verfügten über mehr Stauraum für Velos, Kinderwagen und grosse Gepäckstücke, böten guten Mobilfunk für unterwegs und Steckdosen in allen Abteilen, hiess es. Pro Zug gebe es zwei Rollstuhlplätze und ein entsprechendes WC. Und neu werde es auch in der 1. Klasse Rollstuhlplätze haben.
Die Beschaffung machen die SBB nicht alleine, sondern gemeinsam mit den Tochterunternehmen Thurbo in der Ostschweiz und Regionalps im Wallis. Die drei Bahngesellschaften wollten damit den von Bund und Kantonen geplanten Ausbau des Bahnangebots umsetzen. Gemäss Stadler beinhaltet der Vertrag eine Option für bis zu 224 weitere Flirt-Züge.
SBB-Chef Vincent Ducrot (59) begründete den Kauf im Oktober letzten Jahres auch mit dem Ersatz von bestehendem Rollmaterial. Bis 2035 kämen zahlreiche Züge der SBB, der Thurbo und der Regionalps ans Ende ihrer Lebensdauer.
Bau im Thurgau
Der Preis für einen einzelnen neuen Flirt-Zug beträgt laut Angaben der SBB rund sieben Millionen Franken. Der Grossauftrag bringe auch eine Vereinheitlichung beim Rollmaterial. Eine grosse Menge gleicher Züge ermögliche einen flexibleren Betrieb und tiefere Kosten beim Unterhalt.
Gemäss früheren Angaben von Stadler sollen die neuen Züge komplett im Thurgau hergestellt werden. Der Schweizer Wertschöpfungsanteil beträgt demnach gegen 75 Prozent. Das vorliegende Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann beim Bundesgericht angefochten werden. (SDA/sfa)