Schweizer Bäuerinnen und Bauern sehen ihre Ernte davonschwimmen. Ihre Spargeln bleiben im Boden, der Broccoli wächst nicht aus, die Erdbeeren bleiben blass. Johann Gerber (46) verlangt das Hudelwetter gerade alle Geduld ab.
Der Landwirt produziert in Langnau im Emmental BE auf 1,5 Hektaren Erdbeeren. «Vor einem Jahr konnten wir zu dieser Zeit schon voll ernten», sagt Gerber. Heuer sind viele seiner Erdbeerpflanzen auf dem Feld noch nicht einmal in der Vollblüte.
Vollernte ist 21 Tage in Verzug
Auch in seinen wärmenden Folientunnel reifen die Beeren mehr schlecht als recht. «Erst gestern konnten wir da die ersten zwei Chischtli pflücken», berichtet der Landwirt.
Der Schweizer Obstverband (SOV) erwartet eine «spätere, aber mengenmässig vergleichbare Erdbeerernte wie 2020», sagt ein Sprecher auf Anfrage. Ernteausfälle seien aber kaum zu erwarten. Anders bei den Aprikosen: Rund 70 Prozent der ganzen Aprikosen-Ernte im Wallis fiel den Frost-Nächten im April zum Opfer.
Erdbeer-Bauer Gerber spricht nun von Anfang Juni, dann könne er mit der Ernte wohl richtig loslegen – mit rund drei Wochen Verzug. Dazu müsste es endlich wärmer und sonniger werden. Glaubt man einer alten Bauernregel, wird das Wetter aber durchwachsen bleiben: «Wie das Wetter am Frühlingsanfang, so wird es den ganzen Sommer lang.»
Grossverteiler importieren Mangelware
Gerber lässt sich davon nicht unterkriegen und packt weiter an. Von Hand müssen er und seine Mitarbeiterinnen Stroh zwischen den Erdbeerreihen verteilen, damit die Früchte nicht auf dem Boden aufliegen und faulen. Üblicherweise fährt er dazu mit dem Traktor aufs Feld. Doch dafür ist der Boden im Moment zu nass.
Der kalt-feuchte Untergrund mag auch der Spargel nicht. In kühleren Jahren halbiert sich der Ertrag, sagt Michael Frauenfelder (33) aus Henggart ZH. Der Spargel-Bauer sagt klipp und klar: «Wir haben momentan zu wenige Spargeln.»
Coop und Migros überbrücken deshalb wetterbedingte Lieferverzögerungen von Schweizer Früchten und Gemüse mit Importware aus der EU.
«Das kann sich schnell ändern»
Anders als die Grossverteiler kann die Bauernfamilie Fust aus Waldkrich SG nicht einfach auf Ware aus dem Ausland zurückgreifen. Sie verkauft ihr Bio-Gemüse direkt an die Kunden. Das kalte Wetter macht Tochter Patricia Fust (22) Sorgen. Die Gemüsegärtnerin ist zuständig für den Anbau auf dem Familienbetrieb. «Der Broccoli und der Fenchel auf dem Feld wachsen noch kaum – obwohl jetzt Saison wäre», sagt sie.
«Die eher kühleren Temperaturen haben das Gemüsewachstum ein bisschen verlangsamt, aber das kann sich schnell ändern», heisst es vonseiten des Verbands der Schweizer Gemüseproduzenten.
Dem Wetter ausgeliefert
Jeder regnerische Tag verzögert den Erntetermin auf dem Biohof der Familie Fust. Auch die Tomaten und Peperoni in ihrem Gewächshaus wachsen langsamer. Ob das Gemüse den Wachstumsverzug wieder aufholen kann? «Sobald es wärmer wird und die Sonne kommt, ist der Rückstand bald aufgeholt», sagt Patricia Fust.
Die Familie lebt unter anderem vom Gemüseverkauf. Auf gutes Wetter ist sie angewiesen. Bei der Düngung und der Anbaumethode hat die Bäuerin fast alles selbst in der Hand. «Aber beim Wetter gibt die Natur den Takt vor», sagt Fust.
Trotz Regen und frischen Temperaturen sind Schweizer Hotels um Pfingsten herum so gut wie ausgebucht. Das bestätigt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (62): «Es läuft sogar besser als in den Jahren vor Corona, weil die Leute einfach raus wollen – unabhängig vom Wetter.» Auch sein eigenes Hotel, der Schweizerhof in Lenzerheide GR, ist über die Feiertage ausgebucht. Besonders Romantik- Wellness- und Berghotels seien gefragt, weiss er von Branchenkolleginnen und -kollegen.
Doch auch für Übernachtungen im Kanton Tessin sei die Nachfrage hoch. «Dazu kommt auch, dass viele Hotels erst im Juni vollumfänglich öffnen. Das Angebot ist also knapper, und die Leute buchen früher, um sicher ein Zimmer zu haben», sagt Züllig.
Andere Anbieter bestätigen Buchungslust trotz Wetterfrust. Das Internetportal Reisetopia, das 66 Luxushotels in der Schweiz im Portfolio führt, hat nach eigenen Angaben etwa 75 Prozent ihres Angebots bereits vergeben. Auf der Vermittlungsplattform Weekend4two sind sogar 90 Prozent der Hotelzimmer für Pfingsten vergriffen. «Gäste, welche jetzt noch ein Hotelzimmer buchen wollen, können wir fast nicht mehr unterbringen», sagt Weekend4two-Sprecher Marc Born. Franziska Scheven
Trotz Regen und frischen Temperaturen sind Schweizer Hotels um Pfingsten herum so gut wie ausgebucht. Das bestätigt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (62): «Es läuft sogar besser als in den Jahren vor Corona, weil die Leute einfach raus wollen – unabhängig vom Wetter.» Auch sein eigenes Hotel, der Schweizerhof in Lenzerheide GR, ist über die Feiertage ausgebucht. Besonders Romantik- Wellness- und Berghotels seien gefragt, weiss er von Branchenkolleginnen und -kollegen.
Doch auch für Übernachtungen im Kanton Tessin sei die Nachfrage hoch. «Dazu kommt auch, dass viele Hotels erst im Juni vollumfänglich öffnen. Das Angebot ist also knapper, und die Leute buchen früher, um sicher ein Zimmer zu haben», sagt Züllig.
Andere Anbieter bestätigen Buchungslust trotz Wetterfrust. Das Internetportal Reisetopia, das 66 Luxushotels in der Schweiz im Portfolio führt, hat nach eigenen Angaben etwa 75 Prozent ihres Angebots bereits vergeben. Auf der Vermittlungsplattform Weekend4two sind sogar 90 Prozent der Hotelzimmer für Pfingsten vergriffen. «Gäste, welche jetzt noch ein Hotelzimmer buchen wollen, können wir fast nicht mehr unterbringen», sagt Weekend4two-Sprecher Marc Born. Franziska Scheven