Für ein Fass Nordsee-Öl muss erstmals seit Herbst 2018 wieder mehr als 85 Dollar bezahlt werden. Das ist knapp viermal so viel wie im April 2020. Damals stürzte der Fasspreis wegen der globalen Corona-Schockwellen ab.
Allein im laufenden Jahr notiert der Ölpreis über 64 Prozent im Plus. Ein grosser Rückfall in den nächsten Monaten: nicht in Sicht.
Dass der Preis dermassen hochschnellt, hat mehrere Gründe. Die Wirtschaft erholt sich nach dem Corona-Schock. Angeheizt wurde die Preisrallye zudem jüngst durch eine Preisexplosion beim Erdgas. Es gibt Spekulationen, dass am Markt künftig verstärkt Rohöl für den Betrieb von Kraftwerken nachgefragt wird.
In der vergangenen Woche hat die Internationale Energieagentur (IEA) eine entsprechende Warnung ausgegeben. Die Energieknappheit greife zunehmend auf den Ölmarkt über, hiess es. Kommt hinzu: Die US-Regierung vermeldete diese Woche einen Rückgang der Ölreserven.
Nähert sich der Ölpreis weiter der 100-Dollar-Marke?
Die Sorge über ein zu geringes Ölangebot vor den Wintermonaten legt einen weiteren Preisanstieg nahe. Mit Prognosen halten sich die Experten allerdings zurück. Geht es bald in den dreistelligen Bereich? Zwischen 2011 und 2014 pendelte das Fass Öl zuletzt um die 100 Dollar.
Woher kommt eigentlich das Rohöl, das in der Schweiz raffiniert wird? Über ein Drittel des Erdöls stammt aus den USA. Aus Daten der Eidgenössischen Zollverwaltung geht hervor, dass das ein neuer Rekordwert ist. Damit haben die Vereinigten Staaten die Grossförderländer Kasachstan und Libyen als Hauptexporteur in die Schweiz abgelöst.
Einzige Verarbeiterin hierzulande ist die Raffinerie in Cressier NE. Sie verarbeitet Erdöl – auch aus den USA – zu Kerosin, Diesel und Benzin. Unternehmen wie Shell oder Agrola importieren bereits verarbeitetes Rohöl in die Schweiz.