Jahrelang waren sie verlässliche Begleiter: die Wetter-Apps auf unseren Smartphones. Zuverlässig haben sie uns darüber informiert, ob wir besser den Regenschirm oder doch die Sonnenbrille mitnehmen, wenn wir das Haus verlassen.
Seit ein paar Wochen scheint es um die Genauigkeit der Apps schlecht bestellt, ist trotz Regen mit 100 Prozent Wahrscheinlichkeit den ganzen Tag kein Tropfen zu spüren, sind Regenschirm oder -jacke nur unnötiger Ballast. Umgekehrt kann man sich auch an einem im App als sonnig angekündigten Tag durchaus nasse Füsse holen.
Satellitendaten wichtiger als Flugzeuge
Liegt es tatsächlich an den fehlenden Daten aus der Fliegerei, dass die Wetterprognosen scheinbar ungenauer sind? Fakt ist, dass über 3500 Flugzeuge von rund 40 Fluggesellschaften regelmässig Daten aus der Atmosphäre übermitteln – etwa zu Temperatur und Windbedingungen. Vor allem im letzten Frühling, als die globale Luftfahrt am Boden blieb, haben Meteorologen diese Datenflut schmerzlich vermisst. Und auch heute sind bei weitem nicht so viele Flugzeuge unterwegs wie noch vor Corona.
Doch Thomas Bucheli (59), Chef von SRF Meteo, winkt ab: «Diese Daten sind wichtig fürs Mikromanagement der Fliegerei, etwa wenn es darum geht, Zonen mit Turbulenzen vorauszusagen. Für unsere Prognosen sind Satellitendaten wichtiger.»
Wieder mal eine Wetterprognose lesen
Für Bucheli erschweren andere Dinge im Moment die Prognosen: die beschränkten Darstellungsmöglichkeiten in den Apps sowie die komplexe Wettersituation, die eher dem April als dem Wonnemonat Mai gerecht wird. «Die vielen Regenbogen zeigen: Es brodelt in der Wetterküche. Mal scheint hier die Sonne, und es regnet dort – und kurz darauf ist es genau umgekehrt. Diese Abfolge ist zu chaotisch für eine exakte Prognose.»
Zudem gaukeln die Apps eine räumliche und zeitliche Präzision vor, die es so nicht gibt. Der Rat von Bucheli und anderen Meteorologen: «Lesen Sie wieder einmal eine ausführliche Wetterprognose. Diese ist viel differenzierter als die Symbole in der App.»
Einen Trost hat Bucheli für vom Wetter und von den Apps genervte Zeitgenossen: «Ab Samstag liegt der aktivste Teil einer Front vermutlich eher im Süden und Südosten.» Es gibt daher zumindest im Norden Hoffnung, dass Pfingsten wettertechnisch nicht ganz ins Wasser fällt.