Die Kosten im Schweizer Gesundheitssystem steigen seit Jahren immer weiter in die Höhe. Auch für die Chefin der Krankenkasse CSS, Philomena Colatrella (49), ist mittlerweile die Schmerzgrenze erreicht, wie sie dem SonntagsBlick sagt. Ihr Rezept gegen die Prämienexplosion: Mehr Eigenverantwortung von allen Beteiligten.
Konkret fordert sie die Erhöhung der Mindestfranchise von heute 300 Franken auf bis zu 10'000 Franken. Das würde zu grossen Einsparungen führen, die sich auch auf die Höhe der monatlichen Prämien auswirken würden. Die könnten um bis zu 170 Franken sinken, meint sie.
«Das stärkt die Eigenverantwortung nicht»
Diejenigen, die sich die hohen Franchisen nicht leisten könnten, müssten von der öffentlichen Hand unterstützt werden, sagt Colatrello. «Das liesse sich über den Topf für Prämienverbilligungen finanzieren.» Dort würde durch die tieferen Prämien weniger Geld gebraucht.
Gesundheitspolitiker sind von der Argumentation der CSS-Chefin nicht überzeugt. Wenn die öffentliche Hand die Kosten von all denjenigen übernehmen müsse, die sich die Franchisen nicht leisten könnten, stärke das die Eigenverantwortung nicht, sagt beispielsweise FDP-Nationalrätin Regine Sauter zu BLICK.
«Dann können sich nur Reiche die Krankenkasse leisten»
Auch Passanten in Zürich können der Idee von Philomena Colatrello kaum etwas abgewinnen. «Ich bin sehr dagegen», sagt der IV-Rentner Ueli Freitag (57). «Dann können sich nur Reiche die Krankenkasse leisten. Es haben jetzt schon viele Leute Probleme damit, ihre Rechnungen zu bezahlen.»
Auch die Rentnerin Ines Müller-Job findet den Vorschlag problematisch. «Das würde viele Leute in den Ruin treiben.» So werde eine Zweiklassen-Medizin eingeführt, wie man es aus anderen Ländern wie Deutschland kenne. «Und das wünsche ich mir nicht für die Schweiz.» (krj/szm)