Kult-TV-Auswanderer im 42-Tage-Lockdown auf Kreta
«Das Corona-Virus hat jede Hoffnung zerschlagen»

Die Corona-Krise ist für die Schweizer TV-Auswanderer Beatrice und Marcel Buholzer eine Leidenszeit. Noch schlimmer steht es aber um die Einheimischen. Auf der Insel Kreta steht die Tourismus-Industrie vor dem Nichts.
Publiziert: 09.09.2020 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2020 um 09:06 Uhr
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Beatrice und Marcel Buholzer erzählen BLICK von ihrer Zeit in Griechenland während der Corona-Krise.
Foto: zVg
Levin Stamm

Sie machten sich auf und davon: Beatrice (61) und Marcel Buholzer (64) gehören zu den berühmtesten Auswanderern der Schweiz. Als sie 2014 ihr altes Leben in Aetigkofen SO hinter sich lassen und auf der griechischen Insel Kreta eine Bar eröffnen, sind die Kameras der SRF-Sendung «Auf und davon» auf sie gerichtet.

Jetzt, sechs Jahre später, sind die Kameras weg – und Buholzers sitzen nun in ihrem Häuschen im 700-Seelen-Dorf Sissi. Ihre Kult-Bar haben sie aus gesundheitlichen Gründen verkauft, stattdessen führen sie jetzt ein Bed & Breakfast. Der Strand ist eigentlich nur einen Katzensprung entfernt, doch lange bleibt ihnen der Badespass verwehrt.

Ende Februar verzeichnen die Griechen die erste Corona-Infektion, umgehend werden erste Massnahmen beschlossen. Als die Zahlen trotzdem weiter ansteigen, zieht die Regierung die Notbremse und verhängt am 23. März den Lockdown.

Während 42 Tagen eingesperrt

Buholzers erinnern sich an die schwierige Zeit: «Während 42 Tagen waren wir in unserem Haus eingesperrt. Einzig zum Einkaufen durften wir raus.» Immerhin: «Wir haben einen Garten mit Pool. Das machte die Situation etwas erträglicher.» Auch finanziell geraten die beiden zünftig in die Bredouille. Von Mitte April bis Ende Juni verliert sich keine Seele in ihr Bed & Breakfast. «Wir haben mehrere Tausend Euro verloren», sagt Beatrice.

Inzwischen geht es für die TV-Auswanderer aber wieder aufwärts. «Für den Spätsommer und Herbst sind wir komplett ausgebucht.» Ein Privileg, dessen sich auch Buholzers bewusst sind. «Die Tourismus-Industrie auf Kreta bangt noch immer um ihre Existenz.» Und das obwohl die Regierung bereits früh die Grenzöffnung für Europäer ankündete: «Sie haben alles versucht, um die Touristen so schnell wie möglich wieder nach Griechenland zu holen.»

Familie springt für den Staat in die Bresche

Trotzdem: Die Furcht vor dem Virus vergrault weiterhin die Touristen. Mit dramatischen Folgen: «Viele fürchten den anstehenden Winter», sagt Beatrice. Denn normalerweise arbeiteten viele Griechen den Sommer durch, um Reserven für die Nebensaison ohne Arbeit aufzubauen. Auch vom Staat können sie keine Hilfe erwarten: «Es fehlt ihm schlicht das Geld, um die Menschen zu unterstützen.»

Für Griechenland kommt die Corona-Krise zum ungünstigsten Zeitpunkt. Seit einem Jahrzehnt steckt das südeuropäische Land in der Schuldenfalle und musste mehrere Male von internationalen Geldgebern mit Milliardenhilfen vor dem Bankrott gerettet werden.

In der Rezession steckt das Mittelmeerland seit dem Herbst 2019. Der Tourismus, der mehr als 20 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht, war in der Vergangenheit oft der einzige Hoffnungsschimmer der kriselnden Volkswirtschaft.

«Das Virus hat jede Hoffnung zerschlagen»

Bei Buholzers auf Kreta ist die Abhängigkeit vom Tourismus noch krasser. In normalen Jahren empfangen die 60'000 Kreter bis zu fünf Millionen Touristen. In diesem Jahr bleiben 70 Prozent weg. «In letzter Zeit spürten wir wieder Hoffnung in der Bevölkerung. Das Virus hat diese völlig zerschlagen», sagt Marcel.

Dazu kommt: Besserung ist nicht in Sicht. In den letzten Tagen sind die Zahlen wieder hochgeschossen und die Regierung zu einer erneuten Verschärfung des Corona-Regimes gezwungen. Die Leidenszeit der Griechen und Auswanderern Buholzer könnte also noch länger andauern.

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