Stadler Rail-Patron Peter Spuhler (63) ist «nahe dran an einer Lösung» für die Besetzung des CEO-Postens. «Ich habe nicht gesagt, dass wir jemanden haben. Aber wir sind nahe dran an einer Lösung», sagte Spuhler in einem Interview mit der Zeitung «Finanz und Wirtschaft», das am Dienstag online veröffentlicht wurde.
«Aber jetzt zurückzutreten, wäre wie Verrat», sagte Spuhler. Er könne jetzt nicht gehen. «Ein Unternehmer kann nicht davonlaufen, wenn links und rechts die Granaten einschlagen», sagte der Stadler-Verwaltungsratspräsident, der den Ostschweizer Konzern auch als Interims-CEO führt seit dem Abgang von Thomas Ahlburg (52) im Mai 2020.
Denn derzeit gebe es zu viele Probleme: «Es ist ein ziemlich toxischer Cocktail. Neben der Ukrainekrise haben wir Rohstoffpreise, die explodieren, Lieferketten, die abbrechen, eine hohe Inflation, die zu höheren Löhnen führen wird», sagte Spuhler. Am schlimmsten sei das gleichzeitige Auftreten all dieser Herausforderungen.
«Es schüttelt»
Auf die Frage, was das für Stadlers Ergebnisse bedeute, sagte Spuhler: «Wir haben die Guidance kommuniziert, unter der Bedingung, dass es in Richtung Normalität geht. Im Moment schüttelt es ein wenig. Für Stadler ist top, dass wir einen sehr hohen Auftragsbestand haben. Das ist beruhigend.»
Auf der Kostenseite versuche man, die Preisexplosion bei den Komponenten einzudämmen. «Aber wo das hinführt, weiss niemand», sagte Spuhler. Das sei aber keine Gewinnwarnung: «Das Umsatzziel ist erreichbar, sofern die Lieferketten nicht massiv abbrechen. Das Gleiche gilt für Auftragseingang und EBIT-Marge.»
Im laufenden Jahr will Stadler einen Umsatz von 3,7 bis 4 Milliarden Franken erzielen, wie der Konzern im März bekannt gegeben hatte. Der Bestellungseingang soll sich auf 5 bis 6 Milliarden Franken belaufen. Zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten rechnet Stadler 2022 mit Investitionen von circa 200 Millionen Franken.
Mittelfristig hat sich der Konzern eine EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent zum Ziel gesetzt (2021: 6,2 Prozent). Dieses dürfte allerdings wegen der Pandemie und der weltpolitischen Lage erst ein bis zwei Jahre später erreicht werden, hatte Stadler im März angekündigt. Ursprünglich hatte Stadler die Mittelfristziele für das Jahr 2023 erwartet.
Kein Abschreiber für weissrussisches Werk
Für das Werk in Weissrussland, wo Stadler wegen der Sanktionen als Folge des Ukraine-Kriegs die Produktion drosseln will, müsse man «im Moment» keinen Abschreiber vornehmen, sagte Spuhler: «Wir schliessen das Werk ja nicht komplett und gehen davon aus, dass wir die Produktion nach der Aufhebung der Sanktionen wieder hochfahren können.»
In Bezug auf die finanziellen Belastungen durch die Fabrik in der Nähe von Minsk sagte Spuhler: «Wir gehen heute von einem einstelligen Millionenbetrag aus.» Im März hatte Spuhler noch von Kosten im tiefen einstelligen Millionenbetrag gesprochen. (SDA/sfa)