So tief wie seit der Einführung der Personenfreizügigkeit nicht mehr
Corona bremst Zuwanderung über den Lockdown hinaus

Nach dem Lockdown legte die Schweizer Wirtschaft einen Zwischenspurt hin. Doch die Erholung büsst nun an Schwung ein, besagt einen Studie der Credit Suisse. Zudem bremse Corona die Zuwanderung aus.
Publiziert: 16.09.2020 um 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2020 um 10:49 Uhr
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Nach dem Lockdown legte die Schweizer Wirtschaft gemäss einer neuen Studie der Credit Suisse einen Zwischenspurt hin.
Foto: keystone-sda.ch
Ulrich Rotzinger

Der Wirtschaftseinbruch im ersten Halbjahr dieses Jahres war beispiellos. Keine Finanzkrise, kein Ölpreisschock oder Börsencrash war Schuld. Sondern das winzige Coronavirus. Er schadet unserer Wirtschaft mehr als alles andere.

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise brach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 8,2 Prozent ein. Dann folgte ein Zwischenspurt, eine rasche Erholung. Ökonomen der Credit Suisse halten fest, dass Schweizer Privathaushalte derzeit rund zwei Drittel der Gelder, die sie während dem Lockdown angespart hatten, wieder ausgeben. Weitere Pluspunkte: die Verlängerung der Kurzarbeit und die Covid-19-Überbrückungskredite.

Wachstum nach Zwischenspurt wieder langsamer

Eine neue Studie der Grossbank CS zur Lage der Schweizer Wirtschaft zeigt nun an, dass die Erholung nach dem Zwischenspurt an Dynamik verliert. Deren Ökonomen erwarten einen Anstieg der Arbeitslosenquote von heute 3,3 Prozent auf rund 4 Prozent bis Mitte 2021. Das bremst natürlich den Konsum der Privathaushalte. Zudem sei mit einer «mageren Lohnrunde» für die Arbeitnehmenden zu rechnen.

Laut CS hält das Coronavirus die Weltwirtschaft noch länger in Atem, drückt auf die Gewinne der Unternehmen. «Wir gehen aber nicht von einem weiteren flächendeckenden Lockdown aus», heisst es in der Studie weiter. Fakt sei: Die Industrie habe die Talsohle durchschritten, die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern und Maschinen steige. Wichtige Stütze ist der Pharma- und Chemiesektor in der Schweiz.

Corona bremst Zuwanderung massiv aus

Der Wanderungssaldo der ständigen Wohnbevölkerung – die Einwanderung minus Auswanderung – betrug im Jahr vor Corona 53'000 Personen. Für das laufende Jahr rechnet die CS mit rund 50'000. Dies, weil die Corona-Krise nicht nur zu einem Rückgang der Zuwanderung führt, sondern auch weniger Menschen aus der Schweiz wegziehen. Zudem ist die Stellensuche im Ausland derzeit schwer.

Solange sich der Arbeitsmarkt nicht erholt, was noch einige Zeit dauern wird, dürfte die Zuwanderung gedämpft bleiben. Doch schon jetzt spüre man die niedrigeren Zuwanderungszahlen in Form einer tieferen Nachfrage auf dem Immobilienmarkt, heisst es in der CS-Studie.

Die Ökonomen der Grossbank rechnen für 2021 mit einem weiteren Rückgang der Nettozuwanderung. Sie werde auf einem Niveau von 45'000 zuliegen kommen.

«Damit würde der Wanderungssaldo erstmals seit Einführung der vollen Personenfreizügigkeit im Juni 2007 auf unter 50'000 Personen sinken.»

Wie sieht die Zuwanderung langfristig aus?

Die CS geht davon aus, dass die anrollende Pensionierungswelle bei der geburtenstarken Babyboomer-Generation eine grosse Lücke im Arbeitsmarkt hinterlassen wird. Diese dürfte teilweise über Rekrutierungen im Ausland kompensiert werden können.

Die Ökonomen rechnen langfristig mit einem mittleren Wanderungssaldo von etwas über 50'000 als wahrscheinlichstes Szenario.


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