So viel geht für die Gesundheit drauf
Einzig die Amerikaner zahlen mehr als wir

Für dieses Jahr werden erneut rekordhohe Gesundheitskosten für Schweizer erwartet. Noch mehr zahlen lediglich die Amerikaner. Wegen der hohen Kosten verzichten immer mehr Schweizer auf medizinische Behandlungen.
Publiziert: 16.04.2018 um 23:36 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:35 Uhr
Im laufenden Jahr dürften die Gesundheitskosten erstmals die Marke von 10'000 Franken pro Kopf übersteigen. Davon geht die Konjunkturforschungsstelle der ETH – KOF – aus. Damit liegt die Schweiz hinter den USA auf Platz zwei im OECD-Vergleich der Gesundheitskosten.
Foto: Keystone
Julia Fritsche

Schweizer klagen über die steigenden Krankenkassenprämien. Sie sind eine Folge der zunehmenden Gesundheitsausgaben. Dieses Jahr sollen deren Kosten laut den Prognosen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich – KOF – erstmals die Marke von 10'000 Franken pro Kopf knacken. Doch damit ist die Decke nicht erreicht. Laut KOF soll uns die Gesundheit im nächsten Jahr 4 Prozent mehr kosten.

Bei den Gesundheitsausgaben gehört die Schweiz im internationalen Vergleich schon lange zur Spitzengruppe, heisst es bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). 2016 kostete die Gesundheit die Schweizer 12,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das OECD-Mittel liegt bei 9 Prozent. Nur in den USA liegt der Anteil mit 17,2 Prozent höher als bei uns. Jeder Amerikaner zahlt pro Jahr rund 9400 Franken. Der Schweiz am nächsten kommen Norwegen (6315 Franken) und Deutschland (5273 Franken). Auch die Iren, Schweden und Niederländer lassen sich ihre Gesundheit noch über 5000 Franken kosten.

Unrühmlicher Spitzenplatz für die Schweiz

Grundsätzlich stellt die OECD fest, dass sich die Gesundheitskosten seit 2012 ähnlich entwickeln wie das Wirtschaftswachstum. Allerdings gibt es Abweichler. Dazu zählen die USA. Hier waren die Kosten bis 2015 relativ stabil, erst dann stiegen sie kräftig an. 

Auf den ersten Platz schafft es die Schweiz bei den Kosten für die Gesundheit, die jeder aus seinem eigenen Sack zu bezahlen hat. 5,3 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsbudgets gehen dafür drauf. Erheblich tiefer ist die Belastung in Italien (3,1 Prozent) und Deutschland (1,8 Prozent). Am Ende des Rankings liegt Frankreich. Dort müssen Bürger nur 1,4 Prozent des Budgets für medizinische Extra-Ausgaben aufwenden. Unter diese Extrakosten fallen etwa Medikamente, Zahnbehandlungen oder Produkte wie Hörgeräte und Rollstühle.

Die hohen Kosten führen laut OECD dazu, dass Bürger vermehrt auf Behandlungen verzichten, weil diese zu teuer sind. Besonders stark betroffen ist hier die Schweiz. Jeder fünfte Schweizer hat 2016 aus Kostengründen auf einen Arztbesuch, fast 12 Prozent haben auf Medikamente verzichtet.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.